Angeklagte organisierten Einschleusung, Betrieb von Bordellen und Geldwäsche – Verhandlung bis 2026 geplant.
Prozess in Bielefeld: Schleusernetzwerk zwang Frauen zur Prostitution

Vor dem Landgericht Bielefeld hat der Prozess gegen ein angebliches Schleusernetzwerk begonnen, das Frauen und Transmenschen aus Thailand nach Deutschland gebracht und zur Prostitution gezwungen haben soll. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt zehn Männer und Frauen des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern, der Zwangsprostitution und Geldwäsche. Laut Anklage sollten die Opfer ihre Reisekosten durch die Arbeit in den Bordellen abbezahlen. Dieses Vorgehen wird vom Bundeskriminalamt (BKA) als nicht unüblich angesehen.
Von der Organisation bis zum Bordellbetrieb
Die Beschuldigten im Alter von 29 bis 64 Jahren sollen laut Anklage verschiedene Funktionen innerhalb des Netzwerks übernommen haben: Einige sollen das System organisiert, andere als Fahrer oder Kuriere fungiert und wieder andere die Bordelle betrieben haben.
Neben Nordrhein-Westfalen gab es auch Bordelle in Hamburg, Lüneburg und Weimar. Die Angeklagten kommen aus Löhne, Bad Oeynhausen, Minden und Bünde (alle Nordrhein-Westfalen), sowie aus Hamburg, Rostock und Frankfurt. Einer der Angeklagten ist britischer Staatsbürger, die anderen sind thailändische Staatsbürger, wobei zwei zusätzlich die deutsche beziehungsweise schwedische Staatsbürgerschaft besitzen.
Bargeld als Süßigkeiten getarnt
Das in deutschen Bordellen erwirtschaftete Geld wurde teilweise per Flugzeug als Bargeld nach Thailand transportiert und dort umgetauscht. In einem vom Staatsanwalt geschilderten Fall wurden 110.000 Euro in zwei Süßigkeitsverpackungen über den Flughafen Hamburg nach Asien geschmuggelt. Deshalb wird auch Geldwäsche angeklagt. Das Verlesen der Anklage dauerte weit über zwei Stunden. Bis Ende April 2026 hat das Gericht Verhandlungstage angesetzt.
Schleusungen als Phänomen
Das Bundeskriminalamt (BKA) spricht von einem bekannten Phänomen. Asiatische Staatsangehörige würden in ihrem Heimatland primär über Agenturen angeworben und nach Europa geschleust, so das BKA. Die Schleuser hätten häufig die dieselbe Nationalität und gehörten kriminellen Gruppierungen an. «Die Preise für derartige Schleusungen sind mit Blick auf das Jahresdurchschnittseinkommen überproportional hoch, sodass sich die Migrantinnen und Migranten regelmäßig in Zwangsabhängigkeiten begeben», sagte eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes der Deutschen Presse-Agentur.
Das BKA verweist auf das Bundeslagebild Menschenhandel für das Jahr 2024. Hier wurden 16 thailändische Opfer des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung registriert. Die Ermittler gehen jedoch von einem hohen Dunkelfeld aus. Opfer von Menschenhandel und Arbeitsausbeutung geben sich demnach oft nicht zu erkennen. Zum einen haben sie Angst vor den Behörden und Tätern und ihr Aufenthaltsstatus ist unsicher.








