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Schwacher Arbeitsmarkt: US-Notenbank senkt Leitzins

Seit Dezember 2024 rührte die Federal Reserve den Leitzins nicht an. Zuletzt wuchs der Druck auf die Fed – neben konjunkturellen Faktoren spielte auch US-Präsident Trump eine Rolle.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat erstmals seit Monaten den Leitzins gesenkt. (Archivfoto)
Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

Zum ersten Mal seit etwa drei Quartalen hat die US-Notenbank den Leitzins gesenkt. Laut der Federal Reserve (Fed) in Washington liegt dieser nun in der Spanne von 4,0 bis 4,25 Prozent. Viele Analysten hatten dies bereits erwartet, da der Arbeitsmarkt in den Vereinigten Staaten deutlich geschwächt war. US-Präsident Donald Trump hatte ebenfalls vehement eine Senkung des Zinssatzes gefordert – jedoch dürfte dies bei der aktuellen Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.

Der Zentralbankrat der Fed versucht mit der Zinssenkung eine Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei steigender Inflation zu finden. Durch niedrigere Zinsen werden Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell günstiger. Eine erhöhte Geldmenge kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und somit Arbeitsplätze schaffen.

Eine Zinssenkung führt dazu, dass der Euro im Vergleich zum US-Dollar aufgewertet wird, was die Attraktivität des US-Dollars verringert. Europäische Touristen könnten daher von einer Reise in die USA profitieren. Vor der Zinsentscheidung war der Euro bereits auf rund 1,18 US-Dollar gestiegen. Personen, die normalerweise in Euro bezahlen, erhalten daher derzeit mehr Dollar für ihr Geld.

Schwache Entwicklung auf Arbeitsmarkt ein Grund für Senkung

Die Arbeitsmarktzahlen in den USA blieben zuletzt hinter den Erwartungen zurück. Außerdem wurde das Beschäftigungswachstum in den zwölf Monaten bis März 2025 um insgesamt 911.000 Jobs nach unten korrigiert – eine ungewöhnlich große Revision.

Das bedeutet, dass in den USA weniger Stellen geschaffen wurden als erwartet, was darauf hindeutet, dass die Wirtschaft nicht so schnell wächst wie gedacht. Kfw-Volkswirt Dirk Schumacher kommentierte, dass die Neubeschäftigung sich so stark verlangsamt hat, dass die Inflationsrisiken im Zusammenhang mit den US-Zöllen in den Hintergrund getreten sind.

Nur ein Abweichler bei der Abstimmung

Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern stimmten elf für eine Reduzierung um einen Zinsschritt, das entspricht 0,25 Prozentpunkten. Lediglich der Trump-Vertraute Stephen Miran, der erst zu Beginn der Woche als Übergangslösung im Fed-Vorstand bestätigt wurde, sprach sich für eine größere Senkung aus – ganz im Sinne von Trumps Wunsch.

Skeptiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, «Trumps Marionette» zu sein: «Niemand – weder die amerikanische Öffentlichkeit noch Investoren hierzulande, noch die weltweiten Finanzmärkte – werden ihm als unabhängiger Stimme vertrauen», sagte sie. Miran versprach dagegen, die Unabhängigkeit der Notenbank «bewahren» zu wollen.

Trumps Druck wohl eher zweitrangig für Zinsentscheidung

Experten zufolge spielte der vehemente Druck aus dem Weißen Haus beim aktuellen Entscheid eine untergeordnete Rolle. Trotzdem bleibt die Frage, wie unabhängig die Fed in Zukunft handeln wird, solange Trump Präsident ist.

Der Republikaner hatte immer wieder auf Zinssenkungen gepocht – vergeblich, weswegen er Fed-Chef Powell mehrfach als «Dummkopf» beschimpfte. Der Präsident will mit einem niedrigeren Zins die Wirtschaft ankurbeln und Amerikanern den Immobilienkauf zu erleichtern. Auch würde sich die Zinslast auf die Staatsschulden verringern. Der Zentralbankrat hingegen wollte angesichts der gestiegenen Inflation vorsichtig agieren.

Wie geht es zwischen dem US-Präsidenten und der Fed weiter?

Trump versucht zunehmend, den geldpolitischen Kurs der Fed über Personaldebatten zu beeinflussen. Kürzlich leitete er die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook ein und begründete dies mit angeblichen Unregelmäßigkeiten bei privaten Immobilienkrediten. Die Vorständin wehrt sich rechtlich dagegen – mit Erfolg: Vor einem US-Berufungsgericht erlitt der Präsident kürzlich eine Niederlage.

dpa