Kann man Sexualstraftäter mit Medikamenten davon abhalten, wieder übergriffig zu werden? Und darf man das? Großbritanniens Justizministerin prüft einen weitreichenden Schritt.
Sexualstraftäter: Großbritannien erwägt chemische Kastration
Großbritannien erwägt den Einsatz von Medikamenten, um Sexualstraftäter durch Unterdrückung ihres Sexualtriebs vor weiteren Übergriffen abzuhalten. In 20 Gefängnissen solle ein Pilotprojekt ausgerollt werden, kündigte Justizministerin Shabana Mahmood der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge an. Sie prüfe auch, ob es möglich sei, den Ansatz verbindlich zu machen.
Mahmood sagte im Parlament in London, dass dies jedoch mit psychologischen Maßnahmen einhergehen müsse, die auf andere Gründe abzielten, warum die Straftaten begangen würden, wie z.B. das Ausüben von Macht und Kontrolle.
Was ist eine chemische Kastration?
Laut einem Papier des Wissenschaftlichen Diensts des Bundestags ist es in Deutschland rechtlich möglich, den Sexualtrieb durch Medikamente zu hemmen, was auch als chemische Kastration bezeichnet wird, solange dies freiwillig geschieht.
Vor einigen Jahren hatte das Parlament in Pakistan ein Gesetz verabschiedet, das es Gerichten erlaubt, die chemische Kastration bestimmter Sexualstraftäter anzuordnen. Menschenrechtler und Rechtsexperten hatten das kritisiert.
Überlastete Gefängnisse in England
Angesichts der überlasteten Gefängnisse in England überlegt die britische Regierung, welche anderen Optionen es im Strafsystem gibt. Die Regierung war bereits gezwungen, Tausende von Straftätern vorzeitig zu entlassen, um Platz in den Haftanstalten zu schaffen.
Es wird in einem Bericht vorgeschlagen, bei Sexualstraftätern die Option der chemischen Kastration zu prüfen, um Wiederholungstaten zu verhindern. Laut PA gibt es bereits in England ein Pilotprojekt, das nun erweitert werden soll.