Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Sicherheit zu Karneval: Vorkehrungen bei Umzügen verschärft

Millionen Menschen werden beim Straßenkarneval in Deutschland feiern. Nach den Vorfällen in München und Magdeburg stellt sich die Frage: Wie steht es um die Sicherheit?

In vielen Städten und Dörfern in Deutschland laufen die Vorbereitungen auf Karnevalsumzüge. (Archivfoto)
Foto: Patrick Seeger/dpa

Aus Furcht vor Angriffen auf Karnevalsumzüge werden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. «Sie wurden angepasst, es gibt zusätzliche Auflagen im Vergleich zum vergangenen Jahr», sagte der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess, der Deutschen Presse-Agentur. Erste Umzüge seien bereits abgesagt worden. Der Höhepunkt des Straßenkarnevals mit Millionen Menschen steht erst noch bevor. Die größten Umzüge dürften am Rosenmontag etwa in Köln, Düsseldorf und Mainz stattfinden.

Als Konsequenz aus dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg werden Fess zufolge zum Beispiel zusätzliche Poller oder Fahrzeuge zum Schutz der Veranstaltungen aufgestellt. «Die Strecken werden neu bewertet. Es wird geschaut, wo Fahrzeuge in einen Zug fahren könnten.» In Magdeburg war kurz vor Heiligabend ein Mann mit einem Auto über den Markt gerast. Sechs Menschen starben, fast 300 Menschen wurden verletzt.

Erst am Donnerstag war ein Auto in München in eine Demonstration gefahren. Es gab mehr als 30 Verletzte. Fess sagte: «München wird dazu führen, dass in dem einen oder anderen Genehmigungsfall sicher nachgebessert werden muss.» Die Kommunen genehmigen solche Veranstaltungen.

Wie viele Umzüge sind bundesweit geplant?

Der Verband geht davon aus, dass bis Aschermittwoch bundesweit etwa 3.500 kleinere, mittlere und größere Umzüge stattfinden werden. Es gibt mehr als 5.300 Vereine und Zünfte in allen Bundesländern. Der Verbandschef ist derzeit über bis zu fünf abgesagte Umzüge informiert.

Die hessische Stadt Marburg hat kürzlich aus finanziellen Gründen beschlossen, ihren Karnevalsumzug abzusagen. Der bisherige Rosenmontagszug ist aufgrund der erforderlichen Absperrungen derzeit einfach nicht bezahlbar. In Kempten im Allgäu wurde die Absage des Umzugs von den Veranstaltern damit begründet, dass die Zufahrten zur Umzugsstrecke mit Betonquadern geschützt werden müssten. Dies sei sowohl organisatorisch als auch finanziell nicht machbar, erklärte der örtliche Faschingsverein.

Es ist noch unklar, ob nach dem Anschlag in München ein Umzug durch die Straßen von Erfurt stattfinden wird. Gemäß den bisherigen Planungen wurde der Umzug aufgrund hoher Sicherheitsanforderungen und den damit verbundenen Kosten bereits zu einer kleinen Version ohne Motivwagen auf einer verkürzten Route reduziert.

In den vergangenen Jahren gab es bereits hohe Sicherheitsanforderungen für Umzüge. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur haben die Veranstalter diesmal vielerorts nachgebessert. Ein Sprecher des Bremer Karnevalsvereins betonte, dass sie in ständigem Austausch mit der Polizei stehen. Die Polizei in Mainz gab bekannt, dass beim großen Umzug am Rosenmontag mehr als 1.100 Einsatzkräfte vor Ort sein werden.

Die Veranstalter des größten Umzugs in Sachsen, in der Stadt Radebeul, gaben zu bedenken: «Aber es ist auch Utopie, einen Festumzug in einem Stadtgebiet 100 Prozent abzusichern.» 

Die Kritik von Karnevalisten

Der Bund Deutscher Karneval beklagte von Region zu Region unterschiedliche Vorgaben zur Sicherheit. «Wir haben flächendeckend keine einheitliche Regelung. Das sehe ich als sehr schwierig an», so Fess. Er wünsche sich, dass zum Beispiel bei einer Innenministerkonferenz darüber gesprochen werde. Die aktuelle Lage in Deutschland mache Sicherheitsmaßnahmen erforderlich.

Nicht zuletzt sind Auflagen mit zusätzlichen Ausgaben verbunden. «Es kann nicht am Ende bedeuten, dass die Kosten abgewälzt werden auf die Ausrichter, also diejenigen, die Züge organisieren», sagte der Präsident. Bei großen Veranstaltungen wie zum Beispiel in Köln oder Mainz könnten das durchaus zusätzliche Mittel von 100.000 bis 200.000 Euro bedeuten. «Es muss darüber gesprochen werden, wie so etwas gemeinschaftlich gelöst werden kann.»

Drohen noch mehr Absagen?

Fess warnte davor, dass noch mehr Umzüge wegen hoher Kosten abgesagt werden könnten. «Es wäre fatal, wenn das Kulturgut Fasching, Fastnacht, Karneval in einer Region wegbricht, weil das Sicherheitsbegehren zu hoch ist und sich niemand mehr traut, so etwas zu organisieren.»

Mit Blick auf Gefahren warnte er: «Wir dürfen uns nicht von solchen Leuten das Leben diktieren lassen.» Das wäre für die Gesellschaft nicht gut. «Fasching, Fastnacht und Karneval kann gerade in diesen Tagen ein Rettungsanker sein.»

dpa