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«Sie hatten keine Chance» – Frau und Töchter getötet

Mit Armbrust und Messer soll ein Mann in Berlin seine Familie ausgelöscht haben. Vor Gericht gesteht er die Tat. Doch was waren die Hintergründe?

Ein 37-Jähriger soll seine Partnerin und die gemeinsamen Töchter auf grausame Weise getötet haben.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

In der Wohnung in Berlin-Marzahn haben sich schreckliche Szenen abgespielt. Zwei Mädchen im Alter von fünf und sechs Jahren sowie ihre Mutter wurden Tage später blutüberströmt tot aufgefunden. Sie wurden mit Pfeilen einer Armbrust und einem großen Messer gequält. Etwa fünf Monate nach dem mutmaßlichen Dreifachmord befindet sich der Partner und Vater der Opfer in Berlin vor Gericht auf der Anklagebank.

Während Oberstaatsanwalt Ralph Knispel die entsetzlichen Details der Anklage verliest, blickt der 37-jährige Deutsche zu Boden. Die Staatsanwaltschaft geht vom Mordmerkmal der Grausamkeit aus. Er habe seine Opfer töten wollen und ihnen aus «gefühlloser wie unbarmherziger Gesinnung gezielt Schmerzen körperlicher wie seelischer Art» zugefügt, so der Vorwurf. Die Partnerin und die Kinder versuchten sich demnach verzweifelt zu wehren – Schnittverletzungen an Händen oder Armen zeugen von Abwehrversuchen. 

Angeklagter bricht sein Schweigen

Direkt nach der Tat floh der gebürtige Heidelberger zu Verwandten in Baden-Württemberg, wo er festgenommen wurde. Zu den Vorwürfen äußerte er sich damals nicht. Die Anklage nennt daher kein mutmaßliches Motiv. Nun hat er sein Schweigen gebrochen.

«Ich habe die Taten begangen. Ich kann es nicht glauben und nicht nachvollziehen. Ich habe keinen Ausweg gesehen», ließ er von seiner Verteidigerin Nicole Bédé erklären. «Ich habe meine Töchter sehr geliebt. Die Welt ist in einem beängstigenden Zustand», hieß es weiter. 

Er habe erst seine Partnerin getötet, die die Kinder aus seiner Sicht nicht geschützt habe. Dann sei er ins Kinderzimmer gegangen. «Ich habe einfach zugestochen.» Dann habe er die Armbrust eingesetzt. «Sie hatten keine Chance». Er habe seine Töchter nicht quälen wollen. Es habe schnell gehen sollen. 

Psychische Erkrankung beim Angeklagten? 

Der Angeklagte hatte nach Angaben 15 Pfeile für die Armbrust. Laut Anklage hat er sie aus den Körpern der Opfer gezogen und erneut verwendet. Er ließ erklären, dass er sich nicht daran erinnern könne. Der Mann verfolgte blass und in einem schlabbrigen schwarzen T-Shirt den ersten Prozesstag, der nur kurz dauerte.

Seine Anwältin hat beantragt, ihn vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen. Eine Sachverständige unterstützte diesen Antrag. „Ich habe eine schwere geistige Erkrankung beim Angeklagten festgestellt“, erklärte sie. Die Tat müsse vor dem Hintergrund von Paranoia betrachtet werden. Das Gericht muss nun darüber entscheiden. Der Mann befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.

Bruder und Onkel von Opfern als Nebenkläger

Der Prozess wird am 18. März mit den ersten Zeugen fortgesetzt. Das Landgericht Berlin hat bisher insgesamt neun Verhandlungstermine bis zum 10. April geplant.

Der Bruder und Onkel der Opfer tritt als Nebenkläger in dem Verfahren auf. Am ersten Verhandlungstag wurde er nur durch seine Anwältin vertreten und war nicht persönlich anwesend.

Die Frau und die beiden Kinder wurden am 3. November 2024 tot in ihrer Wohnung entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt war der mutmaßliche Täter nicht mehr in Berlin. Nach seiner Festnahme in Heidelberg wurde er nach Berlin zurückgebracht.

Laut Angaben wurde der Angeklagte bisher nicht strafrechtlich verurteilt. Es wird behauptet, dass er keinen Beruf erlernt hat. Zum Schluss soll er Bürgergeld erhalten haben, wie es am Rande erwähnt wurde.

dpa