CDU fordert schärfere Grenzkontrollen gegen illegale Einfuhr aus dem Ausland. Berliner Politiker plädieren für Verkaufsverbot von Pyrotechnik.
Debatte um Verbot von Kugelbomben nach schweren Schäden und Todesfällen
Die schweren Schäden und Todesfälle durch sogenannte Kugelbomben in der Neujahrsnacht haben eine Debatte über Konsequenzen ausgelöst. «Der Import verbotener Feuerwerkskörper – Kugelbomben – aus dem östlichen Ausland muss durch noch schärfere Grenzkontrollen unterbunden werden», sagte der innenpolitische Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, der Deutschen Presse-Agentur. «Diese bereits verbotenen Feuerwerkskörper waren hauptursächlich für die Verletzungen und Sachbeschädigungen.»
Weil Kugelbomben in Deutschland nicht frei verkäuflich seien, würden diese aus Polen oder Tschechien eingeschmuggelt, ergänzte Dregger im RBB24 Inforadio. Mit diesen Staaten müsse man nun über Lösungen sprechen, um die illegale Einfuhr zu unterbinden.Der frühere Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) plädierte für ein pauschales Verbot privat genutzter Pyrotechnik. «Es gibt doch überhaupt keinen Grund, warum wir 364 Tage im Jahr akzeptieren, dass nur professionell ein Feuerwerk stattfinden darf. Und an einem Tag im Jahr darf jeder machen, was er will. Warum eigentlich?», sagte Müller in der Sendung «Frühstart» von RTL und n-tv.
36 Wohnungen vorläufig unbewohnbar
Experten haben beobachtet, dass über den Jahreswechsel in Berlin vermehrt und oft unkontrolliert Kugelbomben explodierten. Dies führte zu schweren Verletzungen bei mehreren Personen, obwohl diese Art von Sprengkörpern hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist.
Durch eine Explosion in Schöneberg wurden Häuserfassaden und Autos stark beschädigt, viele Fensterscheiben zerbrachen. 36 Wohnungen sind vorübergehend nicht bewohnbar.
Klinik: «Kugelbomben sind ein Horror!»
Wegen schwerer Verletzungen mit Silvesterfeuerwerk werden allein im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) 35 Menschen behandelt. «Es kommen immer noch weitere Patienten aus anderen Krankenhäusern zu uns», berichtete Sprecherin Angela Kijewski. Teils würden Betroffene aus Berliner Kliniken in die Spezialklinik verlegt, teils auch aus dem Umland.
Es gab mehrere Patienten, die durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt wurden, darunter auch Kinder. Andere Betroffene erlitten infolge der Explosion dieser Sprengkörper schwere Hörschäden bis hin zu einem dauerhaften Hörverlust.
«Die illegalen selbstgebastelten oder aus dem Ausland importierten sog. Kugelbomben sind ein Horror!», hieß es von der Klinik auf dem Portal X. «Das größte Problem ist die extreme Sprengkraft der Kugelbomben», erklärte die Sprecherin. «Dadurch bekommt das Auge nicht mehr die Zeit, das Lid zu schließen.»
Nach Angaben Kijewskis wird im Unfallkrankenhaus ein Mann behandelt, der sein Augenlicht verloren hat durch Verletzungen infolge einer Kugelbombe. «Ein junger Mann erlitt eine so schwere Halsverletzung, dass er fast sein Leben gelassen hätte.»
Tödlicher Kugelbomben-Fall in Brandenburg: Polizei ermittelt
Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz im Zusammenhang mit dem tödlichen Kugelbomben-Unfall eines 21-Jährigen am Silvesterabend in Kremmen, Brandenburg. Der junge Mann starb sofort durch die Explosion. Laut einer Polizeisprecherin der Direktion Nord sei es nicht bekannt, dass solche Kugelbomben in den Vorjahren eine Rolle gespielt hätten.
Nach ersten Erkenntnissen wurde die Pyrotechnik auf dem Feld in Kremmen in einem Rohr gezündet. Es handelte sich laut Polizei um Feuerwerk der Kategorie 4, für dessen Erwerb ein Fachkundenachweis nötig ist. Die Kriminalpolizei will klären, woher die Kugelbombe stammt. Reste der Pyrotechnik wurden sichergestellt.
«Sprengstoff nicht in die Hände von alkoholisierten Feierwütigen»
Auch die Grünen im Berliner Landesparlament sprechen sich für ein bundesweites Verkaufsverbot für Böller aus. «Sprengstoff gehört in die Hände von Profis und nicht von alkoholisierten Feierwütigen», sagte der Grünen-Innenpolitiker Vasili Franco der Deutschen Presse-Agentur. «Eine ernsthafte Diskussion über ein flächendeckendes Böllerverbot darf kein Tabu mehr sein. Die einzig konsequente Maßnahme ist ein vollständiges Verkaufsverbot für Pyrotechnik.»Während der Böllerei in der Silvesternacht hatte die Berliner Polizei 400 Menschen wegen Straftaten festgenommen – etwa so viele wie vor einem Jahr. Etliche griffen Einsatzkräfte oder andere Menschen mit Pyrotechnik an, andere hatten illegale Waffen oder Böller dabei. Wieder andere fielen wegen Gewalttaten oder Brandstiftung auf. Die Polizei leitete 670 Strafverfahren ein.