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Teheran im Smog-Chaos: Leben unter einer grauen Decke

Luftverschmutzung erreicht neues Niveau, Bürger kämpfen mit gesundheitlichen Problemen und suchen nach Auswegen.

Luftverschmutzung im Winter ist im Iran nichts Neues. Doch in diesem Jahr hat die Belastung ein neues Niveau erreicht.
Foto: Aref Taherkenareh/dpa

Die Millionenstadt Teheran wird seit Tagen von einer grauen, bleiernen Smogdecke bedeckt. Schulen und Behörden sind geschlossen, das Leben verlangsamt sich. Diejenigen, die können, bleiben zu Hause, diejenigen, die müssen, tragen Masken. Sogar gesunde Menschen husten aufgrund der dicken Luft.

Luftverschmutzung im Winter ist im Iran nichts Neues. Schuld sind der dichte Verkehr, veraltete Fahrzeuge und Kraftwerke mit hohen Emissionen. Doch in diesem Jahr hat die Belastung ein neues Niveau erreicht. Dazu kommt kalte und trockene Luft. Fehlender Wind sorgt dafür, dass sich die Schadstoffe am Fuß der Berge stauen.

Asghar, 38, hat keine Wahl. Als Minibusfahrer muss er jeden Morgen raus auf die Straße. «Morgens brennen meine Augen, abends bekomme ich Kopfschmerzen und Atemnot. Aber ich habe keine Wahl», sagt er. «Mein Einkommen verdiene ich mit den Fahrten in der Stadt.»

Regierung: Luftverschmutzung «in keiner Weise zu verteidigen»

Der Smog verdrängt nicht nur den Blick auf die Berge, sondern auch andere Themen. Noch vor wenigen Monaten sprach das Land über Krieg, über steigende Preise. Die Luftverschmutzung sei «in keiner Weise zu verteidigen», sagte vor wenigen Tagen Regierungssprecherin Fatemeh Mohadscherani. «Was unsere Bürger heute in den großen Städten einatmen, ist ganz sicher – wie auch immer man es nennen mag – keine saubere Luft.»

Auch öffentlich-rechtliche und regierungsnahe Medien, die normalerweise bei heiklen Themen eher zurückhaltend sind, zeigen mittlerweile in ungewohnter Offenheit das Ausmaß der Umweltkrise. Schon in den letzten Monaten haben auch andere Umweltprobleme für Besorgnis gesorgt – wie beispielsweise die steigende Wasserknappheit oder Brände in den nördlichen Hyrkanischen Wäldern, die zum UNESCO-Welterbe gehören.

Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim hat in einem Beitrag die erheblichen Grenzwertüberschreitungen der Industrie rund um die Hauptstadt kritisiert. Laut Bericht hat ein Dieselkraftstoff betriebenes Kraftwerk im Süden Teherans das 120-Fache des erlaubten Schwefelwerts ausgestoßen. Teheran belegte kürzlich in einer Analyse des Schweizer Unternehmens IQAir zeitweise den ersten Platz unter den Städten mit der weltweit höchsten Luftverschmutzung.

Wer es sich leisten kann, sucht nach Alternativen

Schabika, 25, arbeitet als Sprachlehrerin und verfolgt die Feinstaubwerte täglich. «Ich gehe nur dann raus, wenn die Luft ein bisschen besser ist», sagt sie. «Ich trage eine gute Maske und benutze auch zu Hause einen Luftreiniger.» Die Luftverschmutzung in der Megastadt belastet sie spürbar. «Ich habe keine andere Wahl, als weiterzumachen.»

Wer es sich leisten kann, denkt über Alternativen nach. Keyvan, 44, Freiberufler, kämpft seit Jahren mit Atemproblemen. Während der Corona-Pandemie konnte er kaum Masken tragen – die Atemnot war zu groß. «Jetzt trage ich sogar zwei übereinander», sagt er. Er spielt mit dem Gedanken, aus der Millionenstadt wegzuziehen – in eine kleinere Stadt mit besserer Luft. «Aber mit dem großen Andrang der Menschen ist es sehr schwierig, dort ein Haus zu finden.»

dpa