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Streit um erste Wurstbude: Vier Fäuste für die Bratwurst

Boxhandschuhe statt Grillzange: Im Deutschen Bratwurstmuseum liefern sich Thüringen und Franken einen Showdown im Streit um den ältesten Bratwurststand. Auch andernorts gibt es einen Wurst-Konflikt.

Die Amateurboxer Daniel Bertz (r) gewinnt für Thüringen gegen Hasan Arli für Nürnberg bei dem Show-Boxkampf.
Foto: Michael Reichel/dpa

Der Streit um die älteste Bratwurstküche war lange Zeit bayerisch, aber jetzt haben Thüringen und Franken die Frage geklärt – vor etwa 300 Zuschauern. Das Bratwurstmuseum in Mühlhausen, Thüringen, war der Schauplatz des Spektakels, nördlich des Kümmel-Äquators, der angeblich am Rennsteig verläuft.

Der Amateurboxer Daniel Bertz gewann im Ring in der vierten Runde vorzeitig durch technisches K.O. gegen Hasan Arli, der für eine Nürnberger Bratwurstküche kämpfte. Bertz trat für das Bratwurstmuseum Mühlhausen an, wo der Showkampf stattfand. Ursprünglich waren fünf Runden geplant.

Natürlich gabs fürs Publikum Bratwürste

Der Auslöser für den Kampf war eine kürzlich entdeckte Urkunde und die Frage, welche Region den ältesten Bratwurststand beanspruchen kann. Bei der Preisverleihung wurde ein Kompromiss gefunden: Bertz gewann den Kampf, aber Nürnberg soll weiterhin die älteste Bratwurstküche haben. Thüringen kann sich dafür rühmen, die älteste Erwähnung einer Bratwurst aus dem Jahr 1404 zu haben. Bertz erklärte sich bereit für einen möglichen Rückkampf in Nürnberg. Ob es dazu kommt, ist noch unklar.

Es war auch schon jetzt ein Kampf «mit Augenzwinkern», wie Thomas Mäuer vom Bratwurstmuseum sagte. Dazu gab es Bier, Musik und Volksfeststimmung und natürlich jede Menge Bratwürste.

Vor dem Kampf riefen Besucher rhythmisch «Rost-Brat-Wurst, Rost-Brat-Wurst». Mit im Publikum: Thüringens Bratwurstkönig Nobert I. und das Maskottchen des Bratwurstmuseums namens «Wurschti». Auch aus Franken waren Zuschauer angereist und verfolgten die Show in Mühlhausen.

Showdown im Wurst-Konflikt

Es ging um nichts Geringeres, als «den traditionsreichen Titel der ältesten Bratwurstküche der Welt endgültig zu klären», wie es die Veranstalter in einer Ankündigung schrieben. Es sollte der Showdown eines Wurstkonflikts werden, der zuletzt eine überraschende Wendung genommen hatte. Was war geschehen?

Bislang schmückt sich das Regensburger Lokal «Wurstkuchl» mit dem Titel «Älteste Bratwurststube der Welt». Die erste urkundliche Erwähnung eines Kochs an der Stelle stammt von 1378. Vor rund 25 Jahren war schon einmal ein Streit mit der Bratwursthochburg Nürnberg um das älteste Lokal entbrannt. Damals konnten die Regensburger die älteste Erwähnung vorlegen.

Nürnberger Gastronomin forderte Boxkampf

Kürzlich haben Erfurter Forscher jedoch Hinweise darauf gefunden, dass der älteste Bratwurststand möglicherweise in Thüringen steht. Projektleiter Welterbe der Thüringer Landeshauptstadt, Martin Sladeczek, und der emeritierte Historiker Karl Heinemeyer teilten mit, dass in einer Urkunde von 1269 von einer Hütte und einem Bräter an der bekannten Krämerbrücke die Rede ist. Die Urkunde wurde zufällig bei Recherchen zur Geschichte der Brücke entdeckt.

Die Nachricht verbreitete sich über die Medien. Schließlich hat die Gastronomin Sofia Hilleprandt aus Nürnberg das Bratwurstmuseum zu einem Faustkampf um die Wurst herausgefordert – mit einem Augenzwinkern. Nun wurde eine Entscheidung getroffen.

Söder und Voigt witzeln über Wettessen 

In der Zwischenzeit hatten sich auch der Ministerpräsident von Thüringen, Mario Voigt (CDU), und der Regierungschef von Bayern, Markus Söder (CSU), in den Streit eingeschaltet. Beide machten in einem gemeinsamen Interview Witze über ein mögliches Bratwurst-Wettessen.

«Mario wäre sicher ein harter Gegner gewesen», hatte Söder in einem Gespräch mit der Verlagsgruppe Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB) gesagt. Voigt erwiderte, dass er sich den Wettbewerb zutraue, schließlich habe er im Wahlkampf-Sommer vergangenes Jahr 104 Bratwürste gegessen. 

Das Bratwurstmuseum signalisierte am Rande des Boxkampfes Bereitschaft, den Wettbewerb auszutragen. «Markus, Mario, wir haben geliefert», schallte es bei der Siegerehrung aus dem Ring. 

Auch Streit um Ursprung der Currywurst 

Der Konflikt um die Bratwurst zwischen Nürnberg, Regensburg und Erfurt ist nicht der einzige. Ebenso wird der Ursprung der Currywurst in verschiedenen deutschen Städten verortet, wie zum Beispiel in Berlin, Hamburg oder Duisburg.

Es gibt viele verschiedene Arten von Bratwurst in Deutschland, ob grob oder fein, mit Majoran oder Knoblauch, mit oder ohne Kümmel. Nördlich des Thüringer Kümmel-Äquators wird das Gewürz in den Würsten verwendet, südlich hingegen nicht.

Aus Thüringen soll die älteste Bratwurst kommen. Im Jahr 1404 wurde in Arnstadt «1 Groschen für Bratwurstdärme» ausgegeben, wie aus einem Rechnungseintrag eines Klosters hervorgeht. Aus Sicht von Thomas Mäuer vom Deutschen Bratwurstmuseum ist diese Rechnung der erste Nachweis für die Bratwurst überhaupt.

dpa