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Umweltbewusstsein der Deutschen: Klima verliert an Priorität

Vielen Menschen sind laut einer Studie andere Themen mittlerweile wichtiger als Klimaschutz. Bemerkenswert zudem: Nicht die Jungen, sondern die Älteren halten Klimaschutz häufiger für sehr wichtig.

Es gebe weiter eine starke Legitimationsgrundlage für Klima- und Umweltpolitik, auf der man aufbauen könne, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. (Archivbild)
Foto: Soeren Stache/dpa

Die Bedeutung von Klimaschutz hat für die Menschen in Deutschland laut einer Studie des Umweltbundesamts abgenommen. Die Anzahl der Menschen, die Umwelt und Klimaschutz für «sehr wichtig» halten, sank demnach im Jahr 2024 auf 54 Prozent. In den Jahren 2020 und 2018 hatte der Wert noch bei 65 beziehungsweise 64 Prozent gelegen.

Der Präsident des Bundesamts, Dirk Messner, warnte jedoch davor, Fehlschlüsse aus dieser Entwicklung zu ziehen. Neben den 54 Prozent der Bevölkerung, die Umwelt- und Klimaschutz für «sehr wichtig» erachten, gebe es noch weitere 34 Prozent, die Umwelt- und Klimaschutz zumindest für «wichtig» halten. Zähle man die beiden Gruppen zusammen, komme man auf nahezu 90 Prozent, die dem Thema weiterhin eine hohe Bedeutung beimessen. 

Für die Studie über das Umweltbewusstsein in Deutschland wurden vom 4. September bis zum 14. November 2024 insgesamt 2.552 Personen ab 18 Jahren aus ganz Deutschland befragt.

Umwelt- und Klimaschutz polarisieren nicht

Die These, dass Umwelt- und Klimaschutz polarisierende Fragen in der Bevölkerung seien und dass es starken Gegenwind für eine ambitionierte Klimapolitik gebe, bestätige sich durch die Studie nicht. «Es gibt eine starke Legitimationsgrundlage für Klima und Umweltpolitik, auf die man aufbauen kann», sagte Messner.

Gleichzeitig macht die Studie deutlich, dass andere Themenbereiche in der Wahrnehmung vieler Menschen an Dringlichkeit gewonnen haben. Laut Studie halten 81 Prozent der Befragten die Gesundheitsversorgung für ein «sehr wichtiges» Thema, gefolgt von Bildung (77 Prozent) und innerer Sicherheit (71 Prozent). Wenn die Menschen in Deutschland den Eindruck hätten, dass die Grundfunktionen staatlichen Handelns nicht mehr gut funktionieren, wie Gesundheit, Bildung oder innere Sicherheit, dann habe es auch Klima- und Umweltpolitik schwer, sagte Messner dazu.

Klarer Zusammenhang zwischen Umweltpolitik und Lebensqualität

Viele Menschen erkennen dennoch einen deutlichen Zusammenhang zwischen Umweltpolitik und ihrer persönlichen Lebensqualität, insbesondere in Bereichen, die in den letzten Jahren oft besonders umstritten waren wie Ernährung, Wohnen oder Mobilität.

Eine überwältigende Mehrheit strebt beispielsweise nach einem verbesserten Zugang zu gesunden und gleichzeitig erschwinglichen Lebensmitteln (92 Prozent), zu umweltfreundlichem und bezahlbarem Wohnraum (89 Prozent) oder einer verbesserten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (87 Prozent). Wenn Umwelt- und Klimapolitik in diesen Bereichen nicht sozial gestaltet wird, sei es schwierig, gesellschaftliche Akzeptanz zu gewährleisten, sagte Messner.

Auffällig sei zudem, dass viele Menschen deutlich optimistischer auf die Umweltprobleme in ihrer unmittelbaren Umgebung schauen als auf die Umweltprobleme im globalen Maßstab. Wenn Menschen demnach nach der Umweltqualität in der eigenen Stadt oder Gemeinde befragt werden, so wird diese von 79 Prozent für «recht gut» oder «sehr gut» gehalten.

Wenn sie ihr direktes Wohnumfeld betrachteten, beispielsweise ihr Stadtviertel, dann werde es sogar noch positiver eingeschätzt: 87 Prozent der Deutschen sind demnach der Meinung, dass die Umweltqualität in ihrem direkten Wohnumfeld «gut» oder «sehr gut» sei. Die Umweltqualität in Deutschland insgesamt hingegen werde noch von etwas mehr als der Hälfte der Befragten (55 Prozent) mit «sehr gut» oder «gut» bewertet. Die globale Umweltqualität halten nur 7 Prozent der Befragten für «sehr gut» oder «gut».

Klimaschutz als Generationenfrage – aber anders als gedacht

Während der Blick auf die Umweltqualität stark von der geografischen Perspektive abhängt, variiert die Bedeutung des Themas auch deutlich nach Altersgruppen. 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen halten Umwelt- und Klimaschutz noch für «sehr wichtig». In der Altersgruppe über 65 Jahre liegt dieser Anteil dagegen bei 63 Prozent. Der Schwung bei den jungen Menschen für Klimaschutz sei verloren gegangen, so Messner. Klimaschutz polarisiere nicht im Sinne von Zustimmung und Ablehnung, sondern in der Gewichtung zwischen den Generationen.

dpa