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Militär-Drama in Südkorea: Trainingsflug endet in Flammen – vier Soldaten tot

Alle vier Personen an Bord des Patrouillenflugzeugs sind bei dem Unfall gestorben. Die genauen Umstände des Absturzes werden noch geklärt.

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In Südkorea ist ein Patrouillenflugzeug der Marine mit vier Menschen an Bord abgestürzt.
Foto: Son Dae-seong/Yonhap/AP/dpa

Ein Routine-Übungsflug der südkoreanischen Streitkräfte ist in einer Katastrophe geendet. Eine Militärmaschine stürzte nahe der Küstenstadt Pohang ab und ging in Flammen auf. Alle vier Besatzungsmitglieder – zwei Offiziere und zwei Unteroffiziere – kamen dabei ums Leben. Die südkoreanische Nation steht unter Schock angesichts dieses tragischen Unglücks.

Inferno beim Übungsflug: Was geschah in Pohang?

In Pohang, einer Hafenstadt im Südosten Südkoreas, ereignete sich am Donnerstag ein beispielloses Unglück. Um 13:43 Uhr startete von der Marinebasis Pohang ein Seeaufklärungsflugzeug vom Typ P-3 zu einem Trainingsflug – geplant waren Touch-and-Go-Übungen, also wiederholtes Starten und Landen zur Schulung der Piloten. Doch nur sechs Minuten später, gegen 13:49 Uhr, verlor die Maschine plötzlich an Höhe und stürzte aus noch ungeklärten Gründen auf einen bewaldeten Hügel in der Nähe des Stützpunkts. Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall und einer Rauchwolke über dem Aufprallort. „Ich hörte ein Geräusch wie metallisches Schleifen… das Flugzeug knickte plötzlich mit der Nase nach unten weg und Sekunden später gab es einen gewaltigen ‘Quang’-Knall“, schilderte ein erschütterter Anwohner die letzten Momente vor dem Crash.

Beim Aufprall ging das Flugzeug in Flammen auf und löste einen Feuerball aus, der die umliegenden Bäume in Brand setzte. Einsatzkräfte der Feuerwehr waren binnen Minuten zur Stelle. Sie kämpften sich zum schwer zugänglichen Unglücksort vor, löschten den brennenden Wrackteile-Teppich und suchten nach Überlebenden. Für die vier Besatzungsmitglieder kam jedoch jede Hilfe zu spät: Die beiden Piloten – ein Major und ein Hauptmann – sowie zwei taktische Offiziershelfer (Unteroffiziere) wurden später nur noch tot aus den Trümmern geborgen. Zivilisten kamen zum Glück nicht zu Schaden; das abgestürzte Flugzeug verfehlte die in der Nähe liegenden Wohnhäuser, bestätigten Behörden. Die Region rund um Pohang steht dennoch unter Schock: Trümmerteile lagen verstreut, Rauchschwaden zogen über der Absturzstelle auf, doch wie es zu dem Horror-Crash kommen konnte, ist bislang ein Rätsel.

Trauer und Bestürzung bei Militär und Regierung

Die Nachricht vom Absturz traf Südkoreas Militärführung und Öffentlichkeit wie ein Schlag. Binnen Stunden nach dem Unglück trat die Marine vor die Presse, sichtbar erschüttert. In einer ersten Stellungnahme verneigte sich ein Marine-Sprecher symbolisch vor den Opfern: „Wir beten für die Seelen der im Einsatz verunglückten Soldaten und sprechen ihren Familien unser tiefstes Beileid aus“, erklärte er mit bewegter Stimme. Man werde „die Ursache dieses Unfalls lückenlos untersuchen und Maßnahmen ergreifen, um eine Wiederholung zu verhindern“, versprach das Militär weiter.

Auch die politische Führung in Seoul reagierte umgehend. Lee Ju-ho – in seiner Rolle als amtierender Präsident, da Staatschef Yoon Suk-yeol sich vorübergehend im Ausland befand – wurde umgehend über den Absturz unterrichtet. Er forderte die zuständigen Behörden in einer Krisensitzung auf, „alle Anstrengungen zur Rettung der Besatzung und zur Verhinderung weiterer Schäden“ zu unternehmen. Trotz dieser Hoffnung auf Überlebende wurde schnell klar, dass es kein Entkommen gab. Später am Abend bestätigte die Marine, dass alle vier Vermissten tot gefunden wurden. Südkoreas Verteidigungsminister zeigte sich tief betroffen und ordnete eine zeitweilige Stilllegung aller P-3-Patrouillenflugzeuge an, bis die Unglücksursache geklärt ist.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen, den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Die Marine richtete einen provisorischen Traueraltar in der Marineflieger-Kaserne ein, wo Kameraden und Angehörige Abschied nehmen können. Nach militärischem Brauch sollen alle vier Crewmitglieder posthum befördert werden – ein Zeichen der Anerkennung für ihren Dienst und ihr Opfer. Geplant ist ein feierliches Begräbnis mit militärischen Ehren, bei dem hochrangige Offiziere ihrer gefallenen Kameraden gedenken. Diese Bilder der Trauer und des Respekts zeichnen ein erschütterndes Bild: Vier Soldaten, die an diesem Tag nur trainieren wollten, starben den Heldentod für ihr Land.

Technikfehler, Pilotenfehler oder Vogelschlag? Die Suche nach der Ursache

Noch ist völlig unklar, warum das erfahrene Flugteam die Kontrolle über die Maschine verlor. Experten der südkoreanischen Marine und Luftwaffe haben eine Untersuchungskommission eingesetzt und den Unfallort weiträumig abgesperrt. Sie arbeiten rund um die Uhr, um Hinweise im Wrack zu sichern. Die Black Box – der Flugdatenschreiber und der Stimmenrekorder des Flugzeugs – wird derzeit geborgen und ausgewertet, um die letzten Minuten im Cockpit zu rekonstruieren. Offiziell halten sich die Ermittler mit Vermutungen zurück. „Die Absturzursache ist noch nicht ermittelt“, betonte ein Marineoffizier gegenüber Medien. Doch hinter den Kulissen werden bereits verschiedene Szenarien diskutiert.

Fachleute schließen weder einen plötzlichen technischen Defekt noch einen menschlichen Fehler aus. Möglich ist etwa ein Versagen eines Triebwerks oder der Bordelektronik – immerhin ist der Flugzeugtyp nicht mehr der jüngste. Aber auch äußere Einflüsse werden geprüft. Die Marine erklärte, man ziehe alle Möglichkeiten in Betracht, „einschließlich eines Vogelschlags oder anderer äußerer Faktoren wie abrupten Wetteränderungen oder Turbulenzen“. Ein Vogelschlag (das Ansaugen eines Vogels in die Turbine) könnte einen Triebwerksbrand verursacht haben. Tatsächlich berichteten einige Anwohner von ungewöhnlichen Geräuschen – einem „mechanischen Kreischen“ – kurz bevor das Flugzeug in den Sturzflug überging. Ebenso wird analysiert, ob plötzliche Böen oder Luftwirbel beim Landeanflug die Maschine aus der Bahn werfen konnten.

Erste Fakten sind bereits bekannt: Der Unglücksflieger vollzog gerade eine Rechtskurve für einen weiteren Landeanflug, als er plötzlich unkontrolliert absackte. Die Fluglotsen am Boden verfolgten den gesamten Ablauf mit bloßem Auge und Radar und schlugen sofort Alarm, als die Maschine vom Radar verschwand. Nur zwei Minuten nach dem Crash waren die ersten Löschfahrzeuge und Rettungsteams auf dem Weg. All das deutet auf einen sehr plötzlichen Zwischenfall hin – die Crew hatte offenbar keine Chance, einen Notruf abzusetzen oder sich mit dem Fallschirm zu retten. Anders als ein Kampfjet verfügt das Seeaufklärungsflugzeug nämlich über keine Schleudersitze, die den Piloten in Sicherheit hätten katapultieren können. Die vier Männer waren im Flugzeug eingeschlossen, als es in den Hügel raste.

Jetzt hoffen alle auf Antworten aus der Untersuchung. In den kommenden Tagen sollen Wrackteile zur genauen Analyse in einen Hangar der Marine gebracht werden. Experten der Herstellerfirma und unabhängige Gutachter sollen helfen, jedes Detail aufzuschlüsseln. Erst wenn der Flugdatenschreiber ausgewertet und alle Trümmer inspiziert sind, wird man wissen, ob ein technisches Versagen, ein Pilotenfehler oder ein unglückliches Zusammenspiel äußerer Faktoren diese Tragödie ausgelöst hat. Die Öffentlichkeit in Südkorea wartet gespannt – und mit bangem Herzen – auf Klarheit.

Unglücksflieger P-3 Orion – Südkoreas U-Boot-Jäger

Das abgestürzte Flugzeug ist kein Kampfjet, sondern ein Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug vom Typ P-3 Orion. Dieser viermotorige Propeller-Flieger stammt ursprünglich aus den 1960er Jahren und wurde vom US-Hersteller Lockheed entwickelt. Die südkoreanische Marine setzt die P-3 seit 1995 ein, um ihre langen Küstenlinien zu überwachen und feindliche U-Boote aufzuspüren. Insgesamt betreibt Südkorea 16 Maschinen dieses Typs – acht ältere Modelle P-3C und acht modernisierte P-3CK, die von der heimischen Firma KAI aufgerüstet wurden. Wegen seiner Fähigkeit, unter Wasser lauernde feindliche U-Boote aufzuspüren und zu vernichten, hat der P-3 den eindringlichen Spitznamen „U-Boot-Killer“ erhalten. Ausgestattet mit hochempfindlichen Sensoren, Sonarbojen und sogar Marschflugkörpern und Torpedos, sind diese Flugzeuge die Augen und Ohren der Marine über dem Meer.

Der jetzt verunglückte Flieger gehörte zur in Jeju stationierten Marineflieger-Einheit 615 und war für die Übung eigens nach Pohang verlegt worden. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet dieser Routine-Trainingsflug endete im Desaster, obwohl die P-3 als zuverlässige Arbeitspferde der Marine gelten. In über 30 Dienstjahren hat es in Südkorea noch nie einen vergleichbaren Absturz eines P-3 gegeben – bis zu diesem schwarzen Tag. Dennoch waren die Maschinen zuletzt in die Jahre gekommen. Bereits 2018 entschied sich Südkorea daher, modernere Patrouillenflugzeuge vom Typ Boeing P-8A Poseidon anzuschaffen. Diese strahlgetriebenen High-Tech-Jets bieten stärkere Motoren, modernste Elektronik und eine weit größere Reichweite als die betagten P-3. Sie sollen die U-Boot-Jagd in den kommenden Jahrzehnten sicherstellen, insbesondere angesichts der immer gefährlicheren U-Boot-Flotte Nordkoreas. Im Juni 2024 wurden bereits die ersten drei Poseidon-Maschinen an Südkorea ausgeliefert. Bis Ende letzten Juni trafen insgesamt sechs neue Jets ein, die nach Tests ab Mitte 2025 in Dienst gestellt werden – Schritt für Schritt ersetzen sie die alte P-3-Flotte. Doch noch immer fliegt ein großer Teil der Überwachungsmissionen mit den betagten P-3 Orion. Der aktuelle Absturz wirft daher ein grelles Licht auf die Frage der Sicherheit und Wartung dieser alten Flugzeuge – und kommt für Seoul zur Unzeit.

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Nordkoreas Bedrohung und Druck auf Südkoreas Militär

Der Absturz ereignet sich in einer Phase erhöhter Alarmbereitschaft. Nordkorea rüstet weiter auf und sorgt für anhaltende Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Erst Anfang dieses Monats – am 8. Mai – feuerte das Regime in Pjöngjang mehrere kurzstreckige ballistische Raketen in Richtung Meer vor der Ostküste ab. Nur einen Tag später überwachte Diktator Kim Jong-un persönlich einen Raketentest und lobte dabei die hohe Gefechtsbereitschaft seiner Atomstreitkräfte. Solche Provokationen unterstreichen die ständige Gefahr, die von Nordkoreas Waffenarsenal ausgeht. Südkoreas Militär steht deshalb unter enormem Druck, rund um die Uhr einsatzbereit zu sein. Jeder Verlust von Ausrüstung – und erst recht von ausgebildeten Besatzungen – trifft die Verteidigungsbereitschaft empfindlich.

Gerade die Luftstreitkräfte und Marineflieger sind ein zentrales Element der Abschreckung gegenüber dem Norden. Sie patrouillieren die Grenze, spähen nordkoreanische Bewegungen aus und wären im Ernstfall dafür verantwortlich, Raketen oder U-Boote des Gegners aufzuspüren. Umso größer ist die Sorge, wenn sich innerhalb der eigenen Reihen Unfälle häufen. Tatsächlich erschüttert der neue Absturz eine Reihe von Vorfällen in den letzten Jahren: Im April 2022 kollidierten zwei südkoreanische Trainingsflugzeuge vom Typ KT-1 in der Luft – alle vier Piloten wurden in den Tod gerissen. Im selben Jahr stürzte ein betagter F-5E-Jagdbomber bei Seoul ab, der Pilot kam ums Leben. Seit 2000 verlor Südkoreas Luftwaffe über ein Dutzend dieser F-5-Maschinen bei diversen Unfällen. Jeder dieser Vorfälle war ein Weckruf, der Fragen nach der Materialermüdung, Wartung und Ausbildung laut werden ließ.

Die südkoreanische Öffentlichkeit und Experten debattieren nun, welche Lehren aus dem aktuellen Absturz gezogen werden müssen. Stimmen werden laut, die eine schnellere Modernisierung der Flotte fordern und strengere Sicherheitsprüfungen vor Routineflügen. Gleichzeitig gilt es, die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten. Angesichts der nuklearen Bedrohung aus dem Norden kann sich Südkorea keine geschwächte Luftverteidigung leisten. Jeder Soldat weiß: Die Freiheit des Landes hängt auch von ihrer Einsatzbereitschaft ab. Der tragische Verlust der vier Besatzungsmitglieder von Pohang hat dies auf schmerzliche Weise ins Bewusstsein gerufen.

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dpa
Quellen: Südkoreanische Marine und Regierung (Presseerklärungen), Reuters, JoongAng Ilbo (Korea JoongAng Daily), Washington Post, AP