Helgoland hat eine bewegte Geschichte. Nun entdecken Forschungstaucher weitere Zeugnisse der Nordseeinsel-Geschichte als britischer Militärstützpunkt. Eine Theorie haben sie dazu auch.
Taucher finden englische Kanonen vor Helgoland

Forschungstaucher haben vor der Nordseeinsel Helgoland 16 englische Kanonen entdeckt. «Eindeutig britischer Herkunft, erkennbar an charakteristischen Details wie dem sogenannten Blomefield-Ring», sagte Unterwasserarchäologe und Projektleiter Florian Huber. Konkret handle es sich um 12-Pfünder-Kanonen und Karronaden aus der Zeit um 1800. Die Kanonen verteilen sich auf der Helgoländer Reede im nördlichen Teil der Meerenge zwischen Hauptinsel und Düne auf steinigem Grund.
Huber zufolge ergänzen die Funde frühere Bergungen aus den 1990er Jahren und bestätigen die Bedeutung der Hochseeinsel als ehemaligen britischen Militärstützpunkt. Die Taucher entdeckten die Funde während systematischer Untersuchungen durch das Kieler Forschungstauchunternehmen Submaris, das von der Arbeitsgruppe Marine Geophysik & Hydroakustik der Kieler Christian-Albrechts-Universität unterstützt wurde. Durch hochauflösende Echolotkartierungen und 3D-Modellierungen konnten die Geschütze von Wissenschaftlern vermessen und dokumentiert werden.
Woher stammen sie?
Dem Unterwasserarchäologen zufolge stammen die Kanonen nicht von der 1807 vor Helgoland gesunkenen «HMS Explosion», was früher angenommen worden sei. Diese Hypothese sei mittels historischer Quellen ausgeschlossen worden, da die Geschütze über ein Gebiet von rund 80 mal 70 Metern verstreut liegen – ohne Wrackreste oder eine eindeutige Wrackstruktur. Die «HMS Explosion» sei nach Schäden vor der Insel zwar aufgegeben, doch die damals geborgenen Kanonen seien an Land gebracht worden.
Die Forscher gehen davon aus, dass die britische Marine die Kanonen absichtlich vor Helgoland versenkte, bevor die Insel 1890 an das Deutsche Reich übergeben wurde. Zu dieser Zeit waren sie bereits technisch veraltet.
Helgoland wurde von Friesen besiedelt, gehörte seit 1402 zum Herzogtum Schleswig, dann zu Dänemark und zu Großbritannien, ab 1890 im Tausch gegen Handelsinteressen in Afrika (Sansibar) zum Deutschen Reich. «Die Entdeckung der 16 Kanonen vertieft das Verständnis der maritimen Geschichte Helgolands und unterstreicht die Bedeutung der Insel in den Koalitionskriegen und der britischen Marinegeschichte», sagte Huber. Zugleich dokumentierten sie das Ende einer Ära.