Bei einem tragischen Angriff in der US-Einrichtung Growler Pines wurde ein Tierpfleger von einem Tiger getötet. Der Fall wirft Fragen zur Wildtierhaltung und dem Schutz von Mensch und Tier auf.
Tigerangriff im Growler Pines: Pfleger stirbt – Debatte um Wildtierhaltung entflammt

Im Growler Pines Tiger Preserve in der Nähe von Hugo im US-Bundesstaat Oklahoma ereignete sich am 20. September 2025 eine tragische Attacke: Der erfahrene Tierpfleger Ryan Easley wurde von einem Tiger tödlich verletzt. Laut Angaben des Privatzoos fand die Attacke während einer Vorführung statt, bei der Easley Besuchern die Raubkatzen näherbringen wollte. Der Zoo stoppte sofort alle Touren, rief Rettungskräfte und informierte die Behörden. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe erlag der 40‑Jährige wenig später seinen Verletzungen. Freunde und Kollegen zeigen sich erschüttert und betonen, dass Easley seit Jahren eng mit den Großkatzen gearbeitet hat.
Hintergrund des Vorfalls
Growler Pines beherbergt rund ein Dutzend Tiger und richtet regelmäßig Führungen und Shows aus. Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei dem Angriff um einen unglücklichen Unfall. Die Ermittlungen konzentrieren sich darauf, den Ablauf der Vorführung zu rekonstruieren und zu klären, ob die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend waren. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Tigerpfleger bei einer Vorführung verletzt wird, doch solche Vorfälle sind selten. Der Betreiber des Geländes kündigte an, bis auf Weiteres keine Führungen mehr anzubieten und mit Experten zusammenzuarbeiten, um den Vorfall aufzuarbeiten.
Wer war Ryan Easley?
Der getötete Tierpfleger Ryan Easley war ein bekannter Name in der US-amerikanischen Zirkus- und Wildtierbranche. Unter dem Firmennamen „ShowMe Tigers“ tourte er seit Jahren mit dressierten Raubkatzen durch die Vereinigten Staaten. Dabei arbeitete er eng mit Joseph Maldonado, besser bekannt als Joe Exotic, und Bhagavan „Doc“ Antle zusammen – zwei zentrale Figuren der Netflix-Serie „Tiger King“. Die Tierrechtsorganisation PETA berichtet, dass Easley Raubkatzen von Joe Exotic und Antle übernommen haben soll. Über seine Firma ließ er die Tiere in Zirkussen wie dem Shrine und dem Carden Circus auftreten und hielt sie zum Teil in engen Käfigen, wenn sie nicht auf der Bühne standen. PETA wirft ihm außerdem vor, Tiger bei Trainingssessions mit Peitschenhieben zur Unterordnung gezwungen zu haben – in einem Fall soll ein Tier 31 Mal geschlagen worden sein.
Reaktionen und Forderungen von Tierschützern
Der tödliche Angriff löste weltweit Diskussionen aus. Für viele Tierschützer ist der Vorfall ein weiterer Beleg dafür, dass Menschen und wilde Raubkatzen nicht zusammenpassen. In einer Stellungnahme betonte die PETA-Expertin Debbie Metzler, es sei niemals sicher, wenn Menschen direkten Kontakt mit Apex-Raubtieren hätten, und es überrasche nicht, dass gestresste und unterdrückte Tiere irgendwann angreifen. Die Organisation fordert die verbleibenden privaten Tiertrainerinnen auf, ihre Tiere an akkreditierte Schutzgebiete abzugeben, damit die Raubkatzen in einer artgerechten Umgebung leben können. Auch amerikanische Politikerinnen nutzten den Fall, um erneut auf das Thema aufmerksam zu machen und stärkere Regulierungen zu fordern.
Debatte um private Wildtierhaltung
Die Attacke von Hugo entfacht die Diskussion um private Wildtierhaltungen erneut. In den USA besitzen schätzungsweise Tausende Menschen exotische Tiere wie Löwen, Tiger und Leoparden, viele davon ohne ausreichende Kontrollen. Zwar wurde 2022 der Big Cat Public Safety Act verabschiedet, der das private Halten von Großkatzen einschränkt, doch bestehende Zoos und Zirkusse verfügen oft über Bestandsschutz. Sicherheitsexperten kritisieren, dass Kleinstbetriebe wie Growler Pines nicht denselben Standards unterliegen wie staatlich regulierte Zoos oder eine Schule. In Einrichtungen wie Zoo, Schule und Freizeitpark gelten strenge Regeln, die jedoch für private Tierreservate nicht in gleichem Maße greifen. Solange diese Lücken bestehen, kann es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen.
Der Tiger‑King‑Faktor
Die Netflix-Dokuserie „Tiger King“ hat ein grelles Licht auf eine Szene aus exzentrischen Tierparkbetreibern, dubiosen Geschäften und laschen Kontrollen geworfen. Joe Exotic, der mittlerweile wegen versuchten Mordes verurteilt hinter Gittern sitzt, pflegte enge Geschäftsbeziehungen zu Ryan Easley. Laut PETA wurden Easleys Tiger im Winter teilweise im G.W. Exotic Animal Park untergebracht. Joe Exotic selbst distanzierte sich nach dem Tod seines ehemaligen Geschäftspartners von dem Vorfall und erklärte, er habe „nichts mit diesem Mann zu tun“. Für Kritiker*innen verdeutlicht der Fall jedoch, dass das aus der Serie bekannte Netzwerk aus Händlern und Trainern bis heute aktiv ist – mit gefährlichen Konsequenzen.
Fazit und Ausblick
Der tragische Tod von Ryan Easley ist eine Mahnung, dass die Vermischung von Showgeschäft und Wildtierhaltung Risiken birgt. So faszinierend Tiger für viele Menschen sind, so unberechenbar bleiben sie. Tierpflegerinnen wie Easley bewegten sich lange in einer rechtlichen Grauzone, in der sie zwar als Expertinnen galten, aber nur selten ernsthaft kontrolliert wurden. Nicht zuletzt deshalb fordern Tierschutzorganisationen, Wissenschaftlerinnen und immer mehr Politikerinnen, die Haltung von Raubkatzen in privater Hand endgültig zu verbieten. Ob der Vorfall von Hugo zum Wendepunkt wird, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Nur mit strengeren Gesetzen, transparenter Kontrolle und einem Bewusstsein dafür, dass Tiere keine Unterhaltungsmarionetten sind, lassen sich ähnliche Tragödien verhindern.