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Titeltraum platzt: Spanien tanzt DFB-Frauen aus

Mit großen Hoffnungen waren die deutschen Fußballerinnen nach Madrid geflogen. Vor den Augen des spanischen Königs erlebt das Team von Bundestrainer Christian Wück aber eine bittere Enttäuschung.

Klare Verhältnisse in Madrid: Doppeltorschützin Pina darf jubeln, Torhüterin Berger ist geschlagen.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Die Fußballerinnen aus Spanien haben den Traum der DFB-Frauen vom ersten großen Titel seit Olympia-Gold 2016 brutal zerstört. Im klaren 0:3 (0:0) im Final-Rückspiel der Nations League in Madrid dominierten die Weltmeisterinnen das Team von Bundestrainer Christian Wück nach der Halbzeit teilweise und begeisterten die 55.843 Zuschauer im Estadio Metropolitano mit Traumtoren.

Clàudia Pina traf zweimal (in der 61. und 74. Minute) und Supertalent Vicky López (68.) für die alten und neuen Nations-League-Champions. Beim ersten Gegentor zeigte Ann-Katrin Berger keine gute Leistung. Allerdings lag das folgende völlige Einbrechen ihrer Vorderleute nicht an der sonst aufmerksamen Torhüterin.

Gwinn zieht es sogar den Schuh aus

König Felipe VI., der normalerweise im gut elf Kilometer entfernten Königspalast residiert, verfolgte eine hochklassige Partie mit hohem Tempo und intensiven Zweikämpfen. Während eines Privatduells mit Pina zog DFB-Kapitänin Giulia Gwinn sogar ihren rechten gelben Schuh in der Anfangsphase aus.

«Ich glaube schon, dass die Spanierinnen sich viel vorgenommen haben. Sie wollen zeigen, dass das ein Ausrutscher war», hatte Wück vor dem Final-Rückspiel mit Blick auf das 0:0 im Hinspiel gesagt, als seine Elf die Weltmeisterinnen klar dominiert hatte. 

Artistischer Seitfallzieher von Esther González

«Sehr, sehr druckvoll» werde Spanien beginnen, mutmaßte der Coach – und lag damit völlig richtig. Esther González, die im weiteren Verlauf noch mit einem artistischen Seitfallzieher auffällig wurde, hätte die Heimelf nach fünf Minuten in Führung bringen müssen, schob den Ball aber knapp am Tor vorbei. Direkt danach zwang Alexia Putellas per Kopf DFB-Torhüterin Ann-Katrin Berger zu einer ersten Flugeinlage.

Spanien musste auf die dreimalige Weltfußballerin Aitana Bonmatí vom FC Barcelona verzichten, die sich im Training am Sonntag das linke Wadenbein gebrochen hatte. Nach der Operation am Dienstag wird die 27-Jährige laut Club-Angaben rund fünf Monate ausfallen. Für Bonmatí schickte Cheftrainerin Sonia Bermúdez deren Vereinskollegin López in ihre Startelf.

Dieses Mal eher Chancen-Ebbe beim DFB-Team

Die 19 Jahre alte Ausnahmespielerin, die über die rechte offensive Seite vorpreschte, zeigte schon vor der Pause gute Ansätze. «Wir müssen so spielen, wie Spanien immer gespielt hat», hatte Kapitänin Irene Paredes vorab gefordert: druckvoll, temporeich, im Kollektiv. Doch die im Vergleich zum Hinspiel unveränderte DFB-Startelf hielt nach dem stürmischen Auftakt stark dagegen. Nur herrschte statt der Hinspiel-Chancenflut eher Ebbe. Zwei Halbdistanz-Schüsse, abgegeben von Franziska Kett und Jule Brand, hielt Spaniens Torhüterin Cata Coll mühelos fest.

Kurz vor der Pause waren es erneut die Spanierinnen, die das Spiel dominierten. Caldentey verfehlte eine Direktabnahme, Pina setzte einen Freistoß knapp daneben und López schoss bei einem feinen Schlenzer etwas zu hoch. Die letzte Möglichkeit für Spanien vor der Halbzeitpause wurde durch einen Fehlpass von Berger eingeleitet. Doch die 35-Jährige machte ihren Fehler wieder gut, indem sie Caldentey’s Schuss stark parierte.

Anyomi vergibt dicke Chance zur Führung

Praktisch als Ausgleich vergab Anyomi die größte deutsche Chance, als ihr Flachschuss knapp am Tor vorbeisauste. Der verzweifelte Wück, der genau vor zwei Jahren am Finaltag mit der männlichen U17 den WM-Titel gewonnen hatte, hielt sich die Hände vors Gesicht. Etwa 600 deutsche Fans im Oberrang des riesigen Ovals konnten dennoch zufrieden sein mit dem mutigen Auftritt.

Für den Bundestrainer lief es exakt eine Stunde lang nach Plan: «Je länger es 0:0 steht, desto größere Chancen werden wir bekommen, desto größere Räume werden sich für uns in Kontersituationen ergeben», hatte er vorab mitgeteilt. Nach Pinas Tor war klar, dass nun die Deutschen initiativ werden mussten. Wück reagierte mit zwei Wechseln: für die oft unglückliche agierende Anyomi kam Shekiera Martinez, Cora Zicai ersetzte die unauffällige Selina Cerci.

Die Tore fielen jedoch auf der gegenüberliegenden Seite: López traf mit links eindrucksvoll ins lange Eck, Berger war diesmal chancenlos. Noch beeindruckender war dann Pina, deren kraftvoller Distanzschuss alle deutschen Titelträume beendete. Die aus den Rängen schallenden Olé-Rufe werden den deutschen Spielerinnen noch eine Weile im Ohr klingen.

Wie bereits im EM-Halbfinale im Sommer in der Schweiz, zogen die DFB-Frauen am Ende den Kürzeren. An diesem Mittwoch winkt zumindest ein großes Trostpflaster: Die Europäische Fußball-Union entscheidet über die Ausrichtung der Frauen-EM 2029. Der DFB konkurriert mit der gemeinsamen Bewerbung von Dänemark und Schweden sowie der Einzel-Kandidatur aus Polen.

dpa