Eine Bank verlangt Schadenersatz für Münzen im Wert von fast einer Million Euro. Das tonnenschwere Geld soll aus einer Sicherheitsfirma verschwunden sein. Nun fiel das Urteil.
Münzgeld-Streit: Sicherheitsfirma muss Bank entschädigen
Es ist schwer zu glauben, aber Unbekannte sollen über Monate hinweg tonnenweise Münzgeld aus den Räumen einer Sicherheitsfirma gestohlen haben. Der Heidenheimer Volksbank fehlt Kleingeld im Wert von fast einer Million Euro. Eine Zivilkammer des Stuttgarter Landgerichts hat nun entschieden, dass die Firma die Bank vollständig entschädigen muss, wie ein Gerichtssprecher bekannt gab. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.
Was war passiert?
Das Geld war für die Bundesbank vorgesehen und wurde bei der Sicherheitsfirma zwischengelagert. Ähnlich wie bei einem Sparschwein sollte das Kleingeld in Containern gesammelt werden, um es dann auf das Konto der Bank einzuzahlen. So zumindest die Theorie.
Die Bank ist der Ansicht, dass es gelungen ist, die Münzen von Mitte 2021 bis Mitte 2022 aus den Räumen der Sicherheitsfirma zu stehlen. Es wird davon ausgegangen, dass hauptsächlich Zwei-Euro-Münzen fehlen. Eine solche Münze wiegt ungefähr 8,5 Gramm. Nach Schätzungen der Bank handelt es sich um neun Tonnen Münzgeld.
Wo sind die Münzen?
Es ist unklar, wer für den Diebstahl verantwortlich ist und wo das Kleingeld geblieben ist. Die Sicherheitsfirma wurde im Oktober 2022 von der Bank über das verschwundene Münzgeld informiert. Daraufhin informierte sie die Volksbank und erstattete Strafanzeige.
Vor Gericht sei das Verschwinden der Münzen unstrittig gewesen, sagte ein Gerichtssprecher. «Gestritten wurde viel mehr über Detailfragen wie beispielsweise, ob die klagende Bank die richtige Konzerngesellschaft des Sicherheitsunternehmens verklagt hatte oder wie hoch die Haftungssumme war.» Sie habe auch auf eine Aufsichtspflicht der Bank gepocht, die das Gericht aber nicht gesehen habe.
Die beklagte Firma habe nun vier Wochen Zeit, Berufung gegen das Urteil beim Oberlandesgericht Stuttgart einzulegen. «Dann könnte die Sache neu verhandelt werden.» Der Vertrag zwischen der Bank und Sicherheitsfirma bestehe seit 1998.
Bank versteht die Welt nicht mehr
«Ich kann mir keinen Reim darauf machen, wie das funktioniert haben soll», sagte Volksbank-Justiziar Axel Hauser der «Heidenheimer Zeitung» über das Verschwinden der Münzen. Er könne sich auch nicht erklären, was jemand mit so viel Kleingeld anfangen solle.
Vorstandschefin Elke Müller-Jordan erklärte dem Blatt, dass es wegen eines Versicherungswechsels bei der Sicherheitsfirma Probleme gebe. Weil man nicht sagen könne, wann genau das Kleingeld verschwunden sei, fühle sich keine Versicherung zuständig. Für die Bank stehe aber fest: «Es ist ja unser Geld und wir wollen es wieder haben».
Weitere Zivilverfahren gegen die Sicherheitsfirma
Vor Gericht laufen zwei weitere Zivilprozesse gegen die Sicherheitsfirma, in denen Banken auf Schadenersatz klagen. In einem Fall geht es um fehlendes Kleingeld im Wert von etwa 350.000 Euro, im anderen um fehlende 1,7 Millionen Euro nach einem vorgetäuschten Überfall auf einen Geldtransporter in Ludwigsburg im Januar 2024. Zwei ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens wurden deshalb im letzten Monat zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Gemäß der Stuttgarter Staatsanwaltschaft wurden auch zwei Mitarbeiter der Sicherheitsfirma untersucht. Nach Angaben einer Sprecherin der Anklagebehörde geht es in dem Verfahren um eine Schadenssumme von etwa 1.000 Euro, die von der Firma verschwunden sein sollen. Es besteht kein Zusammenhang mit dem verschwundenen Geld der Heidenheimer Volksbank. Das betroffene Unternehmen wollte keine Stellungnahme abgeben.