Im Kanzleramt sind heute zahlreiche Top-Manager zu Gast. Eine Allianz aus 61 Firmen stellt Milliarden-Pläne für den Standort Deutschland vor – und will so auch ein Zeichen setzen.
Treffen bei Merz – Firmeninitiative «Made for Germany»
Große deutsche Unternehmen planen, den Wirtschaftsstandort Deutschland mit Milliardeninvestitionen wieder in Schwung zu bringen. Vor einem Treffen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Kanzleramt mit Vertretern von Konzernen kündigte die Bundesregierung an, dass Unternehmen Investitionen von mehreren hundert Milliarden Euro in Aussicht stellten.
Das Geld werde unter anderem in neue Standorte und Anlagen in Deutschland, aber auch in Forschung und Entwicklung sowie die Modernisierung der Infrastruktur fließen. Hintergrund ist auch, dass Deutschland ein drittes Jahr in Folge ohne Wirtschaftswachstum droht.
«Wir begrüßen das Vertrauen der Unternehmen, in den Standort Deutschland und seine Arbeitsplätze zu investieren», sagte Merz. «Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für mehr Wirtschaftswachstum und die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Zugleich senden sie ein kraftvolles Signal an internationale Unternehmen, wieder stärker in Deutschland zu investieren.»
Initiative «Made for Germany»
Die Initiative «Made for Germany» wurde von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, Siemens-Chef Roland Busch sowie Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, und dem Chef von FGS Global, Alexander Geiser, ins Leben gerufen.
Laut Angaben haben sich bis Montagmorgen 61 Unternehmen und Investoren der Initiative angeschlossen. Sie haben versprochen, innerhalb der nächsten drei Jahre 631 Milliarden Euro in Deutschland zu investieren.
Die Summe umfasse sowohl bereits geplante als auch neue Kapitalinvestitionen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren. Ein dreistelliger Milliardenbetrag und «damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme» entfällt den Initiatoren zufolge auf Neuinvestitionen.
Strukturreformen
Sewing sagte dem «Handelsblatt» in einem Doppel-Interview mit Busch: «Wir brauchen jetzt ein klares Zeichen an die Gesellschaft, dass sich hier etwas bewegt.» Als Allianz vieler führender Unternehmen wolle man im Schulterschluss mit der Politik dazu beitragen, Deutschland auf Wachstumskurs zu bringen. Das könne auch zu einem Stimmungsumschwung beitragen.
«Wir brauchen in der Politik den Mut für strukturelle Veränderungen, und da müssen unbedingt große Schritte folgen», sagte Busch der Zeitung. Merz hatte grundlegende Reformen der Sozialversicherungen angekündigt. Wie diese genau aussehen und wann genau sie kommen, ist aber offen. Unternehmen klagen zudem seit langem über zu viel Bürokratie.
Der Bundestag und der Bundesrat hatten beschlossen, ein 500 Milliarden schweres Sondervermögen für zusätzliche staatliche Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz bereitzustellen. Ein Regierungssprecher hatte betont, dass nur ein Teil der erforderlichen Investitionen staatlich getätigt werden könne, während ein großer Teil privat erfolgen müsse.
Es wird berichtet, dass etwa 30 Unternehmen an dem Treffen im Kanzleramt teilnehmen, darunter mehr als ein Dutzend Dax-Konzerne. Nach den Beratungen, an denen auch Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) teilnehmen, sollen Pressestatements abgegeben werden.