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Rekordverlust bei Bundesbank: 19,2 Milliarden Euro Minus

Die Bundesbank verzeichnet den höchsten Verlust in ihrer Geschichte. Trotz geringerer Verluste in Zukunft, bleibt die Lage angespannt.

Belastungen der Zinswende drücken auf die Bundesbank-Bilanz (Archivbild)
Foto: Lando Hass/dpa

Erster Verlust seit 1979 und gleichzeitig der höchste in der Geschichte der Bundesbank: In der Bilanz der Deutschen Bundesbank für das vergangene Jahr stehen rund 19,2 Milliarden Euro Minus. Der Geldsegen für den Bundeshaushalt bleibt somit erneut aus – wie bereits in den vier Jahren zuvor.

Für die nächsten Jahre sind rote Zahlen ebenfalls wahrscheinlich, auch wenn nach Einschätzung der Bundesbank die Verluste geringer ausfallen dürften. «Der Höhepunkt der jährlichen Belastungen dürfte überschritten sein», sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Jahresabschlusses in Frankfurt.

Nagel hatte bereits bei der Bilanzvorlage vor einem Jahr auf magere Jahre eingestimmt: «Wir erwarten, längere Zeit keine Gewinne ausschütten zu können.» Verluste will die Bundesbank in den nächsten Jahren mit künftigen Gewinnen ausgleichen.

Belastungen aus Zinswende zehren Puffer auf

Im Jahr 2023 entging die Bundesbank knapp einem Verlust – jedoch nur, weil sie auf milliardenschwere Rückstellungen zurückgreifen konnte.

Die Auswirkungen der schnellen Zinswende haben die Puffer fast aufgebraucht. Für 2024 hat die Bundesbank daher nur noch 0,7 Milliarden Euro an Rücklagen, um Verluste abzufedern. Das Zinsergebnis hat sich zwar leicht verbessert, lag aber mit rund 13,1 (Vorjahr: 13,9) Milliarden Euro weiterhin deutlich im Minus.

Im Sommer 2022 begann die Europäische Zentralbank (EZB), die Zinsen im Euroraum schnell zu erhöhen, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Da die Inflationsrate inzwischen weit von Rekordhöhen entfernt ist, hat die EZB die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt.

Die steigenden Zinsen an den Finanzmärkten führten zu höheren Zinsausgaben für die Notenbanken, während die Zinseinnahmen nicht entsprechend stiegen. Gleichzeitig werfen viele langfristige Wertpapiere wie Staats- und Unternehmensanleihen, die die Euro-Notenbanken im Rahmen ihrer gemeinsamen Geldpolitik in großem Umfang erworben haben, vergleichsweise niedrige Zinsen ab.

EZB mit Rekordverlust

Die EZB gab bekannt, dass 2024 das zweite aufeinanderfolgende Verlustjahr und das höchste Minus in ihrer mehr als 25-jährigen Geschichte mit gut 7,9 Milliarden Euro war. Die übliche Gewinnausschüttung der EZB – unter anderem an die Bundesbank – blieb daher erneut aus.

Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Mauderer betonte die Solidität der Bundesbank-Bilanz: «Die Bundesbank kann sowohl die aktuellen als auch die zu erwartenden finanziellen Belastungen tragen.»

Die Goldreserven der Bundesbank sind aufgrund des gestiegenen Preises für das Edelmetall deutlich wertvoller geworden. Die gesamten Reserven der Bundesbank an Gold und Fremdwährungen werden zum Ende des vergangenen Jahres mit gut 267 Milliarden Euro bewertet – nach gut 197 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

Das Hauptziel von Notenbanken ist nicht, Gewinne zu erzielen. Die EZB und die nationalen Zentralbanken im Eurosystem sollen in erster Linie für stabile Preise und somit eine stabile Währung in den 20 Staaten des Währungsraums sorgen.

Die Währungshüter erreichen dieses Ziel, wenn die Inflation im Euroraum mittelfristig bei 2,0 Prozent liegt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte sich kürzlich optimistisch, dass die Zwei-Prozent-Marke bei der Teuerungsrate in diesem Jahr erreicht wird. Steigende Teuerungsraten verringern die Kaufkraft der Verbraucher, sodass sie sich für einen Euro weniger leisten können.

Auch Bundesbank-Präsident Nagel ist zuversichtlich, was die weitere Entwicklung der Inflation angeht: «Mit einer nachhaltigen Rückkehr zur Zwei-Prozent-Marke rechnen wir in Deutschland 2026.»

Keine Überweisung aus Frankfurt für den Bundesfinanzminister

Über Jahre hinweg hatte das Bundesfinanzministerium im Bundeshaushalt stets einen Bundesbankgewinn von 2,5 Milliarden Euro eingeplant. Im Jahr 2019 konnte sich der damalige Minister Olaf Scholz (SPD) über den höchsten Bundesbankgewinn seit der Finanzkrise freuen: 5,85 Milliarden Euro. Der letzte Bilanzverlust wurde vor 45 Jahren verzeichnet: 1979 wies die Bundesbank umgerechnet einen Verlust von gut 2,9 Milliarden Euro aus.

dpa