Die Wasserreserven auf Zypern sind auf 16,1 Prozent gesunken. Die Regierung ruft zum sparsamen Umgang mit Wasser auf.
Europa von Trockenheit geplagt: Wasserreserven sinken dramatisch

Monatelang kein Regen – aufgrund des Klimawandels hat sich diese Situation in den letzten Jahren in Ländern wie Spanien, Italien und der Türkei verschärft. Es kommt immer wieder zu verheerenden Wald- und Buschbränden aufgrund der Trockenheit – und vielerorts wird das Wasser knapp. Städte wie Athen sind betroffen, aber auch Regionen in England und im bereits von Trockenheit geplagten Iran. Ein Überblick.
Zypern
Laut dem Amt für Wasserwirtschaft sind die Wasserreserven auf Zypern dramatisch gesunken. Der Füllstand der Stauseen beträgt derzeit nur noch 16,1 Prozent – im Vergleich zu 34,1 Prozent im Vorjahr. Drei Jahre in Folge gab es zu wenig Niederschlag. „Priorität ist, dass es keine Wasserunterbrechungen im wichtigen Bereich Tourismus gibt“, berichtete der zyprische Rundfunk (RIK).
Um der Wasserkrise entgegenzuwirken, ist geplant, zusätzliche Entsalzungsanlagen zu errichten. Zwölf Anlagen sind bereits in Betrieb, jedoch sind diese nicht ausreichend. Die Regierung fordert die Bevölkerung dazu auf, Wasser sparsam zu nutzen.
Türkei
In den Touristenregionen an der Ägäis wird regelmäßig das Wasser abgestellt. Izmir, eine Millionenmetropole, reduziert beispielsweise die Wasserversorgung bis Ende August stundenweise aufgrund des sinkenden Pegelstands der Staudämme. Auch in Bodrum, einem Urlaubsort, wird das Wasser immer wieder abgestellt. Hinzu kommt in den Urlaubsregionen, dass im Sommer die Anzahl der Personen, die mit Trinkwasser versorgt werden müssen, um ein Vielfaches steigt.
Des Weiteren hat die Türkei in diesem Sommer mit intensiver Hitze zu kämpfen, was zu einer erhöhten Verdunstung führt. Nach Angaben des Wetterdienstes war es der wärmste Juli seit 55 Jahren. In der Ägäisregion fiel im vergangenen Jahr 22 Prozent weniger Regen als üblich. Experten führen zunehmende Extreme und längere Dürreperioden auf den Klimawandel zurück.
Griechenland
Auch an diesem Ort erreichen die Stauseen historische Tiefststände. Die Reserven rund um die Hauptstadt Athen sind im Vergleich zu 2022 um 50 Prozent gesunken. Die Regierung sagt, dass es nun darum geht, das Wassermanagement des Landes radikal zu modernisieren, effizienter zu gestalten und Anreize für Investitionen zu schaffen.
In Zukunft soll der Fokus vor allem auf neuen Technologien wie der Meerwasserentsalzung liegen. Die Anlagen sind jedoch umstritten – sie gelten als teuer, energieintensiv und wenig umweltfreundlich.
Iran
Der Iran ist eines der trockensten Länder der Welt. In den letzten Jahren wurde ein deutlicher Rückgang der Niederschläge festgestellt, während Dürreperioden und andere extreme Wetterereignisse zunehmen. Die Wasserkrise hat sich schon lange abgezeichnet – diesen Sommer trifft sie die Hauptstadt Teheran mit ihren über 15 Millionen Einwohnern besonders hart.
Laut Behördenangaben besteht im Oktober die Gefahr, dass das Wasser knapp wird. Die Wasserstände der Staudämme sind bedenklich niedrig. Die Regierung reagiert mit drastischen Maßnahmen: In vielen Teilen Teherans und anderer Städte wird die Wasserversorgung täglich stundenlang unterbrochen.
Spanien
Spanien hat derzeit kein akutes Wasserproblem. Aufgrund der ergiebigen Regenfälle zu Jahresbeginn sind die Stauseen des beliebten Urlaubslandes immer noch gut gefüllt. Auch wenn die Pegel im Hochsommer aufgrund des Wetters und des erhöhten Verbrauchs in der Ferienzeit sinken, beträgt der aktuelle Füllstand 64 Prozent der Gesamtkapazität.
Lokal gibt es dennoch Versorgungsprobleme – zum Beispiel auf Mallorca. Besonders betroffen ist die Region Pla im Landesinneren, wo die Regierung der Balearen dieser Tage den Dürrealarm ausrief. Behörden zufolge herrscht auf fast dem gesamten Archipel Wasserknappheit. Die Speicherstände fielen im Juli auf durchschnittlich 43 Prozent – drei Punkte unter dem Vorjahreswert.
England
Mit erschöpften Wasservorräten und Trockenheit haben dieser Tage auch Teile Englands zu kämpfen. Laut der britischen Umweltbehörde gibt es eine «landesweit bedeutsame» Wasserknappheit. Fünf Regionen leiden unter Dürre, sechs weitere unter anhaltend trockenem Wetter. Die Wasserstände vieler Flüsse und Stauseen liegen unter dem für diese Jahreszeit üblichen Niveau.
England erlebt derzeit das trockenste Halbjahr seit 1976. Ein Zusammenschluss von Organisationen, zu dem auch der Met Office gehört, warnt davor, dass der Klimawandel Dürreperioden verschärft. In einigen Regionen hat dies bereits zu Einschränkungen geführt: In Yorkshire wurde vor kurzem die Bewässerung der Gärten mit einem Schlauch verboten.
Italien
Auch Italien leidet unter Trockenheit. Die Hitzewellen der letzten Monate und der fehlende Regen haben nicht nur dazu geführt, dass die Felder vertrocknet sind, sondern auch das Vieh in Not gebracht. Laut aktuellen Daten des Instituts für Umweltschutz und Forschung (ISPRA) variiert die Wasserknappheit regional jedoch stark: Während der Norden nur geringfügige Engpässe verzeichnet, verschärft sich die Situation in Mittel- und Süditalien deutlich. Besonders kritisch ist die Lage weiterhin auf Sizilien.
Auch auf Sardinien, einer Mittelmeerinsel, ist die Situation angespannt, da das regionale Wassersystem Ende Juli nur noch über die Hälfte der Speicherkapazität verfügte. In einigen Gebieten lag der Füllstand sogar bei nur etwa zwölf Prozent.
Frankreich
In Südfrankreich erlassen die Behörden aufgrund der anhaltenden Trockenheit und großer Hitze in immer mehr Orten und Regionen Restriktionen bei der Wassernutzung. Die Priorität liegt darin, die Trinkwasserversorgung aufrechtzuerhalten. Aufgrund sinkender Grundwasservorräte und Pegelstände an den Flüssen gibt es Einschränkungen für die Landwirtschaft. Auch das Befüllen von Swimmingpools, das Waschen von Autos sowie das Bewässern öffentlicher Grünflächen und privater Gärten ist nicht mehr erlaubt – Gemüsegärten sind hiervon ausgenommen.
Südosteuropa
Auch Südosteuropa ist von der Dürre betroffen. Am Unterlauf der Donau sinkt regelmäßig der Pegel, was dazu führt, dass Schiffe auf Sandbänken stecken bleiben und versunkene Schiffswracks wieder auftauchen. Es wird an vielen Orten mit Missernten gerechnet. Kroatien hat bereits mehrere Regionen im Norden zu Dürre-Katastrophengebieten erklärt. In Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Rumänien wird in einigen Gemeinden immer wieder das Bewässern von Gärten, das Befüllen von Pools und das Waschen von Autos verboten.