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Florian Lipowitz kämpft sich zum dritten Gesamtrang bei der Tour de France

Der Jungstar verteidigt sein Weißes Trikot, während der Vorsprung auf Oscar Onley schrumpft. Die brutalen Alpenetappen fordern ihren Tribut.

Florian Lipowitz brach auf dem Col de la Loze ein.
Foto: Marco Bertorello/AFP/dpa

Florian Lipowitz kämpfte sich die steile Schlussrampe auf den Col de la Loze hinauf und konnte gerade noch genug Kraft aufbringen, um den dritten Gesamtrang in den Alpen zu verteidigen. Dank einer kämpferischen Leistung bei der brutalen Königsetappe der Tour de France durfte das Jungtalent sein Weißes Trikot behalten, obwohl sein Vorsprung auf den Briten Oscar Onley von etwa zwei Minuten auf 22 Sekunden schrumpfte.

«Ich habe mich versucht zu peitschen, aber die letzten zehn Kilometer habe ich gemerkt: Die Energie ist nicht mehr da. Und dann war es nur noch eine Qual. Die letzten zwei Kilometer waren die Hölle», sagte Lipowitz der ARD. Während er als Elfter ins Ziel kam, wurde Onley Vierter.

Der normalerweise so kämpferische Tadej Pogacar verzichtete zunächst auf einen großen Angriff. Erst kurz vor dem Ziel überholte der 26-Jährige seinen Dauerrivalen Jonas Vingegaard als Etappenzweiter und erhöhte den ohnehin komfortablen Vorsprung um elf Sekunden auf 4:26 Minuten – knapp zwei Jahre nach seiner wohl größten Niederlage an Ort und Stelle nähert sich der Slowene seinem vierten Tour-Gewinn am Sonntag in Paris immer mehr.

Vingegaard: «Heute war ein brutaler Tag»

Vingegaard wollte trotz der schwindenden Chancen noch nicht ans Aufgeben denken. «Heute war ein brutaler Tag», sagte der zweimalige Tour-Champion. «Wir waren ungefähr gleich auf. Bis auf die paar Sekunden. Die Tour ist noch nicht vorbei.»

Ben O’Connor aus Australien gewann den Tag vor Pogacar und Vingegaard nach 171,5 Kilometern und 5.450 Höhenmetern zwischen Vif und dem Col de la Loze.

Lipowitz attackiert die Stars

Pogacar lächelte, als Lipowitz kurz vor dem Anstieg zum Col de la Loze die Stars attackierte und sich zunächst wenige Minuten Abstand verschaffte. Der 24-Jährige wollte sich auf der großen Bühne zeigen. Mit seinem Angriff 32 Kilometer vor dem Ziel ging Lipowitz jedoch auch ein hohes Risiko ein, dass ihm beim harten Endspurt die Kräfte ausgehen würden – und so sollte es auch kommen.

In den letzten fünf Kilometern fiel er zurück. Schon zuvor konnte er nicht auf die Unterstützung seines Kapitäns Primoz Roglic zählen. Der Slowene schloss sich früh im Rennen einer Ausreißergruppe an – und wartete nicht auf seinen jungen Kollegen im zweiten großen Anstieg des Tages – 40 Kilometer vor dem Ziel waren sie wieder zusammen.

Der talentierte Nachwuchsprofi ist jedoch weiterhin auf Kurs, das Podium in Paris als erster deutscher Profi nach Andreas Klöden vor 19 Jahren zu erreichen. Der Schwabe musste lange Zeit als Solist kämpfen, da sein Kapitän Primoz Roglic früh einer Ausreißergruppe beitrat und zwischendurch nicht daran dachte, seinen Teamkollegen zu unterstützen.

https://x.com/LeTour/status/1948385337069179170

 

Pogacar: Etappe «entscheidend für die Tour»

Vor der kräftezehrenden Etappe mit drei Anstiegen der höchsten Kategorie tankte Pogacar Kraft mit seiner Partnerin Urska Zigart, wie ein Foto auf der Plattform Instagram zeigte. Mit dem Alpenriesen Col de la Loze machte der Slowene in der Vergangenheit keine guten Erinnerungen. 2023 brach er an dem Berg völlig geschwächt ein. «Ich bin tot», funkte Pogacar damals an sein Team. Pogacar fiel entkräftet zurück und ebnete gleichzeitig seinem Dauerrivalen Jonas Vingegaard den Weg zu seinem zweiten Tour-Erfolg. 

«Es ist eine der Etappen, die ich sehr mag, und sie ist auch entscheidend für die Tour. Also ich freue mich sehr darauf», sagte Pogacar am Tag vor dem Kletterspektakel. Er hoffe, dass er sich für seine schweren Beine von vor zwei Jahren revanchieren könne. Vingegaard sprach vor dem Start von einer «der härtesten Etappen der Tour de France, die wir je gesehen haben» – die Radsport-Fans sollten nicht enttäuscht werden.

https://x.com/LeTour/status/1948320021383406014

Schon vor dem Spektakel gab es eine emotionale Debatte um Pogacar und seinen deutschen Teamkollegen Nils Politt. Der frühere Profi und Experte Thomas Voeckler störte sich nach der Etappe am Mont Ventoux am Verhalten des Kölners Politt. In der TV-Übertragung war zu erkennen, dass der Edelhelfer von Pogacar mit heftigen Gesten auf andere Fahrer an der Spitze des Feldes einwirkte. Voeckler nannte die Fahrweise des Kölners im französischen Fernsehen ein «abscheuliches Verhalten».

Politt erklärte sein Verhalten damit, dass es eine Attacke gegeben habe, als er und Pogacar eine kurze Toilettenpause eingelegt hätten. «Mir wurde immer beigebracht, dass es ruhig bleibt, wenn das Gelbe Trikot zum Pinkeln anhält», sagte Politt.

Für die Rennfahrer gibt es keine Zeit zum Ausruhen. Nach der Königsetappe folgt am Freitag der zweite Teil der spektakulären Klettershow in den Alpen. Auf dem Weg zum Ziel im Skiort La Plagne müssen die Protagonisten gleich fünf steile Anstiege bewältigen. Die 19. Etappe führt über 129,9 Kilometer und 4.550 Höhenmeter von Albertville zur Bergankunft.

dpa