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Handelskrieg zwischen EU und USA droht zu eskalieren

Trump kündigt Verdopplung der Sonderzölle auf Stahl und Aluminiumimporte an. Verhandlungen laufen, aber Reaktion der EU bleibt abzuwarten.

US-Präsident Trump will mit einer neuen Zollerhöhung die US-Stahlindustrie stärken. Muss die EU nun sofort reagieren?
Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

In der EU gab es zuletzt Hoffnung, eine weitere Eskalation des Zollkonflikts mit den USA doch noch abwenden zu können. Mitten in den laufenden Verhandlungen kündigt nun aber US-Präsident Donald Trump eine Verdopplung der bereits bestehenden Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent an. Ist damit ein echter Handelskrieg programmiert? Fragen und Antworten im Überblick:

Warum überrascht die neue Ankündigung?

Vor allem, weil es zuletzt so aussah, dass auch Donald Trump an einer einvernehmlichen Lösung des Handelskonflikts interessiert sein könnte. Nachdem Trump der EU Ende vergangener Woche noch einmal für Anfang Juni eine neue drastische Zollerhöhung angedroht hatte, ließ er sich Sonntag darauf erstmals auf ein Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein. Im Anschluss zog Trump die Drohung wieder zurück und machte deutlich, dass bis zum 9. Juli verhandelt werden soll. Mit dem guten Gespräch gebe es nun neuen Schwung, hieß es aus der EU-Kommission.

Seitdem haben die Handelsbeauftragten beider Seiten mehrmals miteinander telefoniert. Am Freitag führte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic das letzte Telefonat mit US-Handelsminister Howard Lutnick.

Wie reagiert die EU auf die neue Ankündigung?

Die EU-Kommission, die für die Zollverhandlungen zuständig ist, reagierte zunächst nicht. Sie hatte zuvor mehrmals betont, dass sie sich auf die Verhandlungen konzentrieren möchte. Sollten die neuen Zölle tatsächlich am Mittwoch in Kraft treten und auch für Einfuhren aus der EU gelten, wird es jedoch schwer sein, nicht zu reagieren.

Wie könnte eine Antwort der EU aussehen?

Die EU-Staaten haben im April den Weg für erste Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent als Reaktion auf die neuen Zölle freigemacht, die von US-Präsident Donald Trump angeordnet wurden. Diese könnten sofort in Kraft treten und betreffen unter anderem in den USA produzierende Hersteller von Jeans, Motorrädern, Rindfleisch und Zitrusfrüchten. Es wird an weiteren Maßnahmen gearbeitet, darunter zusätzliche Abgaben auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey.

Was will Trump mit den Zöllen erreichen?

Der US-Präsident plant, durch die Zölle vermeintliche Handelsungleichgewichte auszugleichen und Produktionsstandorte in den USA zu schützen. Am Freitag erklärte er in einer Rede vor Mitarbeitern eines Stahlbetriebs in Pennsylvania, dass die zusätzlichen Importgebühren die US-Stahlindustrie stärken würden.

Die Zolleinnahmen sollen auch dazu dienen, sein kostspieliges Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise zu finanzieren. Die US-Regierung rechtfertigt formell die bereits geltenden Sonderzölle auf die Einfuhr von Stahl, Aluminium und Autos mit dem Schutz der nationalen Sicherheit. Die EU sieht das Vorgehen und die Argumentation jedoch als nicht mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar an.

Was für Konsequenzen könnten die Zölle für die EU haben?

Die europäische Stahlindustrie hatte bereits zu Beginn des Jahres die Befürchtung geäußert, dass aufgrund neuer US-Zölle weitere Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze abgebaut werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt waren die USA im Jahr 2024 der zweitgrößte Exportmarkt für die europäischen Stahlproduzenten. Laut Angaben des Verbands der europäischen Stahlindustrie (Eurofer) machten sie damals 16 Prozent der gesamten EU-Stahl-Exporte aus.

Thyssenkrupp Steel, Deutschlands größter Stahlhersteller, äußerte sich damals vergleichsweise gelassen. Das Unternehmen in Essen wies darauf hin, dass sein Hauptmarkt für Stahl Europa ist. Der Export von Stahlprodukten in die USA sei vernachlässigbar gering, so hieß es.

Kann die EU Trump beim Thema Stahl entgegenkommen?

Möglich wäre es, dass die EU und die USA sich darauf einigen, gemeinsam gegen Überkapazitäten vorzugehen, die durch massive Subventionen auf dem Weltmarkt entstehen. China wird hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht. Auch EU-Unternehmen leiden stark unter Preisdumping. Die Europäische Kommission hat daher Schutzmaßnahmen für die heimische Stahlindustrie eingeführt, die im Frühjahr noch einmal verschärft wurden.

dpa