Bestattungskultur im Wandel: Diamanten als Erinnerungsstücke aus Totenasche möglich. Kosten ab 4.000 Euro.
Neue Gesetze erlauben: Diamanten aus Asche von Verstorbenen herstellen

Viele Angehörige wünschen sich, nach dem Tod eines geliebten Menschen etwas von ihm zu behalten. Eine Option ist, Diamanten aus der Asche des Verstorbenen herstellen zu lassen, die man dann als Schmuckstück immer bei sich tragen kann.
Die Bestattungskultur in Deutschland befindet sich seit Jahren im Wandel und die Formen werden immer vielfältiger. Bisher waren Gedenkdiamanten aus der Asche von Verstorbenen hier nicht erlaubt. Vor kurzem haben zwei Bundesländer diese Bestattungsform in überarbeiteten Gesetzen legalisiert: Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.
Laut Angaben kann ein geringer Anteil der Totenasche für eine würdevolle Verwendung oder Weiterverarbeitung in Gedenkstücken entnommen und genutzt werden. In Sachsen-Anhalt sind höchstens fünf Gramm der Asche eines Verstorbenen vorgeschrieben, um beispielsweise einen künstlichen Diamanten herzustellen.
«Hauptsächlich geht es dabei darum, den Verstorbenen auf diese Weise näher bei sich zu behalten», sagt der Geschäftsführer vom Bestatterverband Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Christian Jäger. Die Nachfrage sei bisher konstant und liege im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Ob sie mit den neuen Gesetzen zunehmen werde, sei schwer zu sagen.
Herstellung ist aufwendig und teuer
Laut Simon J. Walter, dem Kulturbeauftragten des Bundesverbandes Deutscher Bestatter in Düsseldorf, ist die Herstellung eines Diamanten aus Asche mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden. „Je mehr Karat, desto teurer“, so Walter. Die Kosten belaufen sich auf mehrere tausend Euro, wobei der Einstiegspreis in der Regel bei circa 4.000 Euro liegt.
„Und wie läuft das ab? Zuerst wird Kohlenstoff aus der Asche extrahiert, wie der Geschäftsführer der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft in Idar-Oberstein, Tom Stephan, erklärt. Der Kohlenstoff wird in Graphit umgewandelt und mit einem Keimkristall versehen. Dies wird hohen Temperaturen und hohem Druck ausgesetzt: Es kommt zur Bildung von synthetischen Diamanten. Je nach gewünschter Größe kann dies einige Tage bis mehrere Wochen dauern.“
Für einen solchen Erinnerungsdiamanten brauche es einiges an Kohlenstoff. «Das Fragliche ist immer, ob aus der Asche genügend extrahiert werden kann», sagt der Experte. Es könne also sein, dass im Prozess noch Kohlenstoff hinzugefügt werden müsse. Die Hersteller wiesen auch darauf hin.
«Aber ungeachtet dessen: Wenn es im Trauerprozess hilft und der synthetische Diamant eine tolle Erinnerung an den Verstorbenen ist, ist es schon etwas Besonderes. Ich gehe schon davon aus, dass die Nachfrage da ist», sagt Stephan. Ein Diamant stehe für die Ewigkeit. «Nichts ist härter als der Diamant.»
Anbieter in der Schweiz und Österreich
Auch vor der Änderung des Bestattungsgesetzes konnte man einen solchen Gedenkdiamanten erhalten, sagt Nico Schmidt vom Bestattungshaus Martin Loch in Trier, Rheinland-Pfalz. Die Aschenkapsel wurde beispielsweise in die Schweiz geschickt, wo Unternehmen dafür existieren.
Dort wurde dann ein Teil der Asche entnommen, um ein Schmuckstück herzustellen und zurückzuschicken. Durch die Legalisierung ist es nun erlaubt, in Rheinland-Pfalz einen Teil der Asche zu entnehmen und an die Anbieter zu schicken – ohne die komplette Urne schicken zu müssen. Er glaubt, dass die Nachfrage aufgrund der hohen Kosten gering sein wird. Außerdem muss der Rest der Asche immer noch beigesetzt werden.
Schmuckstücke mit Fingerabdruck des Verstorbenen
Schmidt sagt, dass es häufig vorkommt, Schmuckstücke mit dem Fingerabdruck des Verstorbenen herzustellen. Der Abdruck wird in Spezialwachs genommen. Einige Hersteller gravieren die Abdrücke dann entweder in neue Schmuckstücke oder in bereits vorhandenen Schmuck.
«Es ist einfach etwas, was bleibt», sagt Bestatterin Ulrike Grandjean. Auch sie habe oft Anfragen nach Schmuckstücken mit Fingerabdruck. Das sei deutlich günstiger als ein Diamant, den man auch aus Haaren herstellen lassen könnte, sagt sie. Generell wichtig sei es, in Verfügungen beim Bestatter festzuhalten, was nach dem Tod passieren soll.
Auch mit der Asche: Es muss klar festgelegt sein, wer einen Anteil zur Herstellung eines Schmuckstücks erhält, sagt Grandjean, die auch stellvertretende Vorsitzende des Bestatterverbands Rheinland-Pfalz ist. Mit dem neuen Bestattungsgesetz in Rheinland-Pfalz ist es jetzt auch möglich, die Asche im Garten zu verstreuen.
Diamant «aus der Asche der Oma»?
Später könne nicht mehr nachgewiesen werden, ob ein künstlicher Diamant mit der Asche des Verstorbenen hergestellt wurde oder nicht, sagt Edelstein-Experte Stephan. Er habe schon Fälle im Labor gehabt, da hätten Enkel wissen wollen, ob ein Diamant «aus der Asche der Oma» hergestellt worden sei. «Wir können nur nachweisen, dass da Kohlenstoff drin ist wie in jedem synthetischen Diamanten.»
Künstlich hergestellte Diamanten seien generell auf dem Vormarsch. «Es gibt sie erst seit wenigen Jahren in Schmuckqualität und günstig», sagt er. Der Händlerpreis für ein Karat liege bei um die 120 Euro. «Die Nachfrage ist sehr hoch, weil quasi jetzt jeder Diamanten tragen kann.»








