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Einsamkeit bei jungen Erwachsenen in Deutschland steigt deutlich an

Unter 40-Jährige leiden stärker unter Einsamkeit als ältere. Männer sprechen seltener darüber, Frauen suchen eher Austausch mit Freunden und Familie.

Sechs von zehn Menschen in Deutschland kennen das Gefühl von Einsamkeit. (Illustration)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Junge Erwachsene in Deutschland fühlen sich laut einer Umfrage häufiger einsam als ältere. Etwa 68 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 39 Jahren gaben an, oft, manchmal oder selten einsam zu sein. Bei älteren Befragten ab 40 Jahren trifft dies nur auf ungefähr die Hälfte zu. Dies ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK).

Erwachsene unter 40 Jahren erleben Einsamkeit nicht nur häufiger, sondern leiden auch stärker darunter: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der jüngeren Befragten, die Einsamkeit erleben, fühlen sich eher stark oder sogar sehr stark belastet. Bei den über 40-Jährigen trifft das nur auf etwa jeden Fünften zu.

Insgesamt haben die meisten Erwachsenen in Deutschland Erfahrungen mit Einsamkeit, aber nur wenige erleben sie regelmäßig. Von den 58 Prozent, die Einsamkeit kennen, empfinden nur 4 Prozent dieses Gefühl oft. 13 Prozent gaben an, manchmal einsam zu sein, 41 Prozent fühlen sich laut Umfrage selten einsam. Hingegen sind 42 Prozent nie einsam.

Einsamkeit belastet Psyche 

«Chronische Einsamkeit kann auf Dauer körperlich und psychisch krank machen», sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. So gaben von denjenigen, die sich häufig oder manchmal einsam fühlen, 65 Prozent an, häufiger oder sogar dauerhaft unter Stress und Erschöpfung zu leiden. Bei Menschen, die selten oder nie Einsamkeit empfinden, sind es nur 36 Prozent. Ähnliche Unterschiede zeigen sich bei Beschwerden wie Schlappheit oder Müdigkeit sowie unausgeglichener, gedrückter Stimmung.

Man(n) spricht nicht über Einsamkeit

Männer äußern weniger häufig ihre Einsamkeit als Frauen: Während 40 Prozent der befragten Frauen immer oder manchmal darüber sprechen, tauschen nur 22 Prozent der Männer regelmäßig, immer oder zumindest manchmal, über ihre Einsamkeit aus. Etwa jeder dritte Mann und jede fünfte Frau verschweigen sogar ganz ihre Einsamkeit.

Als Grund für ihr Schweigen gaben 76 Prozent dieser Befragten an, sie hätten nicht das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden. 58 Prozent möchten den Angaben zufolge niemanden mit ihrer Einsamkeit belasten und mehr als die Hälfte (54 Prozent) glaubt nicht, dass ein Austausch ihnen helfen kann. «Umso wichtiger ist es, Einsamkeit aus der Tabuecke herauszuholen und miteinander in den Austausch zu kommen», sagt Baas.

Telefonseelsorge kaum Anlaufstelle

Wer sich aufgrund von Einsamkeit an andere wendet, spricht in der Regel mit Freunden oder Bekannten (77 Prozent) sowie mit Familie oder Verwandten (68 Prozent). Lediglich etwa jeder fünfte Befragte hat bisher ärztliche oder therapeutische Hilfe in Anspruch genommen.

Besonders wenig wird über professionelle Beratungsstellen wie die Telefonseelsorge ausgetauscht: Nur ein Prozent der Befragten gab an, dort Hilfe gesucht zu haben. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen über das Internet spielt kaum eine Rolle (2 Prozent).

Für die Umfrage im Auftrag der TK wurden im Mai etwa 1.400 erwachsene Personen befragt.

dpa