Beschimpft, bespuckt, mit Feuerwerk beworfen: Gewaltvorfälle belasten die Arbeit von Deutschlands Feuerwehren. Ein Überblick über das Ausmaß.
Umfrage: Gewalt im Einsatz bei Berufsfeuerwehren verbreitet
Laut einer Umfrage beklagen Berufsfeuerwehren eine weit verbreitete Gewalt in Form von Beschimpfungen oder Angriffen. 75,1 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten zwei Jahren während eines Einsatzes beleidigt, bedroht, beschimpft oder tätlich angegriffen worden zu sein, wie der Deutsche Feuerwehrverband und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung mitteilten.
Vor einem Jahr wurden die freiwilligen Feuerwehren von den beiden Verbänden bereits zu Gewalt befragt. Diesmal gaben etwas weniger Ehrenamtliche mit 43,8 Prozent an, während eines Einsatzes schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Sowohl hauptamtliche als auch ehrenamtliche Einsatzkräfte berichteten zu jeweils mehr als 90 Prozent von Beschimpfungen und Beleidigungen.
Reaktion auf die Zahlen
Berufsfeuerwehren sind öfter in städtischen Gebieten im Einsatz. Daher berichteten sie häufiger (32,6 Prozent) von tätlichen Angriffen wie Schubsen im Vergleich zu ihren ehrenamtlichen Kollegen (14,1 Prozent). Von den Berufsfeuerwehrleuten gaben 7,2 Prozent an, in den letzten zwei Jahren mit einer Waffe bedroht worden zu sein. 27,1 Prozent wurden bespuckt und 28,4 Prozent wurden mit Feuerwerkskörpern oder Gegenständen beworfen.
«Dieser Zustand ist unhaltbar», sagte der Präsident des Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse, laut Mitteilung. «Wir Feuerwehren müssen uns aber auf Polizei und Justiz verlassen können, dass Gewalt gegen uns auch effektiv verfolgt wird – besonders in Großstädten.» Vereinfachte Anzeigeverfahren und Sonderanwaltschaften wären Banse zufolge hierbei hilfreich.
Viele Vorfälle nicht angezeigt
Die befragten Berufsfeuerwehrleute berichteten, am häufigsten bei Einsätzen im Straßenverkehr (70,3 Prozent) und beim Rettungsdienst (73,3 Prozent) Gewalterfahrungen gemacht zu haben. Auf die Frage, ob sie den «als am schlimmsten empfundenen Vorfall» der zuständigen Ordnungsbehörde gemeldet haben, antworteten 65 Prozent mit Nein. Mehr als jeder Zweite gab an, eine Anzeige oder eine Meldung habe wenig Aussicht auf Erfolg.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung, der im September vorgelegt wurde, sieht mehrere Ergänzungen im Strafgesetzbuch vor, um Angriffe auf Rettungskräfte, Polizisten oder Ehrenamtliche besser strafrechtlich zu erfassen. Der Entwurf wird derzeit in Ausschüssen des Bundestags diskutiert. Er ist eine Reaktion auf heftige Angriffe auf Einsatzkräfte in Berlin und anderen Städten in der Silvesternacht vor etwa zwei Jahren.
Laut Angaben haben mehr als 7.500 Personen zwischen Mitte September und Ende Oktober an der Online-Befragung des Instituts für Arbeit und Gesundheit teilgenommen.