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Zahl der Drogenkonsumenten steigt auf 316 Millionen weltweit

Drogenkonsum wächst schneller als Bevölkerung, Kokainmarkt boomt, globale Instabilität steigt – UNODC-Bericht

In West- und Zentraleuropa wird mehr Kokain sichergestellt als in Nordamerika. (Foto: Archiv)
Foto: Marcus Brandt/dpa

Die Anzahl der Drogenkonsumenten weltweit ist laut einem UN-Bericht auf 316 Millionen Menschen gestiegen. Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien wies in seinem aktuellen Weltdrogenbericht darauf hin, dass kriminelle Gruppen die instabile Lage in vielen Regionen ausnutzten und verstärkten.

Die Informationen über die Anzahl der Drogenkonsumenten und die meisten anderen Zahlen des Berichts beziehen sich auf das Jahr 2023 – das sind die aktuellsten Zahlen für eine globale Bewertung der Situation. Im Jahr 2022 schätzten Experten die Anzahl der Drogenkonsumenten weltweit noch auf 292 Millionen. Es ist jedoch generell schwierig, eine genaue Zahl für alle Regionen zu ermitteln.

Im Jahr 2023 war Cannabis mit 244 Millionen Konsumenten also die am häufigsten konsumierte Droge, gefolgt von Opiaten (61 Millionen), Amphetaminen (30,7 Millionen), Kokain (25 Millionen) und Ecstasy (21 Millionen).

«Teufelskreis»

Die Zahl der Menschen, die Drogen – abgesehen von Alkohol oder Tabak – zu sich nehmen, legte innerhalb eines Jahrzehnts um 28 Prozent zu. Der Konsum wachse somit schneller als die globale Bevölkerung, erklärte UNODC-Chefin Ghada Waly am Internationalen Tag gegen Drogenmissbrauch. Derzeit sei sowohl eine wachsende Nachfrage als auch ein wachsendes Angebot zu beobachten, schrieb sie in dem Bericht. «Dies befeuert die globale Instabilität und heizt diese Instabilität noch weiter an – ein Teufelskreis.»

Kokainproduktion auf Rekordniveau

Laut dem Jahresbericht wächst der Markt für Kokain am schnellsten unter allen Drogen. Die illegale Produktion von Kokain stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel auf die Rekordmenge von 3.708 Tonnen im Jahr 2023. Die Anzahl der Konsumenten stieg zwischen 2013 und 2023 von 17 Millionen auf 25 Millionen.

Der Anstieg des Kokainkonsums führt laut UN-Experten nicht nur zu einer Zunahme der Drogentoten, sondern auch zu einer Zunahme der Gewalt zwischen konkurrierenden kriminellen Gruppen, die in den Drogenschmuggel verwickelt sind. Dies wurde auch in West- und Zentraleuropa beobachtet. In diesen beiden Regionen wird bereits seit einigen Jahren mehr Kokain sichergestellt als in Nordamerika.

Das weiße Aufputschmittel hat anderswo eine noch stärkere destabilisierende Wirkung. Das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung berichtete von einer dramatisch gestiegenen Mordrate in Ecuador und von zunehmender Bandengewalt in der Karibik.

Drogen in Kriegsgebieten

Die UN-Drogenfachleute beobachten auch ehemalige und aktuelle Kriegsgebiete mit Besorgnis. In Syrien hält der Export und Import der synthetischen Droge Captagon weiterhin an. In der Ukraine ist die Produktion und der Handel mit synthetischen Drogen während des Krieges gestiegen.

64 Millionen Suchtkranke

Das UN-Büro schätzt, dass im Jahr 2023 weltweit 64 Millionen Menschen drogenabhängig waren – ein Anstieg um 13 Prozent innerhalb von zehn Jahren. In Deutschland gab es 2023 insgesamt 2.227 Drogentote – doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. Die Zahlen für 2024 sollen Anfang Juli veröffentlicht werden.

Der neue Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck warnte davor, Abhängigkeit als Randthema abzutun. Die Debatte über Drogen und Sucht sei eine gesamtgesellschaftliche, teilte der CDU-Politiker in Berlin mit. Streeck riet, «dem Thema nicht zuerst aus der Perspektive der Sitte oder des Rechts zu begegnen, sondern der Gesundheit». Die Jugend und Schwächsten müssten dabei besonders im Blick sein.

Abwärtstrend bei jugendlichem Cannabiskonsum in Europa

Das UNODC wies darauf hin, dass europäische Teenager im Alter von 15 und 16 überdurchschnittlich viel Cannabis konsumieren, aber die Konsumhäufigkeit unter jungen Menschen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist, wie aus einer aktuellen europäischen Studie zitiert.

dpa