Abwarten – das ist weiter die Devise der US-Notenbank. Die Fed sieht keinen dringenden Handlungsbedarf. Kredite in den USA bleiben damit weiter relativ teuer.
US-Notenbank Fed belässt Leitzins auf hohem Niveau
Trotz der wiederholten Forderungen von Präsident Donald Trump nach einer Zinssenkung entschied die US-Notenbank, den Leitzins erneut stabil zu halten. Der Zentralbankrat der Federal Reserve (Fed) in Washington gab bekannt, dass er weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent bleibt. Es wurde betont, dass die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung nach wie vor hoch ist.
Die Entscheidung entsprach der Erwartung der meisten Analysten. Nach der Corona-Pandemie waren die Zinsen in den USA stark gestiegen, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Seither gab es 2024 zwei Zinssenkungen – aber noch keine in diesem Jahr.
Geringeres Wirtschaftswachstum erwartet
Die Fed erwartet in diesem Jahr nun ein geringeres Wirtschaftswachstum. Die Zentralbank geht nur noch von einem Plus von 1,4 Prozent aus. Bei der vorherigen Prognose im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung ebenfalls nach unten korrigiert, damals auf ein Plus von 1,7 Prozent. Die Notenbank rechnet auch mit einer höheren Inflationsrate von 3,0 Prozent. Im März war sie noch von einer Teuerungsrate von 2,7 Prozent ausgegangen.
Laut einer Prognose erwartet eine Mehrheit der Mitglieder des Zentralbankrats in diesem Jahr nach wie vor zwei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Somit könnte der Leitzins zum Jahresende eher bei oder knapp unter vier Prozent liegen.
Leitzins bestimmt Kosten der Kreditvergabe
Das Hauptinstrument der Notenbank zur Verfolgung ihrer beiden zentralen Ziele, die Begrenzung der Inflation und die niedrige Arbeitslosigkeit, ist der Leitzins.
Der Zinssatz bestimmt, zu welchem Satz sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. In einem zweiten Schritt beeinflusst der Zinssatz dann die Gebühren, die von Verbrauchern und Firmen bezahlt werden.
Wenn die Fed zum Beispiel den Leitzins senkt, führt dies auch dazu, dass von Banken vergebene Kredite mittelfristig günstiger werden. Dies hätte Auswirkungen auf Hypotheken, Autokredite, Finanzierungen für Unternehmen und die Zinsen, die gelegentlich bei Kreditkarten anfallen. Durch die günstigeren Kredite wird die Wirtschaft angekurbelt, da die Amerikaner mehr Geld ausgeben können und kreditfinanzierte Investitionen günstiger werden.
Wieso will Trump unbedingt niedrigere Zinsen?
Die gesetzliche Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed wird von Präsident Trump regelmäßig in Frage gestellt, da er niedrigere Zinsen zur Ankurbelung der Konjunktur fordert.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Fed-Chef Jerome Powell auch immer wieder persönlich an. Erst vergangene Woche beschimpfte er ihn als «Hohlkopf». Mitunter empfahl er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der EZB zu nehmen. Diese hat den Leitzins zuletzt auf 2,0 Prozent gesenkt.
Wieso senkt die Fed den Leitzins nicht?
Laut der Fed besteht derzeit kein dringender Handlungsbedarf in Bezug auf die Höhe des Leitzinses: Die Inflationsrate liegt nahe dem Ziel von zwei Prozent und die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt robust.
Des Weiteren ist die weitere Konjunkturentwicklung sehr unsicher – und das hat viel mit Trump zu tun. Seit seinem Amtsantritt im Januar hat er hohe Zölle auf Waren aus verschiedenen Ländern verhängt oder angedroht. Das könnte die Preise für importierte Waren erhöhen und auch das Wachstum in den USA bremsen. Trumps Zölle belasten auch die Aktien- und Anleihenmärkte.
Mögliche Folgen des Kriegs mit dem Iran
Auch die geopolitische Lage könnte bei den Überlegungen der Fed eine Rolle spielen: Sollte sich der Konflikt zwischen dem Iran und Israel verschärfen, möglicherweise sogar mit einer Beteiligung des US-Militärs, wären größere Störungen auf dem Ölmarkt zu erwarten. Höhere Ölpreise würden das Wirtschaftswachstum in den USA beeinträchtigen.
Die Zentralbanker dürften sich derzeit kaum große Sorgen um die Inflationsrate machen, da sie nur leicht über dem langfristigen Ziel von etwa 2 Prozent liegt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise im Mai um 2,4 Prozent.