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US-Notenbank senkt Leitzins erneut – Arbeitsmarkt im Fokus

Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Federal Reserve den US-Leitzins gesenkt. Dabei dürften erneut die Sorgen um zunehmende Risiken auf dem Arbeitsmarkt überwogen haben.

Die US-Notenbank hat den Leitzins erneut gesenkt. (Archivfoto)
Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Die US-Notenbank senkte aus Sorge um den Arbeitsmarkt zum zweiten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Der Zentralbankrat der Federal Reserve (Fed) gab am Mittwoch in Washington bekannt, dass das Zinsniveau um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent gesenkt wurde. Die Mehrheit der Volkswirte hatte diesen Schritt erwartet. Die Forderungen von US-Präsident Donald Trump nach Zinssenkungen könnten eine Rolle gespielt haben.

Die Inflation stieg im September auf 3,0 Prozent und liegt damit über dem mittelfristigen Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent. Dies spricht gegen eine Zinssenkung. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Anstieg erwartet, weshalb die Bedenken hinsichtlich des US-Arbeitsmarktes wohl schwerer wiegen als die Inflationsproblematik: Beim letzten Beschluss hatte die Fed die Zinssenkung mit der schwachen Arbeitsmarktlage gerechtfertigt. Seitdem fehlen jedoch wichtige Konjunkturdaten, die aufgrund des anhaltenden Shutdowns in den USA entweder gar nicht oder nur verzögert veröffentlicht wurden. Ein Ende der Haushaltssperre ist bisher nicht absehbar.

Die Senkung der Zinsen dürfte den Dollar schwächen – was den Urlaub in den USA und Geschäfte in US-Währung attraktiver machen könnte. Für einen Euro erhält man dann etwas mehr Dollar. US-Präsident Donald Trump unterstützt eine schwächere Währung und argumentiert: Wenn sie zu stark ist, schreckt sie zusätzliches Geschäft ab und ausländische Touristen kommen nicht mehr ins Land. Grundsätzlich stimmt das zwar, aber gleichzeitig ist dies ein Problem bei der Bekämpfung der Inflation: Denn für die Amerikaner bedeutet dies unter anderem, dass sie mehr Geld für importierte Waren und Reisen ins Ausland ausgeben müssen.

Bereits zweite Zinssenkung 2025 – und womöglich nicht die letzte

Der Fed-Zentralbankrat senkte im September erstmals seit einem Dreivierteljahr den Leitzins um einen Zinsschritt – also 0,25 Prozentpunkte. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Gremium weitere Senkungen in Aussicht gestellt, bis zu zwei Zinsschritte seien möglich. Analysten gehen davon aus, dass der Leitzins bei der Dezember-Sitzung – der letzten dieses Jahres – erneut gesenkt wird. Nach Angaben der Fed könnte im Jahr 2026 eine weitere Senkung erfolgen.

Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten zehn für eine Senkung um einen Zinsschritt. Zur Überraschung befürwortete das Mitglied Jeffrey Schmid von der regionalen Fed aus Kansas City die Beibehaltung der bisherigen Spanne. Der Trump-Vertraute Stephen Miran sprach sich dagegen erneut für eine größere Senkung aus – ganz nach dem Wunsch des Präsidenten. Kritiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, «Trumps Marionette» zu sein. Miran bestritt dies.

Trumps Einflussnahme auf die Fed

Trump hatte Miran für den Posten nominiert, nachdem dieser plötzlich vakant geworden war. Nicht nur über seinen Berater versucht der Präsident, mehr Einfluss auf die Notenbank nehmen zu können – und das, obwohl die Federal Reserve unabhängig von politischem Druck über die geldpolitische Ausrichtung entscheiden soll. Die Fed sieht sich seit Monaten Trumps Vorwurf ausgesetzt, zu spät die Zinsen zu senken.

Gemäß Trump hätte Fed-Chef Jerome Powell bereits seinen Hut nehmen sollen. Der US-Präsident macht ihn persönlich dafür verantwortlich, dass die Fed den Leitzins über Monate hinweg stabil hielt, anstatt diesen zu senken. Dabei entscheidet ein zwölfköpfiges Gremium über den Leitzins und es ist unklar, ob ein Präsident den Fed-Chef entlassen darf.

Die Amtszeit von Powell endet im Mai 2026. Finanzminister Scott Bessent plant, Trump nach dem Erntedankfest am 27. November eine Liste mit potenziellen Nachfolgern vorzulegen. Der Präsident strebt an, bis zum Ende des Jahres eine Entscheidung zu treffen.

Auf dem Weg zu einem weniger unabhängigen Fed-Vorstand hat sich Trump auch die Fed-Gouverneurin Lisa Cook vorgenommen: Er will sie wegen angeblichen Hypothekenbetrugs loswerden. Cook bestreitet jegliches Fehlverhalten. Der Fall liegt mittlerweile vor dem obersten Gericht der USA. Dort erlitt Trump kürzlich einen Rückschlag in seinem Entlassungsversuch, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

dpa