Die Ermittlungen zum Hintergrund des Flugzeugabsturzes in Washington laufen, und erste Details kommen ans Licht. US-Präsident Trump prescht vor mit Schuldzuweisungen. Doch Experten mahnen zu Geduld.
Suche nach Ursache für Flugzeugunglück in USA
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Die Bergung von Leichen und die Suche nach der Ursache für das Unglück des verheerenden Flugzeugabsturzes in Washington mit vermutlich 67 Toten sind im Gange. Einsatzkräfte durchsuchen den Fluss Potomac in der US-Hauptstadt, wo ein Passagierflugzeug und ein Militärhubschrauber nach einer Kollision in der Luft abgestürzt sind. Sie haben dort weitere Todesopfer gefunden. Die Behörden gehen davon aus, dass es keine Überlebenden gibt.
Es gibt noch keine offiziellen Informationen über die Ursache des tragischen Unglücks. US-Medien haben über Unregelmäßigkeiten in der Flugsicherung zum Zeitpunkt des Unglücks berichtet. Es gab jedoch keine offizielle Bestätigung dafür. Die Unfalluntersuchungsbehörde NTSB hat mit ihren Untersuchungen begonnen, warnte jedoch ausdrücklich vor voreiligen Schlussfolgerungen und bat um Geduld. US-Präsident Donald Trump hat jedoch bereits Schuldzuweisungen gemacht.
Die Bergung der Todesopfer
Am Mittwochabend kollidierte am Hauptstadtflughafen Ronald-Reagan-Airport (DCA) eine Passagiermaschine beim Landeanflug mit einem Militärhubschrauber. Beide stürzten ins Wasser. An Bord des Flugzeuges befanden sich 60 Passagiere und 4 Crew-Mitglieder. Im Hubschrauber waren 3 Besatzungsmitglieder. Laut den Behörden kamen alle 67 Menschen bei dem Unglück ums Leben.
Über Nacht suchten Rettungskräfte mit Booten und Tauchern im eiskalten Wasser des Potomac-Flusses fieberhaft nach Überlebenden – jedoch ohne Erfolg. Behörden zufolge wurden in den ersten Stunden nach dem Unglück mehr als zwei Dutzend Tote aus dem Wasser geborgen. US-Medien berichteten später von weiteren geborgenen Leichen – insgesamt bislang mehr als 40. Die Einsatzkräfte äußerten sich optimistisch, am Ende alle Leichen bergen zu können. Dies könnte jedoch aufgrund widriger Bedingungen und der Suche in einem größeren Unterwasserbereich länger dauern.
Bericht über Unregelmäßigkeit im Kontrollturm
Die Flugschreiber der abgestürzten Passagiermaschine wurden mittlerweile entdeckt. Sie werden jetzt analysiert, wie mehrere US-Medien berichteten. Experten hoffen, dadurch Erkenntnisse über die Unfallursache zu gewinnen. Es gibt bisher keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.
Die «New York Times» und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf einen internen FAA-Bericht, zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes sei ein Fluglotse auf gleich zwei Positionen im Kontrollturm des Ronald-Reagan-Airports eingeteilt gewesen. Der Lotse sei parallel sowohl für Hubschrauber in der Nähe des Flughafens zuständig gewesen als auch für Flugzeuge auf den Start- und Landebahnen. Die Zuteilung im Kontrollturm sei «für die Tageszeit und das Verkehrsaufkommen nicht normal» gewesen.
Ermittler bitten um Geduld
Die Unfallermittlungsbehörde NTSB hat dazu keine Angaben gemacht – und bislang allgemein nur wenige Informationen preisgegeben. Laut Behörde gab es einen sehr schnellen Aufprall des Passagierflugzeugs im Wasser und es gibt keine Hinweise darauf, dass beispielsweise noch Rettungsrutschen aktiviert wurden. NTSB-Ermittler haben auch festgestellt, dass sich der Hubschrauber in einer falschen Flughöhe befand. Ansonsten haben sie sich jedoch zunächst sehr zurückhaltend gezeigt, was den Inhalt ihrer Ermittlungen betrifft.
«Sie müssen uns Zeit geben», sagte die Behördenleiterin Jennifer Homendy. Die Ermittler hätten Daten und große Mengen an Informationen. Diese auszuwerten und zu verifizieren, dauere. Die Untersuchungen hätten erst begonnen. Rund 50 Ermittler seien an der Unglücksstelle im Einsatz.
Ein weiterer Vertreter des NTSB, Todd Inman, betonte auch, dass die Behörde keine Spekulationen über die mögliche Ursache anstellen werde. Das Ziel sei es, innerhalb von 30 Tagen einen vorläufigen Bericht vorzulegen.
Trump macht schnell Schuldige aus
US-Präsident Trump hatte sich zuvor öffentlich beklagt, dass es nach solchen Unglücken immer viel zu lange dauere, bis es Informationen zu deren Ursache gebe. «Wir wissen nicht, was zu diesem Absturz geführt hat», sagte der Präsident, «aber wir haben einige sehr starke Meinungen und Ideen.» Die gab er zum Besten, legte einen Fehler des Hubschrauberpiloten nahe und machte Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung für den Unfall mitverantwortlich.
Er argumentierte, der Hubschrauber hätte sein Tempo drosseln oder ganz stoppen, die Flughöhe verändern oder abdrehen können. «Man hätte eine Million verschiedene Manöver machen können, aber aus irgendeinem Grund flog er einfach weiter.» Trump beklagte, die Besatzungsmitglieder im Helikopter hätten «sehen müssen, wohin sie fliegen».
Der Präsident beklagte auch, die Flugsicherung am Airport habe zu spät eine Warnung ausgesprochen. Er werde dafür sorgen, dass nur noch «die kompetentesten Leute des Landes» in Kontrolltürmen an Flughäfen arbeiteten. Sie müssten «brillant» sein im Umgang mit Computern und Grafiken und «psychologisch sehr, sehr klug».
Ausufernd wetterte Trump gegen Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung. Die Programme bei der US-Luftfahrtbehörde FAA zielten darauf ab, «Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen». Personen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmaßen, Lähmungen, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Zwergwuchs qualifizierten sich demnach alle für die Position eines Fluglotsen, behauptete er. Trump griff auch explizit die Politik seiner demokratischen Vorgänger Barack Obama und Joe Biden mit Blick auf die Flugaufsicht an.
Die Opfer an Bord
Das Passagierflugzeug war eine Maschine von American Airlines, die in Wichita, Kansas, gestartet war. Der Militärhubschrauber befand sich dagegen auf einem Übungsflug.
An Bord des Flugzeugs waren mehrere Eiskunstläufer, Trainer und ihre Familienmitglieder. Sie waren auf dem Rückweg von einem Trainingslager, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita, Kansas, stattgefunden hatte, so der US-Eiskunstlaufverband. Einige der Opfer waren Kinder oder Jugendliche. Auch zwei russische Ex-Weltmeister im Paarlaufen, die zuletzt als Trainer in den USA tätig waren, befanden sich an Bord. Trump sagte, dass Menschen aus verschiedenen Ländern an Bord waren – weitere Details nannte er jedoch zunächst nicht.