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Steigende Gefahr der Vogelgrippe durch Zugvögel

Instituts-Präsidentin warnt vor Virusdruck und dynamischem Geschehen. Hygienemaßnahmen dringend einhalten, um Ausbreitung zu verhindern.

Mit dem Vogelzug erhöht sich alljährlich im Herbst die Gefahr, dass auch das Vogelgrippe-Virus eingeschleppt wird. (Archivbild)
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) prognostiziert, dass die Anzahl der Zugvögel, die an der Geflügelpest sterben und zu Überträgern der Tierseuche werden können, weiter steigen wird. «Der Vogelzug ist im vollen Gange und der Virusdruck durch infizierte Wildvögel und deren Ausscheidungen sehr hoch», sagte Instituts-Präsidentin Christa Kühn. «Wir sehen nach wie vor ein sehr dynamisches Geschehen.»

Deshalb ist es wichtig, derzeit Rastplätze zu vermeiden, Tiere nicht zu stören und tote Vögel nicht anzufassen. Denn das Virus kann auch über verschmutztes Schuhwerk oder Ausrüstung weitergegeben und im schlimmsten Fall in Nutztierbestände eingeschleppt werden, sagte Kühn. Auch Aasfresser wie Krähen oder Raubvögel können die Krankheit nach Kontakt mit den Kadavern weiterverbreiten.

Schon viele tote Wildvögel und Nutztiere 

Laut Kühn hat die Infektionswelle in diesem Jahr früher begonnen als gewöhnlich. Viele Zugvögel sind bereits am hochansteckenden Geflügelpest-Virus vom Typ H5N1 gestorben. Besonders betroffen sind in diesem Herbst Kraniche, die vor allem in Nordbrandenburg von Rettungskräften in Tausenden von den Feldern gerettet werden.

Die Krankheit, auch bekannt als Vogelgrippe, hat sich seit Wochen in ganz Deutschland ausgebreitet und trifft nun auch vermehrt Geflügelbetriebe hart. Laut Angaben des Loeffler-Instituts in Greifswald mussten bisher etwa 30 kommerzielle Geflügelhalter ihre Tiere töten.

Laut aktuellen Erhebungen wurden bereits etwa 400.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten gekeult und entsorgt, um die weitere Verbreitung der Tierseuche einzudämmen. Der entstandene Schaden für die betroffenen Betriebe beläuft sich insgesamt auf Millionen.

Größte Verluste in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg

Die höchsten Verluste wurden bisher in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg verzeichnet. In Vorpommern mussten in zwei Betrieben insgesamt fast 150.000 Legehennen getötet werden. Der Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg kündigte an, dass aufgrund der Vogelgrippe weitere 130.000 Tiere gekeult werden müssen.

Auch in Niedersachsen, Bayern, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wurden Tausende Nutztiere vorsorglich getötet. Zuvor hatten Analysen im Friedrich-Loeffler-Institut Infektionen mit dem hochansteckenden Geflügelpest-Virus vom Typ H5N1 bestätigt. Die Mitarbeiter im Referenzlabor arbeiteten derzeit am Anschlag, hieß es.

Steigen die Preise?

Aufgrund der Einschränkungen gibt es die Befürchtung, dass für Verbraucher die Preise im Handel steigen. Der Landrat im Brandenburger Kreis Ostprignitz-Ruppin, Ralf Reinhardt (SPD), sagte im RBB-Inforadio: «Das wird schon einen Einschlag mit sich bringen und im schlimmsten Fall wahrscheinlich auch zu Preiserhöhungen führen.» 

Die Schlachtsaison für Gänse beginnt traditionell vor dem Martinstag am 11. November. Allerdings wird das Gros der Gänse aus dem Ausland importiert, zum Beispiel aus Ungarn und Polen.

Dem Bundesinstitut für Risikobewertung liegen bislang keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert hätten und erkrankt wären. Da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist, sind bei gut durcherhitzten Lebensmitteln keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten.

Bundesweites Aufstallungsgebot gefordert

Der Höhepunkt des Vogelzugs steht noch bevor. Laut Instituts-Präsidentin Kühn bleibt die Gefahr, dass die Vogelgrippe in die Bestände der Tierhalter eingeschleppt wird, weiterhin groß. Die Betriebe wurden von den zuständigen Ämtern und Politikern darauf hingewiesen, die Hygienemaßnahmen genau einzuhalten. In betroffenen Regionen wurden Schutzzonen eingerichtet, in denen zusätzliche Beschränkungen gelten.

Mit der raschen Verbreitung der Vogelgrippe und der zunehmenden Besorgnis über wirtschaftliche Schäden werden auch die Rufe nach einem bundesweiten Aufstallungsgebot lauter. Geflügel aus Freilandhaltung müsste gemäß einer solchen Anordnung in geschlossenen Ställen gehalten werden.

dpa