Sind Tiktok, Instagram und Co. bald nur noch für Erwachsene? Die EU-Kommissionspräsidentin vergleicht die Plattformen mit Alkohol und Tabak – und ist für vergleichbare Vorgaben in den sozialen Netzen.
Von der Leyen will Altersgrenze für soziale Medien
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plant, eine Altersgrenze in den sozialen Medien einzuführen. Eine Expertengruppe wird bis Ende des Jahres beraten, wie dies am besten für Europa umgesetzt werden kann, so von der Leyen in einer Rede im Europaparlament in Straßburg.
Sie verglich mögliche Vorgaben für soziale Medien mit denen für Tabak und Alkohol. «Zu meiner Zeit haben wir als Gesellschaft unseren Kindern beigebracht, dass sie bis zu einem bestimmten Alter nicht rauchen und trinken dürfen», so die Kommissionspräsidentin. «Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir das Gleiche für die sozialen Medien tun», betonte sie.
Eltern sorgten sich, wenn es um den ungehinderten Zugang ihrer Kinder zu sozialen Medien gehe. Etwa wegen der Algorithmen, die die Schwächen von Kindern ausnutzten, um sie süchtig zu machen. Sie könne diese Sorgen nachvollziehen, sagte die EU-Kommissionspräsidentin. «Wenn es um die Sicherheit unserer Kinder im Internet geht, glaubt Europa an Eltern, nicht an Gewinne.»
Australien hat Vorreiterrolle bei der Beschränkung
Von der Leyen bezeichnete in ihrer Rede Australien als potenzielles Vorbild für die zukünftige europäische Politik. Das Land ist führend in dieser Angelegenheit. Dort wurde bereits beschlossen, dass Jugendliche erst ab 16 Jahren Plattformen wie X, Tiktok, Facebook und Instagram nutzen dürfen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov in Deutschland möchten über 70 Prozent der Befragten ein Mindestalter für den Zugang zu sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Tiktok.
Laut der Umfrage befürworteten 57 Prozent der Befragten ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung von sozialen Medien. 16 Prozent plädierten sogar für ein Mindestalter von 18 Jahren.
Altersgrenze in Deutschland unter Politikern umstritten
In der deutschen Politik gibt es jedoch unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Während Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) und Grünen-Chefin Franziska Brantner sich für eine Altersgrenze aussprechen, argumentierte CSU-Chef Markus Söder dagegen. „Ein Verbot würde Tiktok, Instagram und Co. eher noch interessanter für Jugendliche und Kinder machen“, sagte Söder.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, setzt sich für «strikt abgestufte Altersvorgaben für soziale Medien» ein, um den hohen digitalen Medienkonsum Minderjähriger zu begrenzen. «Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Kinder und Jugendliche, die in hohem Maße nicht altersgerechte Inhalte konsumieren, anfälliger für riskantes Suchtverhalten und problematischen Drogenkonsum werden», sagte der CDU-Politiker im August der «Rheinischen Post».
EU-Kommission bereitet schon Verifizierungs-App vor
Die EU arbeitet bereits an den technischen Voraussetzungen für Altersbeschränkungen. Die Europäische Kommission entwickelt eine Verifizierungs-App zum Jugendschutz, um verlässliche Altersnachweissysteme für ungeeignete Inhalte für Kinder und Jugendliche bereitzustellen.
Es ist langfristig geplant, die Technologie in den digitalen EU-Ausweis (eID) zu integrieren – ein offizieller Online-Identitätsnachweis, der ab Ende 2026 verfügbar sein und auch in Deutschland eingeführt werden soll.