Mitten in der Nacht gibt der Vulkan Lewotobi Laki-Laki plötzlich furchterregende Laute von sich. Kurz darauf regnet es glühend heißes Gestein. Für Anwohner werden ihre Häuser zur tödlichen Falle.
Vulkan Lewotobi bricht aus – Tod und Zerstörung auf Flores
Ein Ausbruch des Vulkans Lewotobi Laki-Laki auf der bei Touristen beliebten Insel Flores in Indonesien hat mindestens zehn Menschen getötet. Die Eruption ereignete sich in der Nacht und überraschte viele im Schlaf. Die meisten Opfer starben, als ihre brennenden Häuser einstürzten, berichtete Avi Manggota Hallan, Leiter der örtlichen Notfallteams, der Deutschen Presse-Agentur.
Auch viele Stunden nach der Katastrophe suchten Retter noch immer unter den Trümmern nach Opfern. «Die Arbeiten sind noch im Gange, und es könnte noch mehr Tote geben», betonte Hallan. Im Internet verbreitete Videos zeigten, wie Einsatzkräfte völlig verkohlte Leichen abtransportierten.
«Wie ein Feuerwerk»
Viele Straßen und Bäume in der Region lagen unter einer dichten Schicht aus Asche und vulkanischem Schutt. Im Hintergrund stieg noch immer dichter Rauch aus dem Lewotobi Laki-Laki auf. Die Zeitung «Kompas» sprach von Dutzenden Verletzten und vielen abgebrannten Häusern. Weinende Anwohner erzählten örtlichen Fernsehsendern von einem Hagel aus glühendem Gestein.
«Wir hörten Donner mit Erschütterungen und Winde, die brennende Steine mit sich brachten», sagte Aril Witin, der in der Nähe des Vulkans lebt. «Es klang zunächst wie ein Feuerwerk, dann wie starker Regen. Wir suchten Schutz unter unseren Matratzen.» Ein Mitbewohner habe schwere Verbrennungen an den Füßen erlitten, als er auf seiner Flucht in der Dunkelheit auf kochend heiße Steine getreten sei. Vielerorts herrschte Panik.
Flores, eine der Kleinen Sundainseln, erfreut sich aufgrund ihrer wunderschönen Landschaften und bekannten Tauchgebiete großer Beliebtheit bei Touristen aus aller Welt. Die Insel in der Provinz Ost-Nusa Tenggara dient vielen auch als Eingangstor zu den westlich gelegenen Inseln Rinca und Komodo, wo die prähistorischen Komodowarane leben – die größten lebenden Echsen der Gegenwart.
Der Lewotobi Laki-Laki, der 1.584 Meter hoch ist, ist seit Ende 2023 wieder aktiv. In den vergangenen Monaten hat er mehrmals heiße Gase und Asche ausgestoßen. Er ist der Zwillingsvulkan des 1.703 Meter hohen Lewotobi Perempuan. Die Gipfel der beiden Berge liegen etwa zwei Kilometer voneinander entfernt.
Land auf dem Feuerring
In Indonesien, das etwa 17.000 Inseln hat, gibt es ungefähr 130 aktive Vulkane. Der größte Inselstaat der Welt liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Entlang dieses Gürtels kommt es oft zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen.
Der Feuerberg schleuderte vulkanisches Material bis zu sechs Kilometer weit. Das besonders betroffene Dorf Klatanlo liegt nur etwa fünf Kilometer vom Gipfel entfernt. Insgesamt sind laut «Kompas» sieben Dörfer betroffen. Die Behörden riefen die höchste Alarmstufe für den Vulkan aus und ordneten die Evakuierung der umliegenden Ortschaften an. Die Lokalregierung rief in der Region bis Ende des Jahres den Ausnahmezustand aus.
Die Suche nach Vermissten dauerte weiterhin an. «Die Zahl der Opfer wird noch überprüft», sagte Supriyanto Ridwan, Leiter des Such- und Rettungsbüros von Maumere, der größten Stadt auf Flores. «Unsere Teams setzen ihre Operationen an den Orten fort, an denen wir vermuten, dass Menschen unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind.»
Angst vor kalten Lavaströmen
Die schwierigen Bedingungen erschwerten die Arbeiten: Umgestürzte Bäume und Vulkanasche versperrten viele Zufahrtswege. Zudem bestand aufgrund von starken Regenfällen die Befürchtung vor möglichen kalten Lavaströmen. Hierbei handelt es sich um Schlammlawinen aus kalter Asche, Stein und Wasser, die bei feuchter Witterung die Hänge eines Vulkans hinabfließen.
Laut dem Zentrum für Vulkanologie und geologische Gefahren (PVMBG) hat der Lewotobi Laki-Laki seit Ende der letzten Woche Anzeichen erhöhter seismischer Aktivität gezeigt. Bereits im Januar wurden nach zahlreichen kleinen Eruptionen Tausende von Menschen von den Behörden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Viele wurden in Evakuierungszentren gebracht.