Mit einer Marathonsitzung versuchen VW und die IG Metall, eine Lösung im Tarifkonflikt zu erzielen. Gibt es am vierten Tag noch eine nächtliche Einigung?
Zähe Tarifverhandlungen bei VW dauern weiter an
Die Tarifverhandlungen bei Volkswagen ziehen sich auch am vierten Tag bis in den späten Abend. Teilnehmer sprachen von Fortschritten in den Verhandlungen, aber noch von keiner Einigung. Ein Abschluss am Abend oder in der Nacht erscheint möglich. Auch ein Scheitern der Gespräche wird weiterhin nicht ausgeschlossen.
Seit Montag verhandeln Vertreter von Volkswagen und IG Metall in Hannover um einen Kompromiss, teilweise wurde bis zum Morgen verhandelt. Insgesamt dauern die Gespräche nun 58 Stunden. Laut IG Metall handelt es sich um die längste Tarifrunde aller Zeiten bei Volkswagen.
Beide Parteien hatten bereits mehrmals den Wunsch geäußert, noch vor Weihnachten zu einer Einigung zu kommen. Für die letzte Verhandlungsrunde vor Weihnachten wurden daher gleich mehrere Tage angesetzt. Rund 70 Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich für die inzwischen fünfte Verhandlungsrunde in einem Hotel in Hannover einquartiert.
Werkschließungen als «rote Linie»
Noch am Mittwoch hatten Teilnehmer von weit auseinander liegenden Positionen gesprochen. Streitpunkte waren bis zuletzt vor allem die von VW ins Spiel gebrachten Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen. Die IG Metall hatte beides als «rote Linien» bezeichnet, die nicht überschritten werden dürften. Auch die von VW geforderte pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent lehnte die Gewerkschaft ab.
VW plante außerdem, weniger Auszubildende zu übernehmen und die Bezahlung von Leiharbeitern, die bisher bei VW einen Zuschlag erhalten haben, auf das normale Niveau der Zeitarbeit zu senken. VW führte die geforderten Einschnitte auf hohe Kosten und geringe Auslastung seiner Werke zurück.
Beschäftigungsgarantie aufgekündigt
Die IG Metall forderte, dass alle zehn Standorte in Deutschland erhalten bleiben und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter gewährleistet wird. Die bisherige Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen seit über 30 Jahren ausschloss, wurde von VW im September gekündigt.
Die Gewerkschaft schlug vor, eine mögliche Gehaltserhöhung vorerst nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds für flexible Arbeitszeitverkürzungen einzubringen. Dauerhafte Einschnitte in das Monatsentgelt lehnte sie ab.
Vor der Verhandlungsrunde drohte die IG Metall damit, die Warnstreiks bei VW deutlich auszuweiten, falls es bis Weihnachten keine Einigung gibt. Bereits zweimal hatte die Gewerkschaft den Autokonzern seit Anfang Dezember mit flächendeckenden Warnstreiks überzogen, zuletzt parallel zur vierten Tarifrunde vor einer Woche. Laut IG Metall beteiligten sich beide Male rund 100.000 Beschäftigte an neun Standorten.