Seit Montag ringen Volkswagen und die IG Metall um eine Einigung im Tarifstreit. Ziel beider Seiten ist nach wie vor, vor Weihnachten einen Kompromiss zu finden.
VW-Tarifrunde geht in die Verlängerung
Das schwierige Ringen um eine Tarifeinigung bei Volkswagen wird immer mehr zur Geduldsprobe. Auch eine 23-stündige Marathonsitzung brachte in der Nacht zum Mittwoch keine Einigung. Die Verhandlungen werden fortgesetzt und dauerten bis Mittwoch an, wie das Unternehmen und die IG Metall bekannt gaben.
In Teilnehmerkreisen wird darüber gesprochen, dass die Gespräche erneut bis spät in die Nacht dauern könnten. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. Auch nach mehr als zwei Tagen sind die Positionen noch weit voneinander entfernt. Ob es zu einer Einigung kommt, ist völlig unklar. Auch ein Scheitern der Gespräche ist nicht ausgeschlossen.
Einigung vor Weihnachten als Ziel
Seit Montag verhandeln Vertreter von Volkswagen und IG Metall in Hannover über eine Lösung im Konflikt um Lohnkürzungen, Werkschließungen und Entlassungen. Beide Seiten hatten zuvor den Wunsch geäußert, vor Weihnachten zu einer Einigung zu gelangen. Etwa 70 Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaft haben Quartier für die mittlerweile fünfte Tarifrunde in einem Hotel in Hannover bezogen.
Mal wird in einer großen Runde verhandelt, mal in kleinen Arbeitsgruppen. In der Nacht zum Mittwoch wurde bis zum Morgen durchverhandelt. Erst am Vormittag legten die Vertreter eine Pause ein, am frühen Nachmittag wurden die Gespräche fortgesetzt. Bereits am Montag wurde 13 Stunden lang bis nach Mitternacht verhandelt. Viele Teilnehmer berichten, dass sich inzwischen der Schlafmangel bemerkbar macht.
Werkschließungen als «rote Linie»
Streitpunkte sind vor allem die von VW ins Spiel gebrachten Werksschließungen und betriebsbedingten Kündigungen. Die IG Metall hat beides als «rote Linien» bezeichnet, die nicht überschritten werden dürften. Auch die von VW geforderte pauschale Lohnkürzung von zehn Prozent lehnt die Gewerkschaft ab. Dauerhafte Einschnitte in das Monatsentgelt will die IG Metall nicht hinnehmen.
VW plant außerdem, weniger Auszubildende zu übernehmen und die Bezahlung von Leiharbeitern, die bisher einen Zuschlag erhalten haben, auf das reguläre Niveau der Zeitarbeit zu senken. VW hat die geforderten Einschnitte mit hohen Kosten und einer geringen Auslastung seiner Werke begründet.
Beschäftigungsgarantie aufgekündigt
Die IG Metall fordert, dass alle zehn Standorte in Deutschland erhalten bleiben und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter in Niedersachsen, Hessen und Sachsen gewährt wird. VW hatte im September die bisherige Beschäftigungsgarantie, die betriebsbedingte Kündigungen seit mehr als 30 Jahren ausschloss, gekündigt.
Die Gewerkschaft hatte zuletzt vorgeschlagen, eine mögliche Lohnerhöhung vorerst nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds für flexible Arbeitszeitverkürzungen zu investieren. VW lehnte dies als unzureichend ab.
IG Metall droht mit Ausweitung der Warnstreiks
Sollte es bei dem Verhandlungsmarathon am Ende erneut keine Einigung geben, so droht die Gewerkschaft bereits mit einer Ausweitung des Arbeitskampfs. «Wenn das Unternehmen diesen Weg jetzt nicht mit uns gemeinsam einschlägt», so IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger zum Beginn der Tarifrunde am Montag, «dann steht die Eskalationsplanung der IG Metall». 2025 drohe dann eine massive Ausweitung der Warnstreiks.
Die IG Metall hat den Autokonzern bereits zweimal seit Anfang Dezember mit flächendeckenden Warnstreiks überzogen, zuletzt parallel zur vierten Tarifrunde am 9. Dezember. Laut Gewerkschaft haben sich beide Male rund 100.000 Beschäftigte an neun Standorten beteiligt.