Seit sechs Tagen kämpfen hunderte Einsatzkräfte an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg gegen einen Waldbrand. Die Lage auf dem ehemaligen Armee-Areal bleibt angespannt.
Waldbrand in der Gohrischheide – Orte weiter in Gefahr
Der Waldbrand in der Gohrischheide an der Landesgrenze von Sachsen und Brandenburg stellt nach wie vor eine Bedrohung für mehrere Ortschaften dar. Die Evakuierungen von Jacobsthal Bahnhof und Heidehäuser bleiben daher bestehen, wie das Landratsamt Meißen bekannt gab. Das Wetter am Samstag mit zunehmendem Wind und warmen Temperaturen führte demnach an einigen Einsatzabschnitten weiterhin zu einer dynamischen Situation.
Am Samstag waren tagsüber etwa 700 Kräfte an den Löscharbeiten beteiligt. Die Gohrischheide war bis 1992 ein Naturschutzgebiet, in dem sich ein Truppenübungsplatz der Sowjetarmee befand. Der Löscheinsatz am Boden gestaltet sich schwierig, da die Gefahr besteht, dass restliche Munition detoniert. Zuletzt wurden vier Löschhubschrauber und zwei Wasserwerfer eingesetzt. Aus Sachsen-Anhalt werden am Sonntag Spezialisten zur Bekämpfung von Vegetationsbränden erwartet.
Brandgeruch bis Berlin
Der Wind hat sich in Richtung Brandenburg gedreht. Dies hatte Auswirkungen bis nach Berlin: „Die Rauchschwaden zogen bis in die Hauptstadt“, sagte der Einsatzleiter der Verbandsgemeinde Liebenwerda, Martin Neumann. In der Warnapp Nina wurde am Samstagmorgen vor einer verstärkten Rauch- und Geruchsbelästigung in den brandenburgischen Kreisen Elbe-Elster, Dahme-Spree, Oberspreewald-Lausitz und Teltow-Fläming gewarnt.
Laut Landratsamt in Meißen sind die Einsatzkräfte in Brandenburg darauf vorbereitet, dass das Feuer erneut auf ihrem Gebiet ausbrechen könnte. Nach dem Ausbruch am Dienstag hatte sich der Waldbrand zeitweise über die Landesgrenze ausgebreitet.
Lage in den Ortschaften
Am Abend des vergangenen Freitags wurden 45 Bewohner des Ortes Jacobsthal Bahnhof in der sächsischen Gemeinde Zeithain evakuiert. Bereits am Mittwochabend mussten rund 100 Menschen, darunter auch Bewohner eines Heims, im etwa 25 Kilometer entfernten Ortsteil Heidehäuser in Wülknitz ihre Häuser verlassen.
Bei Jacobsthal Bahnhof errichte eine Planierraupe Schutzstreifen, teilte das Landratsamt am Samstagabend mit. Das Feuer drohe dort auch auf den Sprengplatz des Kampfmittelbeseitigungsdienstes überzugreifen. Die Flammen würden aus Sicherheitsgründen ausschließlich von Fahrzeugen aus bekämpft. «Ziel ist der Schutz der Wohnbebauung, des Sprengplatzes und des Funkmastes», hieß es mit Blick auf die Ortschaft.
Eine «ähnlich dynamische Lage» bestehe in Heidehäuser. Das Feuer drohe dort die Straße zu übertreten. «Ein Löschroboter und ein Wasserwerfer der Polizei sind im Einsatz», hieß es. Der Löschroboter schlägt Schneisen, damit ein Übergriff auf die Ortslage verhindert werden kann.
Auch in Neudorf und Lichtensee flackert das Feuer immer wieder auf. Beide Ortschaften waren vor einigen Tagen vorübergehend evakuiert worden. Aktuell besteht jedoch keine akute Gefahr für die Wohnbebauung und die Energieversorgungsanlagen, so die Aussage. Eine Biogasanlage ist durch einen bewässerten Streifen gesichert.
Satellitenbilder sollen Ausmaß des Waldbrandes zeigen
Die Rettungskräfte warteten außerdem auf Informationen aus Satellitenbildern, die das Ausmaß des Brandes zeigen sollen. Die Bilder sind verfügbar, müssen jedoch noch analysiert werden.
Über das Ausmaß des Waldbrandes hatte es in den vergangenen Tagen unterschiedliche Angaben gegeben. Das Landratsamt berichtete am Donnerstag von 200 Hektar. Nach Angaben von Feuerwehrleuten vor Ort umfasste der Brand jedoch eine Fläche von rund 1.000 Hektar. «Die Mitarbeiter des Sachsenforst gehen aktuell von einer betroffenen Fläche von ca. 1.300 Hektar aus», teilte der Landkreis nun mit.
Wieder höchste Waldbrandgefahr im Norden Sachsens
In den nördlichen Teilen Sachsens – zu denen auch die Gohrischheide gehört – ist die Waldbrandgefahr wieder auf die höchste Warnstufe 5 gestiegen. Die Helfer und Einsatzkräfte hoffen auf Regen: Niederschläge sind für Montag und Dienstag vorhergesagt und könnten den Waldbrand eindämmen.