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Waldbrand in Gohrischheide «eskaliert» – Evakuierungen

Auf dem früheren Truppenübungsgelände brennt es erneut – inzwischen auf der kompletten Fläche. Zwei Feuerwehrkräfte erleiden schwere Verletzungen. Zwei Ortsteile werden evakuiert.

Die Feuerwehr bekämpft den Brand den dritten Tag in Folge.
Foto: Daniel Wagner/dpa

Der Waldbrand in der Gohrischheide, einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Sachsen, hat sich stark ausgebreitet. Über 200 Einsatzkräfte kämpfen gegen die Flammen, die mittlerweile Brandenburg erreicht haben. Der Löscheinsatz dauert bereits den dritten Tag in Folge an. Mehrere Anwohner mussten evakuiert werden.

Am Mittwochabend wurde zuerst das Wohnheim für Schwerbehinderte in Heidehäuser evakuiert, wie Raiko Riedel von der Feuerwehr Zeithain sagte. Einige Stunden später wurden die Bewohner von Lichtensee ebenfalls aufgefordert, ihre Gebäude aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Es wurde empfohlen, nur das Nötigste mitzunehmen. Doch kurz vor Mitternacht wurde Entwarnung für diesen Ortsteil gegeben.

Brandfläche verzehnfacht

Riedel, stellvertretender Gemeindewehrleiter in Zeithain, sagte, dass sich die Brandausdehnung seit dem Mittag mehr als verzehnfacht habe. Aktuell seien mindestens 600 Hektar Fläche vom Feuer betroffen. Der Landkreis Meißen gab am späten Abend bekannt, dass mehr als 200 Einsatzkräfte an verschiedenen Brandherden aktiv seien.

«Das Feuer bewegt sich Richtung Norden, Richtung Brandenburg», sagte Riedel am Abend. Die trockene Vegetation begünstige eine rasche Ausbreitung, hinzu komme ein leichter Wind. Unter anderem musste auch eine Biogasanlage bei Lichtensee vor dem Feuer geschützt werden.

Es gelte nun die Großgefahrenlage, so Riedel, damit sei das Landratsamt für den Einsatz zuständig. «Gemeinsam mit der Landespolizei Sachsen wird aktuell auch unter Beachtung der vorliegenden Kampfmittelbelastung des Bodens im Brandgebiet der Einsatz aus der Luft mittels Löschhubschraubern geprüft», hieß es am späten Abend aus dem Landratsamt.

Hilfe aus Brandenburg – zwei Verletzte bei der Feuerwehr

«Der Brand ist eskaliert», sagte Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel. Es brenne auf der kompletten Fläche der Heide. Einsatzkräfte aus Brandenburg stünden an der Landesgrenze bereit.

Zuvor hatte Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos, für SPD) berichtet, dass die Ländergrenze zu Brandenburg durch das Feuer überschritten wurde. Eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann erlitten Verbrennungen bei ihrem Einsatz und wurden schwer verletzt. 65 Einsatzkräfte aus Brandenburg waren im Einsatz.

Evakuierungen

Die angrenzenden Ortschaften Heidehäuser und Lichtensee sind Ortsteile der sächsischen Gemeinde Wülknitz im Landkreis Meißen. Etwa 100 Menschen in Heidehäuser mussten ihre Häuser verlassen, darunter etwa 45 Bewohner eines Heims, wie Riedel sagte. Die Evakuierung war am Abend abgeschlossen.

Die Menschen in den evakuierten Ortsteilen wurden aufgefordert, nur das Notwendigste mitzunehmen, insbesondere Ausweise und Bargeld. Weiter hieß es in der Warn-Mitteilung: «Bedecken Sie Mund und Nase mit einem improvisierten Atemschutz (Stofftuch, Kleidungsstück, OP-Maske). Informieren Sie Ihre Nachbarn.»

Nicht das erste Feuer in der Gohrischheide

Der Brand brach am Dienstagnachmittag in der Nähe eines Sprengplatzes des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. In der Nacht zum Mittwoch wurde das Feuer zunächst unter Kontrolle gebracht. Das Gelände ist schwierig, da die Gefahr besteht, dass restliche Munition auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz explodiert.

Die Gohrischheide ist seit einigen Jahrzehnten ein Naturschutzgebiet, in dem unter anderem in Sachsen gefährdete Brutvögel leben. Auf dem Areal kam es bereits mehrfach zu Bränden. Im Juni 2022 entwickelte sich ein Feuer zum größten Waldbrand in Sachsen seit 30 Jahren. Es entstand ein Millionenschaden. Ein Jahr später brannte es erneut, die Löscharbeiten dauerten ebenfalls mehrere Tage. In beiden Fällen wurde Brandstiftung als Ursache vermutet.

dpa