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Spanische Osterprozessionen: Ein opulentes buntes Volksfest

Millionen Menschen säumen die Straßen, um prachtvolle und mysteriöse Umzüge zu verfolgen. Die Veranstaltungen versetzen das Land in einen Ausnahmezustand.

Die dramatischen Umzüge sind gelebte Religion und Touristenmagnet zugleich. (Foto aktuell)
Foto: Clara Margais/dpa

Während der berühmten Osterprozessionen in Spanien bevölkern in diesen Tagen erneut Millionen von Menschen die Straßen. Ebenso viele verfolgen die prächtigen und zugleich geheimnisvollen Umzüge vor ihren heimischen Fernsehern. Die Veranstaltungen versetzen das Land auch in diesem Jahr wieder in einen regelrechten Ausnahmezustand. Die Prozessionen in Sevilla, insbesondere die in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag, zählen zu den größten und weltweit bekanntesten.

Bereits am Palmsonntag fanden in Palma de Mallorca und vielen anderen Städten des Landes Umzüge zum Start der Karwoche statt. Am Montag und in der Nacht auf Dienstag waren zum Beispiel allein in Málaga, Andalusien, sechs Prozessionen geplant.

Die «Semana Santa» (Heilige Woche), wie die Karwoche in Spanien genannt wird, ist in dem katholischen Land wichtiger als Weihnachten. Vor allem im Süden, in Städten wie Sevilla, Málaga oder Granada, sind die Prozessionen nicht nur Ausdruck tiefer Religiosität, sondern auch ein opulentes buntes Volksfest. Die Menschen in Andalusien lieben das Dramatische und Sinnliche. 

Die Prozessionen erinnern daher fast an religiöse Theateraufführungen mit Licht, Weihrauch und Klageliedern. Große Christus- und Marienfiguren, teils tonnenschwer, werden durch die Straßen getragen.

Geheimnisvolles, beinahe angsteinflößendes Ambiente

Die Mitglieder religiöser Bruderschaften tragen Büßergewänder und verhüllen sich mit spitzen Kapuzen. Oft sind ihre Gesichter bis auf zwei Augenschlitze vollständig bedeckt, was sie unheimlich, geheimnisvoll und fast schon etwas beängstigend erscheinen lässt. Doch auch das trägt zum Reiz bei.

Die Osterprozessionen haben zwar im Mittelalter begonnen, wurden im 16. Jahrhundert jedoch aufgrund der Reformation durch Martin Luther bewusst prächtiger gestaltet. Als Reaktion auf die Betonung der inneren Frömmigkeit durch den Protestantismus und die Kritik am Prunk der katholischen Kirche sollten die Prozessionen die Glaubensbotschaft sichtbar und sinnlich erfahrbar machen, um die Bindung der Menschen an die katholische Kirche zu stärken.

dpa