Gewitter sind oft spektakulär – und werfen Fragen auf. Wie entstehen Blitz und Donner und warum können wir den Regen manchmal riechen?
Was bei Gewitter passiert – und was daran besonders ist
Blitze erhellen den Himmel, Donner rollt über die Dächer und ein charakteristischer Geruch liegt in der Luft: Gerade in den wärmeren Monaten sind solche Naturschauspiele keine Seltenheit. Doch wie entsteht ein Blitz? Was geschieht in der Wolke? Und wie weit ist das Gewitter tatsächlich entfernt?
Wie entsteht ein Blitz?
Blitze können durch starke elektrische Spannungen in sich auftürmenden Gewitterwolken entstehen. Unter anderem durch Reibung und Stöße laden sich winzige Eiskristalle positiv auf, größere Wassertropfen negativ. Der obere kältere Teil der Wolke ist dadurch meist positiv geladen, der untere mit den Wassertropfen negativ. Die aufgebaute Spannung kann sich als Blitz innerhalb der Wolke entladen. Zudem können Blitze zwischen zwei Wolken oder zwischen Wolken und Boden entstehen. Letztere machen nur einen geringen Teil aus. Bei Blitzen kann sich die Luft auf rund 30.000 Grad Celsius erhitzen.
Blitze können eine Länge von mehreren Kilometern erreichen. Der längste jemals gemessene Blitz erstreckte sich im Jahr 2020 über mehr als 750 Kilometer durch die USA, wie die Weltwetterorganisation WMO berichtet – ungefähr die Entfernung zwischen Hamburg und Wien. Auch in Bezug auf die Dauer gibt es Extreme: Im selben Jahr dauerte ein Blitz über Südamerika etwa 17 Sekunden.
Wie häufig blitzt es in Deutschland?
Laut Nowcast, einem Unternehmen für Blitzortung, gab es im Jahr 2024 in Deutschland mehr als 1,5 Millionen Blitze mit einer Stromstärke von mindestens 5 Kiloampere (kA). Dies ist die höchste registrierte Anzahl pro Jahr seit 2018. Die meisten Blitze erreichen nicht den Boden. Nach Angaben des Blitz-Informationsdienstes Aldis/Blids gab es etwa alle zweieinhalb Minuten rund 210.000 Einschläge.
Warum grollt der Donner?
Der Donner entsteht durch die extrem hohe Hitze eines Blitzes: In dem Blitzkanal erwärmt sich die Luft abrupt auf mehrere Tausend Grad. Diese plötzliche Ausdehnung führt zur Bildung einer Druckwelle, die sich in alle Richtungen ausbreitet – unser Ohr nimmt dies als Donner wahr.
Abhängig davon, wie der Blitz zum Beobachtungsort steht, hört sich der Donner unterschiedlich an: Wenn der Blitz senkrecht zum Beobachter verläuft, erreichen die Schallwellen das Ohr gleichzeitig – es entsteht ein lauter Knall. Ist der Blitzkanal jedoch geneigt, erreichen die Schallwellen aus verschiedenen Bereichen des Blitzes das Ohr zeitversetzt. Dadurch entsteht das typische Grollen.
Die sogenannte Sekundenregel hilft, die Entfernung eines Blitzes abzuschätzen: „Schall legt etwa 330 Meter pro Sekunde zurück.“ Wenn man die Sekunden zwischen Blitz und Donner zählt und durch drei teilt, erhält man ungefähr die Entfernung zum Einschlag in Kilometern.
Wann treten die stärksten Blitze auf?
Es ist tatsächlich häufig der Fall, dass die stärksten Blitze erst gegen Ende eines Gewitters auftreten, wenn es wärmer ist, erklärt Nowcast. Zu Beginn sind die Entladungen meist schwächer, während beim Abzug des Gewitters oft besonders kräftige Erdblitze entstehen. Diese beginnen oft im oberen Bereich der Wolke und legen eine größere Strecke bis zum Einschlag zurück.
Stromstärken von mehr als 150.000 Ampere sind machbar, in einigen Fällen sogar über 300.000. Zum Vergleich: Viele Haushaltsgeräte verwenden weniger als zehn Ampere. Ein Blitz kann also zigtausendmal so stark sein. Interessanterweise treten solche extrem starken Blitze nicht unbedingt bei den heftigsten Gewittern auf – auch unscheinbare Wintergewitter können sehr starke Entladungen auslösen.
Warum kann man den Regen manchmal riechen?
Nach längerer Trockenheit liegt mit den ersten Regentropfen oft ein ganz besonderer Geruch in der Luft – Petrichor genannt. Der Begriff stammt aus den altgriechischen Wörtern «petros» (Stein) und «Ichor», der sagenumwobenen Flüssigkeit in den Adern der Götter. Geprägt wurde er 1964 von zwei australischen Forschern. Der Duft entsteht, wenn Regen auf trockenen Boden trifft: Pflanzen scheiden bei Trockenheit ein Öl aus, das sich an Bodenpartikel bindet.
Beim Aufprall der Tropfen entstehen kleine Bläschen, die den Duft in die Luft freisetzen. Besonders intensiv ist der Geruch bei leichtem Regen auf trockenen Lehmböden. Einige Menschen können diesen Geruch sogar schon wahrnehmen, bevor der Regen einsetzt – da die steigende Luftfeuchtigkeit die Duftstoffe vorab freisetzen kann.
Was tun bei Gewitter?
Gewitter übersteht man nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes am besten in festen Gebäuden oder im Auto. «Wird man im Freien überrascht, sollte man allein stehende Bäume, hohe Türme und Masten, Metallzäune und Gewässer meiden und keinesfalls der höchste Punkt in der Umgebung sein», rät er. «Am wirksamsten ist, wenn man in einer Bodenmulde in die Hocke geht, die Füße eng zusammenstellt und die Arme um die Beine schlingt.»