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Telefonbetrug: Polizei warnt vor Betrügern am Telefon

Betrüger nutzen emotionale Ausnahmesituationen aus, um hohe Geldsummen zu erbeuten. Opfer leiden oft unter psychischen Folgen.

Immer wieder fallen Menschen auf Kriminelle am Telefon herein. (Symbolbild)
Foto: Roland Weihrauch/dpa

Die Polizei warnt seit Langem – und doch fallen immer wieder Menschen auf Betrüger am Telefon herein. «Betrügerische Anrufe wie Schockanrufe oder der sogenannte Enkeltrick sind deshalb so wirksam, weil sie gezielt auf emotionale Ausnahmesituationen setzen», sagte Céline Sturm von der Opferschutzorganisation Weißer Ring der Deutschen Presse-Agentur. «In solchen Momenten wird das rationale Denken stark beeinträchtigt, viele handeln reflexhaft aus Angst, Sorge oder Hilfsbereitschaft.»

Wie verbreitet ist das Problem?

Laut der aktuellen Kriminalitätsstatistik sind Betrugsmaschen wie der Enkeltrick oder Schockanrufe weiterhin ein Problem. Im vergangenen Jahr wurden der Polizei 6.656 solcher Fälle gemeldet, wovon 1.527 aufgeklärt wurden. Die Behörden ermittelten fast 1.100 Tatverdächtige.

Bei solchen Anrufen geben sich Kriminelle beispielsweise als Familienmitglieder aus und behaupten, dass ein Familienmitglied – wie ein Enkel – in einen Autounfall verwickelt war oder eine Straftat begangen hat. Nur die sofortige Zahlung einer hohen Kaution kann eine Inhaftierung verhindern. Oft wird dann laut Polizei ein anderer Täter übergeben, der sich als Polizist oder Staatsanwalt ausgibt.

«Die Betrüger nutzen diesen Schockmoment aus und setzen ihre Opfer auch unter zeitlichen Druck, um sie zu unüberlegten Handlungen zu drängen», warnt das Bundeskriminalamt auf seiner Internetseite. Es werden demnach Beträge von bis zu 100.000 Euro gefordert.

Bei diesen Fällen verloren Senioren viel Geld

Immer wieder werden Menschen Opfer solcher Betrügereien. Im Februar gab die Polizei bekannt, dass ein Betrüger eine ältere Dame in Potsdam um 220.000 Euro an Geld und Wertgegenständen betrogen hat. Die Täter täuschten der Frau am Telefon vor, dass ihr Sohn einen tödlichen Unfall verursacht habe und eine Kaution benötige.

In Halle (Saale) stahlen Kriminelle laut Polizeiangaben im März etwa 230.000 Euro von einem 88-Jährigen. Eine 85-Jährige in Wülknitz bei Dresden wurde um 11.000 Euro ärmer. Sie übergab das Geld einem vermeintlichen Gerichtsboten nach einem Schockanruf. Eine Bankangestellte in Rosenheim verhinderte kürzlich, dass eine Kundin eine fünfstellige Summe an Telefonbetrüger übergab. Die Frau wollte das Geld abheben.

Was Experten empfehlen

Der Weiße Ring gibt zu bedenken: «Wichtig ist dabei zu verstehen: Mit der richtigen Geschichte im richtigen Moment kann im Grunde jede und jeder Opfer einer solchen Betrugsmasche werden», sagte Sturm. Viele Betroffene machten sich im Nachgang selbst Vorwürfe. «Nicht selten hinterlassen solche Erlebnisse psychische Spuren, bis hin zu Angststörungen oder depressiven Verstimmungen.»

Die Opferschutzorganisation geht von einer hohen Dunkelziffer aus. «Viele Vorfälle werden aus Scham, Unsicherheit oder Angst nicht gemeldet.» Die für Kriminalprävention zuständige Expertin empfahl, solche Taten bei der Polizei anzuzeigen. «Eine Anzeige kann helfen, weitere Taten zu verhindern», so Sturm.

Zentral sei, kontinuierlich und zielgruppengerecht aufzuklären. Diese Informationen müssten verständlich und niedrigschwellig vermittelt werden, zum Beispiel mit Flyern oder Medienkampagnen, sagte Sturm. «Besonders hilfreich ist es, gemeinsam Notfallstrategien zu entwickeln, zum Beispiel ein Codewort innerhalb der Familie, um die Echtheit eines Anrufs zu überprüfen.»

dpa