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«Ein Trauma»: Frankreich kämpft gegen Wassermassen

Heftiger Niederschlag ergießt sich über Frankreich. Flüsse treten über die Ufer und überfluten Orte. Premier Barnier spricht von einer «Katastrophe». Die Schäden sind enorm und der Schock sitzt tief.

In manchen Regionen fielen rekordverdächtige Niederschläge.
Foto: Gaizka Iroz/AFP/dpa

Ganze Orte im Wasser, geschlossene Kindergärten, überflutete Bahngleise – in Frankreich haben starke Regenfälle enorme Schäden verursacht. Ganz ausgestanden ist «die schlimmste Katastrophe seit 40 Jahren», wie Premier Michel Barnier sagte, wohl noch nicht: Denn es drohen weitere Unwetter.

Für zehn Départements in der Südhälfte des Landes ist die zweithöchste Warnstufe Orange wegen möglicher Überschwemmungen und Hochwasser ausgerufen worden. Die höchste Warnstufe Rot gilt mittlerweile jedoch nirgendwo mehr. «Das ist eine gute Sache», sagte die Ministerin für ökologischen Wandel, Agnès Pannier-Runacher, dem Sender BFMTV. «Die vergangene Nacht war weniger schlimm, als wir erwartet hatten.»

Teile Frankreichs waren am Donnerstag und Freitag von heftigen Regenfällen betroffen. Ganze Orte waren komplett überflutet, Autos wurden weggeschwemmt, Menschen mussten evakuiert werden. In der kleinen Gemeinde Limony an der Rhône rettete sich Anwohner Gilles beim Anblick des steigenden Wassers ins Obergeschoss seines Hauses, wie er dem Sender BFMTV schilderte. Einsatzkräfte brachten ihn von dort in Sicherheit. Noch immer stehe das Wasser viel zu hoch, um zurück zu seinem Haus zu kommen, erzählte Gilles, der am Morgen danach die Schäden inspizieren wollte. Er werde nun mit der Versicherung sprechen. Aber: «Ich weiß nicht so recht, was ich tun soll.»

Besonders schwer getroffen wurde auch die Gemeinde Givors, die rund 35 Kilometer flussaufwärts liegt. 47 Menschen waren hier vorübergehend in einem überschwemmten Supermarkt eingeschlossen, bevor sie von der Feuerwehr gerettet werden konnten. Mehr als 400 Menschen evakuierten die Einsatzkräfte in dem Ort, Notunterkünfte wurden eingerichtet. Bürgermeister Mohamed Boudjellaba sprach noch am Abend im Sender BFMTV von einem körperlich und psychisch schwierigen Tag. «Meine Sorge ist, dass es Tote geben könnte.»

Dieses Schreckszenario konnte in der Gemeinde aber wohl verhindert werden. Bisher gibt es nur Berichte über einen Toten in Paris während des schweren Unwetters. Im Norden der Hauptstadt erschlug ein umstürzender Baum den Mann. Seine drei und fünf Jahre alten Kinder wurden verletzt. Nachbarn zerrten sie aber unter dem Baum hervor, wie sie der Zeitung «Le Parisien» schilderten. Landesweit rückten die Rettungskräfte 2.300-mal aus. «Wir können sagen, dass diese Einsätze gestern – teils mit dem Helikopter – Leben gerettet haben», resümierte Premier Barnier. Die Schäden seien jedoch beachtlich.

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Das Département Ardèche, das zwischen Lyon und Avignon liegt und auch den Ort Limony beherbergt, gilt als eine der Gegenden, die am meisten mit dem Starkregen zu kämpfen hatten. Der Wetterdienst Météo France sprach vom heftigsten zweitägigen Starkregenereignis im Gebiet der Cevennen seit Beginn des 20. Jahrhunderts. «An einigen Orten in der Ardèche sind bis zu 700 Millimeter Wasser in 48 Stunden gefallen», sagte Pannier-Runacher. «Das ist mehr als der jährliche Niederschlag in Paris.» Die Ministerin warnte: «Wir sind mit Perioden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen. Wir müssen uns daran gewöhnen und uns wappnen, um ihnen Stand zu halten.»

Starkregen ist aufgrund des Klimawandels an vielen Orten der Welt häufiger und intensiver geworden. Der Grund: Je wärmer es wird, desto mehr Feuchtigkeit kann die Atmosphäre aufnehmen – das führt zu höheren Niederschlagsmengen. Bei Überschwemmungen spielen jedoch auch andere menschliche Faktoren eine Rolle.

Auch Premier Barnier sagte, angesichts des Klimawandels müsse man sich auf immer häufigere Risiken und Katastrophen einstellen. Den Betroffenen drückte er sein Mitgefühl und seine Unterstützung aus. «Es ist ein Trauma, von Überschwemmungen betroffen zu sein.»

dpa