Mindestens zwei Schwerverletzte durch umgestürzte Bäume. Bahnstrecke Berlin-Hamburg gesperrt. Fernzüge umgeleitet, Verspätungen.
Sturmböen legen Zugverkehr in Berlin lahm
Heftige Sturmböen haben am Montagabend den Zugverkehr in der Hauptstadt lahmgelegt und für zahlreiche Einsätze der Feuerwehr gesorgt. Der Zugverkehr wurde im gesamten S-Bahn-Netz eingestellt, wie die Berliner S-Bahn im sozialen Netzwerk X mitteilte. Bei dem Unwetter seien zahlreiche Äste und Bäume auf die Gleise des S-Bahn-Netzes gestürzt. «Die Aufräum- und Reparaturarbeiten laufen auf Hochtouren.»
Mindestens zwei Menschen sind laut Feuerwehr schwer verletzt worden. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr sagte, dass eine Radfahrerin auf der Clayallee im Westen Berlins von einem Baum getroffen und lebensbedrohlich verletzt wurde. In Spandau fiel ein Baum auf ein Auto und verletzte eine Person ebenfalls lebensbedrohlich. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht.
Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg gesperrt
Die Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg wurde aufgrund eines umgestürzten Baumes gesperrt, gab die Deutsche Bahn bekannt. Es ist unklar, wie lange die Sperrung dauern wird. Fernzüge werden über Stendal in Sachsen-Anhalt umgeleitet, was zu Verspätungen führt, so eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Laut einer dpa-Reporterin strandeten in Wittenberge im Nordwesten Brandenburg zwei ICE-Züge. Es war noch nicht klar, wie viele Reisende festsaßen und wann sie ihre Reise fortsetzen konnten.
Viele Feuerwehr-Einsätze in der Stadt
Die Feuerwehr in Berlin rückte zu zahlreichen Einsätzen aus. Die Stadt sei flächendeckend betroffen, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Es gebe ein «erhöhtes Einsatzgeschehen» und auch verletzte Personen. Derzeit gebe es aber noch keine Übersicht über das Geschehen. Auch in Potsdam fielen Bäume um: Einige Straßen und Wege waren nicht mehr passierbar, wie ein dpa-Reporter berichtete.
Die Vorbereitungen für das Sommerfest in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin mussten vorübergehend gestoppt werden. Einige Schirme und andere Gegenstände waren auf dem Außengelände umgefallen, wie ein Reporter der dpa berichtete. Am beliebten Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain stürzte ein großer Baum um und beschädigte einen Zaun. Bilder zeigten außerdem einen Baum, der vom Sturm abgebrochen war und auf einem Auto im Westen Berlins lag.
Beim Tag der Industrie auf dem Euref-Campus in Schöneberg wurden die Teilnehmer am Abend per Durchsage dazu aufgefordert, im Gebäude zu bleiben, um sicher zu sein. Am Hauptstadtflughafen BER gab es laut einer Übersicht des Airports Verspätungen. Es wurde nicht angegeben, ob das Wetter dafür verantwortlich war.
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor starken Gewittern und orkanartigen Böen am Abend, mit maximalen Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde am frühen Abend in Brandenburg an der Havel westlich von Berlin gemessen, dort waren es 105 Kilometer pro Stunde, so der DWD.
2022 versetzte Sturm «Anita» Berlin in Ausnahmezustand
Schwere Stürme sind in Berlin vergleichsweise selten, anders als etwa in Norddeutschland. Im Oktober 2017 kam die Politik-Expertin Sylke Tempel in Berlin während des Sturms «Xavier» ums Leben, nachdem sie von einem umstürzenden Baum getroffen worden war. Im Juli 2002 versetzte der verheerende Sturm «Anita» Berlin in einen Ausnahmezustand. Acht Menschen kamen in der Hauptstadt und in Brandenburg ums Leben, rund 40 wurden verletzt, als Orkanböen mit bis zu 152 Kilometern pro Stunde über die Stadt fegten. Unter den Opfern waren auch zwei Jugendliche, die bei einem Zeltlager auf der Wannsee-Halbinsel Schwanenwerder von Bäumen erschlagen wurden.