Kaum jemals allein und fast immer auf Tuchfühlung mit der Mutter: Eine Studie aus Spitzbergen mit Kamerafallen zeigt, wann und wie junge Eisbären zu Frühlingsbeginn ihre Schneehöhlen verlassen.
Wie junge Eisbären ihre Geburtshöhlen verlassen
Trächtige Eisbären-Weibchen beziehen im arktischen Herbst eine Höhle im Eis, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Wann und wie die Tiere diese Unterkunft im Frühjahr verlassen, beschreibt ein internationales Forschungsteam nach der Auswertung von Sendern und Kamerafallen auf der zu Norwegen zählenden Inselgruppe Spitzbergen über mehrere Jahre.
Laut der Studie verließen die Eisbären im Durchschnitt um den 9. März herum ihre Höhlen – jedoch meist nur für kurze Zeit bis zu ein paar Stunden, bevor sie zurückkehrten. Es wurde festgestellt, dass sich die Jungen kaum ohne ihre Mutter aus der Höhle trauen.
Durchschnittlich erst knapp zwei Wochen später zogen die Mütter samt Nachwuchs dann endgültig aus, schreibt das Team um Louise Archer von der Universität Toronto im «Journal of Wildlife Management». Es veröffentlicht die Studie zum Internationalen Tag des Eisbären an diesem Donnerstag.
Eisbären werden um Neujahr herum geboren – blind und unbehaart
Es ist wichtig zu wissen, um Eisbären-Populationen zu schützen. Denn das Frühjahr ist eine kritische Zeit für das Überleben der Jungtiere, schreibt die Gruppe. Nur etwa die Hälfte der Jungtiere überlebt bis ins vermehrungsfähige Alter.
Eisbären kommen also normalerweise um Neujahr zur Welt – blind, unbehaart und nur 500 Gramm schwer. Wenn sie ihre Höhlen später zwischen Februar und April verlassen, wiegen sie mit 10 Kilogramm schon das 20-Fache davon.
Die Jungtiere verbleiben also bis zu 2,5 Jahren bei ihrer Mutter auf Spitzbergen. Innerhalb der Studie wurden insgesamt 9 Kamerafallen von einem Team aus Kanada, den USA und Norwegen an Höhlen auf Spitzbergen platziert. Außerdem wurden 13 weibliche Eisbären mit Sendern versehen.
Analyse ist wichtig angesichts der Pläne zur Rohstoffförderung
«Diese Studie bietet einen seltenen Einblick in eine der verletzlichsten und kritischsten Phasen im Leben eines Eisbären», wird Ko-Autorin Megan Owen von der San Diego Zoo Wildlife Alliance in einer Mitteilung zur Studie zitiert. «Die Erkenntnisse können zu unseren Schutzbemühungen beitragen.»
Man könnte die Gebiete, in denen trächtige Tiere ihre Höhlen in Schnee und Eis graben, bevorzugt unter Schutz stellen. In Anbetracht der aktuellen Pläne, Bodenschätze in der Arktis vermehrt auszubeuten, sei dies besonders wichtig.