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Insolvenzantrag für Werften FSG und Nobiskrug von Investor Windhorst

Vorläufige Insolvenzverwalter verschaffen sich Überblick über wirtschaftliche Situation; Minister informiert über Lage.

Wie es bei FSG jetzt weitergeht, ist unklar. (Archivbild)
Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt

Es wurde ein Insolvenzantrag für die Werften FSG in Flensburg und Nobiskrug in Rendsburg des Investors Lars Windhorst gestellt. Die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster haben die Rechtsanwälte Christoph Morgen beziehungsweise Hendrik Gittermann als vorläufige Insolvenzverwalter bestellt, wie Sprecher mitteilten.

Derzeit überblicken sie zusammen mit ihren Teams die jeweilige wirtschaftliche Situation der Schiffbauunternehmen, die unter dem Dach der FSG-Nobiskrug Holding tätig sind.

Nach den Mitarbeiterversammlungen der beiden Werften werden die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter, Vertreter der Betriebsräte sowie der IG Metall in Flensburg (15.00 Uhr) über die Situation informieren. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) wird ebenfalls an dem Termin teilnehmen.

Investor Windhorst 

Die beiden Werften sind Teil der Tennor-Gruppe von Windhorst. FSG und Nobiskrug kämpfen schon seit langem mit Problemen; Gehälter wurden regelmäßig verspätet ausgezahlt. Zuletzt warteten etwa 500 Mitarbeiter an beiden Standorten auf ihre Novembergehälter und Weihnachtsgeld. Zwischenzeitlich war fast die gesamte Belegschaft freigestellt.

Die Stadtwerke SH planten am Montag in Rendsburg die Stromzufuhr zu unterbrechen, da seit dem 1. Dezember kein Stromversorgungsvertrag mehr bestand. Aufgrund eines Bundespolizei-Schiffs, das noch bis zum heutigen Donnerstag zur Reparatur im Dock lag, wurde die Maßnahme verschoben, wie die Stadtwerke am Dienstag bekannt gaben.

Werftgeschichte mit Höhen und Tiefen

In ihrer über 150-jährigen Geschichte stand die FSG-Werft mehrmals vor dem Aus. Doch es fand sich bisher immer jemand, der sie vor dem Untergang bewahrte. Im Jahr 2014 übernahm der norwegische Schifffahrts- und Offshorekonzern Siem Industries die FSG von einem Münchner Investor.

Im Jahr 2018 verzeichnete die Werft einen Nettoverlust von 111 Millionen Euro bei einem Umsatz von 213 Millionen Euro, wie aus dem damals veröffentlichten Geschäftsbericht des norwegischen Konzerns Siem Industries hervorging.

Anfang 2019 beteiligte sich Investor Windhorst an der Werft, und im Spätsommer desselben Jahres übernahm seine Investmentgesellschaft Tennor die zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagene Werft vollständig.

Im Frühjahr 2020 musste nach einem geplatzten Schiffsgeschäft Insolvenz beantragt werden. Zum 1. September 2020 übernahmen mehrere zu Tennor gehörende Gesellschaften die Werft und 350 der damals rund 600 Beschäftigten. Für den Neustart hatte Windhorst eine relativ gute Ausgangsposition geschaffen, denn die neue «FSG 2.0» startete ohne Altschulden und Verbindlichkeiten. Allerdings auch ohne Aufträge.

Ein Jahr später übernahm die FSG den insolventen, renommierten Superjachtenbauer Nobiskrug in Rendsburg.

Neue Aufträge fehlten

Neue Aufträge, die Windhorst immer wieder angekündigt hatte, waren Mangelware. Lediglich einen Auftrag hat die FSG in Abarbeitung. Im Sommer widerrief der Bund eine Förderung über 62 Millionen Euro für den Bau von Flüssiggas-Bunkerschiffen bei der FSG. Das mehrfach zugesicherte Eigenkapital zur Besicherung der Aufträge sei nicht zur Verfügung gestellt worden. Ein FSG-Sprecher sagte damals, die Behauptung sei falsch, Tennor habe die erforderlichen Nachweise über die Bereitstellung des Eigenkapitals nicht erbracht.

Kritik am Investor – Insolvenz als Chance?

Windhorst wurde persönlich für sein Verhalten, leere Versprechungen und mangelnde Kommunikation immer wieder von vielen Seiten kritisiert. Erst Ende November hatte der schleswig-holsteinische Landtag sich für einen Investorenwechsel ausgesprochen. Wirtschaftsminister Madsen und auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hatten mehrfach einen Rückzug Windhorsts gefordert. Auch eine Insolvenz brauche niemanden zu schocken, sagte Günther vor einem Monat in Flensburg. Das müsse nicht bedeuten, dass hier Schluss sei. «Vielleicht kann das auch eine neue Chance bedeuten.»

dpa