Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Positive Entwicklung in der deutschen Verkehrsstatistik 2024

Rückgang bei Verkehrstoten und Schwerverletzten, aber Verbesserungspotenzial für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Nicht nur die Zahl der Toten im Straßenverkehr sank 2024. (Symbolbild)
Foto: Armin Weigel/dpa

In der deutschen Verkehrsstatistik für 2024 zeigt sich ein positiver Trend mit weniger Unfällen, Verletzten und Toten. Im vergangenen Jahr starben 2.780 Menschen bei Verkehrsunfällen, was 59 Menschen oder zwei Prozent weniger als 2023 entspricht. Dies ist der drittniedrigste Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 1953. Nur in den Jahren 2020 und 2021 während der Corona-Pandemie starben mit 2.719 beziehungsweise 2.562 Personen weniger Menschen im Straßenverkehr.

Auch im Jahr 2024 sank die Anzahl der Verletzten um 1 Prozent auf 363.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahr leicht. Die Zahl der Schwerverletzten ging sogar um 5 Prozent auf 50.300 zurück. Dies stellt den niedrigsten Wert seit 1991 dar, dem ersten Jahr, in dem die Verletzten getrennt nach schwer- und leicht Verletzten erfasst wurden.

Aus Sicht der Deutschen Verkehrswacht sind die Verringerungen der Zahlen der Verkehrstoten zu klein. «Ich freue mich über jeden einzelnen Menschen, der nicht im Straßenverkehr zu Tode kommt. Diese Zahlen deuten aber keine Trendwende an.», sagte Kirsten Lühmann, Präsidentin der Verkehrswacht der Deutschen Presse-Agentur. «Wir reden immer noch von knapp acht Toten pro Tag, acht Menschen, die jeden Tag auf unseren Straßen sterben.» 

Der Abnahme der Schwerverletzten bedeutete hingegen einen deutlicheren positiven Trend. Lühmann zufolge ist dies auch auf die verbesserte Fahrzeugtechnik wie Assistenzsysteme zurückzuführen.

Auch der ADAC sieht keinen Durchbruch bei den Zahlen. «Das reicht nicht aus», sagte Ulrich Chiellino, Leiter des Bereichs Verkehrspolitik beim ADAC. Er stellte die Eigenverantwortung im Straßenverkehr in den Fokus. Viele Unfälle passierten auch aus einer gewissen Sorglosigkeit heraus. Gerade auf «Routinestrecken», wie dem Heimweg auf der Landstraße gebe es deutlich zu viele tödliche Unfälle. Deshalb sollten Autofahrer «auch auf vertrauten Strecken aufmerksam bleiben». 

Das Anschnallen allein könnte oft Leben retten – Schätzungen zufolge könnten bis zu 200 tödliche Unfälle im Jahr durch konsequentes Anschnallen vermieden werden, sagte er. Auch bei Radfahrern spielt Eigenverantwortung eine große Rolle. Viele Todesfälle in diesem Bereich gehen auf Alleinunfälle zurück. Da kommen dann auch Drogen und Alkohol und eine gewisse Selbstüberschätzung ins Spiel.

Weniger Unfälle insgesamt

Die Polizei hat laut den Bundesstatistikern im Jahr 2024 insgesamt rund 2,5 Millionen Unfälle erfasst – ebenfalls 1 Prozent weniger als im Vorjahr. Von den 2,2 Millionen Unfällen entstanden Sachschäden. Die Anzahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, sank um 1 Prozent auf knapp 289.000.

Dem Bundesamt liegen derzeit detaillierte Daten für den Zeitraum von Januar bis November 2024 vor. Diese zeigen, dass bei fast allen Verkehrsbeteiligungsarten weniger Menschen gestorben sind als im Vorjahreszeitraum. Es waren jeweils 21 Tote weniger bei den Fußgängern (minus 5,7 Prozent) sowie den Autoinsassen (minus 2,0 Prozent). Auch bei den Radfahrern gab es mit 10 Toten weniger (minus 2,3 Prozent) einen Rückgang.

Von Januar bis November 2024 starben jedoch mehr Menschen, die mit einem amtlich zugelassenen Kraftrad unterwegs waren, einschließlich Leichtkrafträdern, Motorrollern und Motorrädern (plus 9 Getötete oder plus 1,8 Prozent). Auch die Anzahl der tödlich verunglückten Personen, die E-Scooter benutzten, stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2 oder 9,5 Prozent.

Experten: Radfahrerzahlen ein Erfolg

Für Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung beim Gesamtverband der Versicherer, bedeuteten die verringerten Todeszahlen bei Radfahrern eine «erfreuliche Entwicklung». Insbesondere, weil seit einigen Jahren auch deutlich mehr Rad gefahren würde. 

Bei den Fußgängern sehe es etwas anders aus. Verglichen mit 2023 gebe es zwar eine positive Entwicklung – insgesamt seien die Zahlen aber zu hoch. «Es muss in Sachen Verkehrssicherheit für Fußgehende mehr passieren, als das heute der Fall ist», betonte Zeidler. Es brauche vor allem mehr sichere Straßenübergänge, denn die meisten Unfälle in Städten passieren laut Zeidler bei Fußgängern beim Überqueren der Straße. 

Auch der Aspekt der alternden Bevölkerung spiele eine Rolle: Ältere ab 80 Jahren und Kinder hätten ein doppelt bis dreifach höheres Unfallrisiko, wenn sie zu Fuß unterwegs sind, als die mittleren Altersgruppen. «Und wir haben einen wachsenden Anteil der Älteren im Straßenverkehr», sagte sie. «Das heißt, wenn wir bei den Fußgängern nicht mehr tun, wird sich dieser positive Zwischenschritt nicht fortsetzen.»

Den Rückgang von toten Fußgängerinnen und Fußgängern begrüßte auch die Verkehrswacht-Präsidentin Lühmann: «Das ist eine sehr gute Zahl, weil zu Fuß Gehende ja auch ungeschützte Verkehrsteilnehmende sind» und diese auch oft auch durch Fahrzeugtechnik nicht geschützt werden könnten. Sie plädierte für ein verändertes Verkehrsverhalten von Autofahrern, hin zu mehr Vorsicht. «Das A und O ist: Geschwindigkeit runter.» Denn je niedriger die Aufprallgeschwindigkeit sei, umso geringer seien auch die Verletzungen und umso weniger Tote gebe es.

Stadtstaaten haben wenige Tote

Im Jahr 2024 gab es die meisten Todesopfer im Straßenverkehr gemessen an der Einwohnerzahl in Mecklenburg-Vorpommern mit 59 und in Sachsen-Anhalt mit 52 pro einer Million Einwohner. Die Stadtstaaten Hamburg mit 21, Bremen mit 17 und Berlin mit 15 Menschen, die starben, lagen weit unter dem Bundeswert von 33 Getöteten pro einer Million Einwohner. Nordrhein-Westfalen mit 26 und das Saarland mit 24 Getöteten pro einer Million Einwohner lagen ebenfalls unter dem Bundesschnitt.

dpa