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Zeuge: Schumacher-Festplatte wurde mir angeboten

Im Prozess um die gescheiterte Erpressung der Familie von Ex-Formel-1-Rennfahrer Michael Schumacher hat ein Zeuge ausgesagt, ihm sei die Festplatte mit privaten Aufnahmen angeboten worden.

In Wuppertal wird der Prozess wegen eines Erpressungsversuchs gegen die Familie von Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher fortgesetzt. (Archivfoto vom Prozessauftakt)
Foto: Oliver Berg/dpa

Ein früherer Türsteher hat vor Gericht erklärt, dass ihm die Festplatte mit privaten Aufnahmen von Michael Schumacher für eine halbe Million Euro angeboten wurde. Darüber hinaus seien ihm auch einzelne Fotos von Schumacher gezeigt worden, sagte der 42-Jährige. Die genaue Beschreibung der Bilder wurde der Öffentlichkeit vorenthalten.

Für ihn sei das Angebot des Hauptangeklagten überraschend gewesen, er habe es aber nicht ernst genommen und abgelehnt, sagte der Zeuge am Wuppertaler Amtsgericht. Warum ausgerechnet ihm das Material angeboten wurde, könne er nur vermuten: «Vielleicht, weil ich mal in Haft saß, vielleicht, weil ich Russisch spreche.» Der Hauptangeklagte habe wohl vermutet, dass er, weil er aus Kasachstan komme, entsprechende Kontakte nach Osteuropa habe. 

Der Zeuge, der zuvor zweimal dem Prozess unentschuldigt ferngeblieben war und von der Polizei vorgeführt wurde, hatte für sein Fehlen auf Nachfrage einen triftigen Grund: «Ich saß in Haft.» Der Verteidiger des Hauptangeklagten widersprach der Aussage des Zeugen, als dieser den Saal verlassen hatte: Sein Mandant habe dem Zeugen keine Fotos gezeigt und auch nicht die Festplatte angeboten. 

Auszug unter Bewachung

Ein weiterer Zeuge berichtete, dass er den angeklagten ehemaligen Sicherheitsmitarbeiter der Familie Schumacher in die Schweiz begleitet habe, um das Zimmer auszuräumen, nachdem er von der Familie abgezogen worden war. Der Mitarbeiter war überrascht, dass seine Sachen teilweise schon verpackt waren.

Die Sachen wurden dann alle ins Auto geladen. Ein weiterer Familienmitarbeiter überwachte und überprüfte, was mitgenommen wurde. Dies entsprach der Aussage des Angeklagten, der bisher als einziger die Vorwürfe nicht zugegeben hat.

Ein anderer Sicherheitsmitarbeiter sagte als Zeuge aus, dass ihm nach mehreren Jahren bei den Schumachers gekündigt wurde und schweres Fehlverhalten vorgeworfen wurde, das jedoch nie näher erläutert wurde.

Der Prozess wird am 22. Januar fortgesetzt, indem die Managerin der Familie Schumacher, Sabine Kehm, erneut als Zeugin vernommen wird, und möglicherweise wird auch schon das Urteil verkündet.

15 Millionen Euro gefordert

Die Familie Schumacher wurde erpresst, indem private Fotos und Videos veröffentlicht werden sollten. Sie wurden aufgefordert, 15 Millionen Euro zu zahlen, sonst würden die Bilder im Darknet veröffentlicht werden. Laut Staatsanwaltschaft wurden 900 Bilder und fast 600 Videos der Familie sowie die digitalisierte Krankenakte von Michael Schumacher sichergestellt.

Vor dem Amtsgericht Wuppertal werden drei Männer im Alter von 30 bis 53 Jahren angeklagt. Zwei von ihnen haben gestanden. Michael Schumacher wird seit seinem schweren Ski-Unfall 2013 von seiner Familie und den Mitarbeitern vor der Öffentlichkeit geschützt. Er erlitt eine schwere Kopfverletzung.

dpa