US-Präsident Trump will unbedingt einen niedrigeren Leitzins. Doch seine Zollpolitik verunsichert die Märkte. Die Notenbank dürfte erst mal die weitere Entwicklung abwarten.
Zum Ärger für Trump: US-Notenbank dürfte Zinsen nicht senken

Die Federal Reserve (Fed) der USA wird in ihrer heutigen Sitzung über die Höhe des Leitzinses entscheiden. Derzeit liegt dieser in der weltgrößten Volkswirtschaft zwischen 4,25 und 4,5 Prozent.
Welche Zins-Entscheidung der Fed wird erwartet?
Die meisten Analysten erwarten, dass die Notenbank trotz anhaltender Kritik aus dem Weißen Haus den Leitzins nicht ändern wird. Nach der Hochzinsphase zur Bekämpfung der hohen Inflation infolge der Corona-Pandemie gab es 2024 zwei Zinssenkungen in den USA, in diesem Jahr noch keine. Die Entscheidung der Fed wird um 20.00 Uhr (MESZ) bekanntgegeben.
Wieso ist der Leitzins wichtig?
Der Leitzins ist das bedeutendste Instrument der Zentralbank, um ihre beiden Hauptziele zu erreichen: Die Inflation einzudämmen und die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten.
Der Leitzins regelt, zu welchem Zinssatz Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können. Anschließend beeinflusst der Leitzins die Gebühren, die von Verbrauchern und Unternehmen gezahlt werden.
Wenn die Fed beispielsweise den Leitzins senkt, werden auch von Banken vergebene Kredite mittelfristig günstiger. Dies hätte Auswirkungen auf Hypotheken, Autokredite, Unternehmensfinanzierungen und die Zinsen, die gelegentlich bei Kreditkarten anfallen. Günstigere Kredite würden die Konjunktur ankurbeln, da die Amerikaner mehr Geld ausgeben können und kreditfinanzierte Investitionen billiger werden.
Wieso will Trump unbedingt niedrigere Zinsen?
Die US-Notenbank Fed ist genauso unabhängig wie die Europäische Zentralbank (EZB) im Euro-Raum. Die Politik hat keinen direkten Einfluss auf die Zins-Entscheidungen. Trotzdem äußern Politiker Forderungen. In den USA sind die lautesten Wünsche und Beschimpfungen von US-Präsident Donald Trump zu hören, der seit Monaten niedrigere Zinsen fordert, um die Konjunktur anzukurbeln.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Fed-Chef Jerome Powell auch immer wieder persönlich an. Erst vergangene Woche beschimpfte er ihn als «Hohlkopf». Mitunter empfahl er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der EZB zu nehmen. Diese hat den Leitzins zuletzt auf 2,0 Prozent gesenkt.
Wieso senkt die Fed den Leitzins nicht?
Es gibt derzeit vor allem drei Hauptgründe dafür:
- Die Fed sieht mit Blick auf ihre Ziele derzeit kaum Handlungsbedarf, denn die Inflationsrate ist nahe ihrem Ziel von zwei Prozent, und auch die Lage am Arbeitsmarkt ist weiter robust.
- Der zweite Grund ist die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung – und das hat viel mit Trump zu tun. Seit seinem Amtsantritt im Januar hat er hohe Zölle auf Waren aus verschiedenen Ländern verhängt oder angedroht. Das könnte die Preise für importierte Waren erhöhen und auch das Wachstum in den USA bremsen. Trumps Zölle belasten auch die Aktien- und Anleihenmärkte.
- Auch die geopolitische Lage dürfte bei den Erwägungen der Fed eine Rolle spielen: Falls sich der Krieg zwischen dem Iran und Israel ausweiten sollte, eventuell sogar mit einer Beteiligung des US-Militärs, wären größere Verwerfungen auf dem Ölmarkt zu befürchten. Steigende Ölpreise würden der US-Konjunktur einen Dämpfer verpassen.
Was ist von den neuen Konjunkturprognosen zu erwarten?
Heute veröffentlicht die US-Notenbank auch neue Prognosen für die Entwicklung der Wirtschaft, der Inflation und der erwarteten Zinssenkungen. Im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung aufgrund von Trumps Zollankündigungen gesenkt. Statt eines Wirtschaftswachstums von 2,1 Prozent prognostizierte die Fed nur 1,7 Prozent. Gleichzeitig wurde die erwartete Inflationsrate auf 2,7 Prozent erhöht.