Nach wochenlangen Zeugenaussagen über mutmaßlichen Missbrauch ist der Prozess gegen Weinstein auf der Zielgeraden. Der Ex-Filmmogul will einen Freispruch – doch auf Freiheit kann er nicht hoffen.
Zweiter Weinstein-Prozess in New York vor Ende
Der in New York neu aufgerollte Strafprozess gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen steht kurz vor dem Ende. Nach rund sechs Wochen Verhandlungen begannen im Gerichtssaal in Manhattan die Schlussplädoyers von Anklage und Verteidigung, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. Der Fall könnte bereits heute an die Geschworenen gehen.
Die Anklage wirft dem heute 73-Jährigen vor, drei Frauen zwischen 2006 und 2013 sexuell missbraucht zu haben. Der ehemalige Medienmogul bestreitet die Vorwürfe und hat auf nicht schuldig plädiert. Vor etwa fünf Jahren wurde Weinstein bereits wegen Vergewaltigung und kriminellen sexuellen Handlungen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde jedoch im letzten Frühjahr überraschend aufgehoben, weshalb der Fall neu aufgerollt wurde.
Die Staatsanwaltschaft forderte die Geschworenen auf, Weinstein erneut schuldig zu sprechen. Der ehemalige Filmmogul habe seine Macht und seinen Einfluss genutzt, um Frauen zu missbrauchen. Die Verteidigung behauptete dagegen, die Frauen hätten Weinstein verführt und ausgenutzt, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Weinstein bleibt in Haft – so oder so
Die Anklage im seit etwa sechs Wochen laufenden Verfahren stützte sich auf die Aussagen von Mimi Haleyi, Jessica Mann und Kaja Sokola. Diese berichteten, wie sie Weinstein in jungen Jahren in der Filmbranche kennengelernt und sich Hoffnungen auf eine Karriere gemacht hatten – und wie er dann seine Macht als führender Filmproduzent als Druckmittel für sexuelle Übergriffe nutzte.
Weinstein geht es in dem Verfahren eigenen Aussagen zufolge darum, seinen Namen reinzuwaschen. Eine Serie von Vorwürfen wegen schwerer sexueller Übergriffe gegen ihn hatte 2017 die weltweite «MeToo»-Bewegung maßgeblich ins Rollen gebracht; unter diesem Schlagwort hatten zahlreiche Menschen in sozialen Netzwerken über eigene Erfahrungen als Opfer sexueller Übergriffe berichtet.
Weinstein wurde in einem anderen Prozess in Kalifornien im Jahr 2023 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Selbst wenn er von den Geschworenen in New York freigesprochen wird, wird er im Gefängnis bleiben.