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Bachelor-Format neu belebt: Bisexuelle Bachelorette sorgt für frischen Wind

Mit Stella Stegmann als erster bisexueller Bachelorette Deutschlands sprengt RTL die traditionellen Grenzen. Frauen und Männer konkurrieren erstmals um dieselbe Frau, was für spannende Dynamiken sorgt.

Stella Stegmann ist die erste bisexuelle Bachelorette Deutschlands und sorgt für neues Interesse an der Show.
Foto: Foto: RTL / Pascal Bünning

In letzter Zeit sah es nicht gut aus für die “Bachelor”-Formate von RTL. “Die Bachelors” erreichten dieses Jahr trotz doppelter Manneskraft einen Quoten-Tiefpunkt. Und die neue Staffel der “Bachelorette” zeigte RTL vorsichtshalber fast ausschließlich auf dem eigenen Streamingdienst, wobei neue Folgen immer montags auf RTL+ zu sehen sind. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden.

Gezwungen, in neue Richtungen zu denken, hat RTL die bisher so felsenfest stehenden, heteronormativen Grenzen des Formats gesprengt und mit Stella Stegmann (27) die erste bisexuelle Bachelorette Deutschlands gecastet. So stehen nun erstmals Frauen und Männer in Konkurrenz um dieselbe Frau zueinander. Ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis allerdings nicht: Stella hatte zu Beginn 15 Männer, aber nur fünf Frauen zur Auswahl. RTL sagte dazu gegenüber der Nachrichtenagentur spot on news: “Entscheidend war hier nicht allein das Geschlecht, sondern viel mehr die Persönlichkeit der Bewerber:innen und ihre Kompatibilität mit der Bachelorette.”

Wie unterschiedlich flirten Frauen und Männer?

In der Sendung kann man nun zum ersten Mal das unterschiedliche Datingverhalten von Männern und Frauen im Wettstreit um eine Frau beobachten. Dabei trifft das männliche Imponiergehabe, das zum Beispiel Fitness-Manager Markus (32) in jeder Folge zeigt, auf die weibliche Zurückhaltung, die der Sozialarbeiterin Leila (27) in der neuesten Folge einen unschlagbaren Vorteil verschafft. Sie hat als einzige ein geheimes Handy erhalten, über das sie mit Stella kommunizieren kann. Solche Ausnahmen gab es zuvor noch nie in der Show.

Eine zusätzliche Spannungsebene bringt die gemischte Villa mit sich. Theoretisch könnte sich in diesem Jahr auch dort ein Paar finden. Schließlich verbringen die Teilnehmenden deutlich mehr Zeit miteinander als mit der Bachelorette, ein Problem, das Fans von “Princess Charming” bekannt ist. So flirteten Rapper Ferry (29) und Servicemitarbeiterin Emma (21) bereits so intensiv miteinander, dass es in der Villa zum Gesprächsthema wurde. Auch zwischen den Frauen könnte sich etwas entwickeln. Dass sie einander nicht abgeneigt sind, zeigten Emma und Zahnarzthelferin Akosua (21) zuletzt eindrucksvoll an der Poledance-Stange.

Stella bringt Wertekonzepte ins Wanken

Es ist gut, dass die Hauptfigur Stella kein Problem mit Eifersucht hat. Sie betonte von Anfang an, dass sie sich auch eine offene Beziehung vorstellen kann und stellte damit einige Wertvorstellungen der Männer (ausschließlich der Männer) infrage. Es ist generell interessant zu beobachten, wie unterschiedlich der Wissensstand von queeren Frauen und (überwiegend) heterosexuellen Männern in Bezug auf Themen wie Beziehungsformen und Sexualität ist. Während die Queers sofort verstehen, was Begriffe wie Polyamorie und Pansexualität bedeuten, können manche der Herren nicht einmal das Wort “Heteronormativ” aussprechen (Martin, 35: “Heteronormal?”).

Tatsächlich wussten die Männer wohl nicht, dass dieses Jahr auch Frauen zur Konkurrenz gehören würden, wie RTL gegenüber spot on news bestätigte. Die Ankunft der Konkurrentinnen war für alle ein Schock und führte bei manchen zu interessanten Reaktionen: Soldat Bennett (27) bezeichnete die Staffel aufgrund der Teilnehmerinnen sofort als “Staffel der Political Correctness” und stellte klar, dass er sich dafür nicht beworben habe. Lange musste er sich damit nicht auseinandersetzen, da Stella ihn in der ersten Nacht der Rosen herauswählte. Bennett war es auch, der nach einer hitzigen Diskussion über den Begriff “geisteskrank” behauptete, dass es mit heterosexuellen Frauen keinen Streit gegeben hätte. Als Zuschauerin hat man eher den Eindruck, dass er das Problem war. Seit Bennetts Rauswurf ist die Stimmung in der Villa jedenfalls empathischer, lockerer und offener als in den vorherigen reinen “Bro-Villen”.

Auch einige Männer zeigen sich bi-interessiert

Stichpunkt locker – auch hier unterstützt die neue Queerness der Show. Ohne Stellas Bisexualität als Dauerthema hätte sich Ferry wahrscheinlich nicht ebenfalls als bi-interessiert geoutet. Und dass Marketingmanager Erik (30) in einer reinen Männervilla als “Leutnant Sexy” mit einer Peitsche am Pool getanzt und zugegeben hätte, dass er seine devote Seite gerne mehr erkunden würde, bleibt auch fraglich. Dass auch Stella wenig mit stereotypisch männlichen Attributen anfangen kann, zeigt sich am derzeitigen Favoriten, Sales-Manager Devin (28). Er entspricht von allen Männern am wenigsten dem typisch maskulinen Typ – und hat zur Halbzeit der Show den ersten Kuss bekommen. So kann Mann noch etwas lernen: Zum Beispiel, dass es durchaus erfolgsversprechend ist, weniger auf gespieltes Selbstbewusstsein zu setzen und mehr auf ehrliche Gefühle und Unsicherheiten.

Auf Social Media sorgen all diese Komponenten für ein neu entflammtes Interesse an dem Format. So bekommen Reaction-Videos, wie etwa von YouTuberin Silvi Carlsson, zu den jeweiligen Folgen in einer Woche mehr als 100.000 Aufrufe. Zum Vergleich: Ein Video aus dem Jahr 2022 vom offiziellen Bachelorette-Kanal hat in zwei Jahren nicht mal 90.000 Views gesammelt. Das neu entflammte Interesse bestätigte auch RTL gegenüber spot on news: “Im Vergleich zur letzten Staffel konnten wir eine deutlich höhere Aktivität feststellen, die sich insgesamt in einem höheren Social Buzz widerspiegelt.”

Möglicherweise hätte der Sender schon früher eine bisexuelle Bachelorette wählen sollen, denn das Format war nie unterhaltsamer, spannender und liebevoller.

spoton