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Der Mann, der das 21. Jahrhundert sah – Die unglaublichen Zukunftsvisionen des Ingenieurs Archibald Low

Er sah Videotelefonie, Drohnen und Sprachsteuerung – schon lange bevor es Transistoren oder Computer gab. Der britische Ingenieur Archibald Low wurde von Zeitgenossen belächelt – heute gilt er als Prophet der Technologie.

Foto: Depositphotos

London, 1920er Jahre. Die Welt ist geprägt von Dampfmaschinen, Morsezeichen und mechanischen Apparaten. Doch ein britischer Tüftler denkt weit über die Grenzen seiner Zeit hinaus – und schreibt bereits Bücher darüber, wie die Welt im Jahr 2025 aussehen könnte. Sein Name: Archibald Montgomery Low. Er war Erfinder, Visionär, Autor und ein Genie seiner Zeit – und doch ist er heute weitgehend vergessen. Dabei war vieles von dem, was er damals vorhersagte, geradezu unheimlich präzise.

Low wurde 1888 in London geboren und zeigte schon früh außergewöhnliches technisches Interesse. Er studierte am Imperial College und entwickelte während des Ersten Weltkriegs erste Formen ferngesteuerter Flugkörper – was ihm später den Beinamen „Vater der ferngelenkten Rakete“ einbrachte. Doch es war nicht nur die Technik der Gegenwart, die ihn faszinierte. Archibald Low dachte stets weiter – und schockierte seine Zeitgenossen mit gewagten, aber visionären Thesen.

In seinem Buch „The Future“ von 1925 beschreibt er unter anderem:

  • Bewegte Bilder mit Ton, live übertragen über Kontinente hinweg – also Videokonferenzen und Livestreams.
  • Künstliche Intelligenz, die Sprache versteht und auf Sprachbefehle reagiert – heute kennen wir das als Alexa, Siri oder ChatGPT.
  • Drohnen, die für militärische Zwecke oder Paketlieferungen eingesetzt werden.
  • Selbstfahrende Autos, die dank Sensoren und Rechenleistung den Verkehr sicherer machen sollen.
  • Reisen ins Weltall – inklusive Visionen von bemannten Raumflügen und Leben auf fremden Himmelskörpern.

Für damalige Verhältnisse klangen diese Ideen wie Science-Fiction – doch Low dachte sie nicht nur, er versuchte sie auch umzusetzen. Bereits 1914 stellte er ein Gerät namens TeleVista vor – eine frühe Form des Fernsehens, das bewegte Bilder überträgt. Die Royal Air Force testete zudem seine funkgesteuerten Flugzeuge. Und er experimentierte mit Sprachübertragung, Bildfunk, elektronischer Bildübertragung und Fernsteuerung.

Leider fehlten Low in vielen Fällen die industriellen Strukturen und finanziellen Mittel, um seine Ideen bis zur Serienreife zu bringen. Auch seine Persönlichkeit – exzentrisch, ungeduldig und manchmal ungeschickt im Umgang mit Behörden – machte ihn nicht zum idealen Geschäftsmann. Viele seiner Konzepte wurden später von anderen aufgegriffen, weiterentwickelt und erfolgreich vermarktet. Low wurde vergessen – obwohl er ein Pionier war.

Heute, fast 100 Jahre nach seinen bahnbrechenden Vorhersagen, ist klar: Archibald Low war kein Fantast. Er war ein Mann, der den technologischen Wandel nicht nur erahnte, sondern aktiv modellierte – mit Papier, Lötkolben und grenzenloser Vorstellungskraft. Seine Bücher lesen sich heute wie die Bedienungsanleitungen unserer Gegenwart.

Vielleicht ist jetzt die Zeit, ihn endlich angemessen zu würdigen – als den Mann, der das 21. Jahrhundert schon sah, als die meisten noch im Zeitalter des Telegraphen lebten. Archibald Low war der Leonardo da Vinci des Industriezeitalters – nur mit weniger Ruhm, aber nicht weniger Weitsicht.

TS
Quellen: n-tv.de