Von Horror bis Comedy, deutsche Serien begeistern weltweit. Produktionen wie "Die Zweiflers" und "Maxton Hall" setzen neue Maßstäbe. Auch internationale Streamingdienste zeigen Interesse.
Deutsche Serien 2024: Vielfalt und Erfolg

Im Jahr 2024 begeisterten neben dem Kritikerliebling „Die Zweiflers“ und dem Publikumserfolg „Maxton Hall“ auch Horror- und Endzeitgeschichten, Comedys sowie eine Biografie über einen Schriftsteller die Serienfans. Hier sind zehn herausragende deutsche Produktionen der letzten zwölf Monate.
„Die Zweiflers“
Die ARD-Serie „Die Zweiflers“ über eine jüdische Familie im Frankfurter Bahnhofsviertel war der größte deutsche Serienerfolg des Jahres. Die von David Hadda entwickelte Serie erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Hadda und sein Team erzählen auf kluge, unterhaltsame und sehr emotionale Weise vom Leben dreier unterschiedlicher Generationen der Zweiflers in Deutschland, das zwischen Tradition und Moderne sowie zwischen traumatischer Vergangenheit und Gegenwart angesiedelt ist.
Getragen wird die bemerkenswerte Serie von einem herausragenden Schauspiel-Ensemble um die jeweils mit einem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichneten Darsteller Sunnyi Melles (66) und Aaron Altaras (29). Staffel zwei befindet sich laut des Medienmagazins „DWDL“ auch bereits in der Mache.
„Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“
Sympathische Hauptdarsteller, malerische Orte wie das Schloss Marienburg in der Nähe von Hannover und eine fesselnde, romantische Young-Adult-Geschichte: Die deutsche Prime-Video-Serie „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ wurde 2024 zu einem internationalen Erfolg.
Die Serie, die auf dem Roman „Save Me“ von Mona Kasten basiert, entwickelte sich in der ersten Woche ihrer Verfügbarkeit auf Prime Video zum meistgesehenen Original, das nicht aus den USA stammt. Die jungen Schauspieler Damian Hardung (26) und Harriet Herbig-Matten (21) wurden durch „Maxton Hall“ zu Stars. Die zweite Staffel ist bereits abgedreht und soll 2025 veröffentlicht werden.
„Die Discounter“
Deutsche Comedy hat oft keinen besonders guten Ruf. Doch seit mittlerweile vier Staffeln faszinieren Kultschauspieler Marc Hosemann („Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“, 54), Co-Serienschöpfer Bruno Alexander, die Rapperin Nura (35) sowie die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler in der Impro-Comedy-Serie „Die Discounter“ auf Prime Video.
Natürlich erscheinen die skurrilen Alltagsgeschichten rund um die Mitarbeiter des Supermarkts „Feinkost Kolinski“, als hätten sie sich von deutschen und internationalen Vorbildern wie „Stromberg“ oder „The Office“ inspirieren lassen. Das wird von Kritikern immer wieder hervorgehoben. Dennoch konnte hier ein ganz eigenes Comedy-Universum entstehen. Nach der vierten Staffel macht der Comedy-Erfolg zunächst eine Pause, so „DWDL“.
„Kafka“
Anlässlich des 100. Todestages des weltberühmten Schriftstellers Franz Kafka (1883-1924) präsentierten das Erste und der ORF im Jahr 2024 die sechsteilige Miniserie „Kafka“ mit Joel Basman („Der Überfall“, 34) in der Hauptrolle. Trotz einiger offensichtlicher Schwächen vermittelte die aufwendige Produktion der Serienmacher Daniel Kehlmann (49) und David Schalko (51) viel über das Leben und Werk des Giganten der Weltliteratur. Besonders Kafkas persönliche Probleme im familiären Umfeld, bei der Arbeit und in der Liebe könnten für einige Zuschauerinnen und Zuschauer neu gewesen sein.
Es werden immer wieder auf geschickte Weise Verbindungen zwischen Ereignissen aus Kafkas Leben und wichtigen Werken wie „Die Verwandlung“, „Der Process“ oder „In der Strafkolonie“ gezogen, um sie dem Publikum näherzubringen.
„Helgoland 513“
Die Sky-Serie „Helgoland 513“ basiert auf einer bedrückenden Ausgangssituation: Eine verheerende Pandemie hat die Menschheit stark dezimiert. Auf Helgoland konnte sich eine Gemeinschaft behaupten, die nach strengen Vorschriften lebt: Die Insel darf nur von 513 Personen mit ihren begrenzten Ressourcen bewohnt werden. Bei der Geburt eines neuen Kindes muss die Person, die auf einer Liste der Nützlichkeit und Bedeutung am Ende steht, ihr Leben opfern.
Endzeit- und Science-Fiction-Themen haben es in Deutschland traditionell nicht leicht. Umso erfreulicher ist es, dass der deutsche Hollywood-Regisseur Robert Schwentke, bekannt durch die „Die Bestimmung“-Filmreihe und „Der Hauptmann“, im Alter von 56 Jahren die gelungene Dystopie „Helgoland 513“ auch in Deutschland realisieren konnte. Leider ist diese Serie mit Martina Gedeck, 63 Jahre alt, und Alexander Fehling, bekannt aus „Im Labyrinth des Schweigens“ und 43 Jahre alt, in den Hauptrollen die vorerst letzte deutsche Eigenproduktion im Bereich Fiction von Sky.
„Kleo“
Die Netflix-Serie „Kleo“ mit der beliebten Jella Haase (32) in der Hauptrolle war bei ihrem Erscheinen im Jahr 2022 ein großer Erfolg. Das Publikum schätzte das originelle Post-DDR-Setting, den Einblick in die pulsierende Techno-Subkultur Berlins der 1990er Jahre und die Darstellung von Haase als kampfstarke, ehemalige DDR-Auftragskillerin Kleo Straub.
Auch die zweite Staffel kann größtenteils begeistern, obwohl die Fortsetzung mit der manchmal ermüdenden Suche nach Erich Mielkes begehrtem roten Koffer und im Vergleich zur ersten Staffel nicht allzu vielen erzählerischen Neuerungen nicht mehr vollständig überzeugen konnte. Eine dritte Staffel hat der Streamingdienst Netflix bisher noch nicht in Auftrag gegeben.
„Where’s Wanda?“
Im Jahr 2024 hat sich auch der große internationale Streamingdienst Apple TV+ an eine Serienproduktion aus Deutschland gewagt, nachdem zuvor bereits Netflix mit Serien wie „Dark“ und „Liebes Kind“, Prime Video mit „Die Discounter“ und „Maxton Hall“ sowie Disney+ mit „Deutsches Haus“ und „Pauline“ in diesem Bereich aktiv waren.
Die Krimikomödie „Where’s Wanda?“ kombiniert die Erzählung über das Verschwinden eines Teenagers in einer typisch deutschen Kleinstadt mit gelegentlich derbem Slapstick-Humor und eigenartigen Charakteren. Zwar nicht in jeder Hinsicht perfekt, jedoch allein aufgrund der hervorragenden Schauspieler wie Heike Makatsch (53), Axel Stein (42) und dem ehemaligen „Tatort“-Kommissar Devid Striesow (51) sehenswert.
„Pauline“
Eine vergleichbar wilde Mischung aus Genres wie „Where’s Wanda?“ zeigt die Horror-Comedyserie „Pauline“, die 2024 auf dem Streamingdienst Disney+ veröffentlicht wurde. Die 19-jährige Pauline (Sira-Anna Faal) lebt in einem Vorstadt-Ghetto, als sie nach einem One-Night-Stand mit Lukas (gespielt von „Die Discounter“-Star Ludger Bökelmann, 23) ungewollt schwanger wird.
An diesem Punkt wechselt der subtile Sozialrealismus von „Pauline“ ins Übernatürliche: Lukas entpuppt sich als der leibhaftige Sohn des Teufels. Eine gelungene Young-Adult-Produktion mit einer beeindruckenden Hauptdarstellerin und zahlreichen verrückten Wendungen.
„Love Sucks“
Die Vampirserie „Love Sucks“ auf ZDFneo ermöglicht ein Wiedersehen mit Damian Hardung, dem Hauptdarsteller von „Maxton Hall“, der in dieser Serie den uralten Vampir Ben spielt. Auf einem Jahrmarkt in Frankfurt am Main trifft er auf die sterbliche Zelda (Havana Joy Braun), die zum fahrenden Volk gehört. Zwischen diesen ungleichen Charakteren entwickelt sich eine komplexe Liebesgeschichte.
Die im Herbst veröffentlichte Vampirserie „Love Sucks“ gehört ebenfalls zum Young-Adult-Genre und zeigt deutlich Einflüsse von Erfolgen wie dem Kinofilm „Twilight“. Auch wenn die Handlung im Laufe der acht Folgen etwas an Spannung verliert, bleibt sie dennoch sehenswert.
„Schwarze Früchte“
Ein bedeutender Schritt für Repräsentation und Vielfalt in der deutschen Serienwelt. Die intelligente und äußerst unterhaltsame ARD-Comedyserie „Schwarze Früchte“ handelt von Lalo, der von Lamin Leroy Gibba, dem Serienschöpfer und Hauptautor, verkörpert wird. Lalo ist Mitte zwanzig, schwarz und queer. Außerdem geht es um seine beste Freundin Karla, gespielt von Melodie Simina.
Während Lalo auf der Suche nach der großen Liebe ist und am Esstisch seines Freundes Tobias (Nick Romeo Reimann, 26) unangenehme Fragen von dessen Mutter (Judith Engel, 54) zu seinen Erfahrungen mit Rassismus beantworten muss, macht Karla beruflich große Fortschritte. Doch viele ihrer Kollegen glauben, dass bei ihrer Beförderung etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte.
Eine Besonderheit von „Schwarze Früchte“ ist, dass hier nicht die oft anzutreffenden unterkomplexen und stereotypen Figuren, sondern vielschichtige Charaktere dargestellt werden. Zudem bestand das Team für das Drehbuch und die Regie aus People of Color, was in Deutschland leider immer noch eine seltene Ausnahme ist.