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Gelingt M. Night Shyamalan 25 Jahre nach “Sixth Sense” ein Comeback?

Genau 25 Jahre ist es her, dass M. Night Shyamalan mit “The Sixth Sense” Filmgeschichte schrieb. Seither ist bei dem Regisseur nur das Unerwartete erwartbar. So auch bei seinem neuen Film “Trap”?

M. Night Shyamalan (l.) mit dem Star seines neuen Films, Josh Hartnett.
Foto: imago/FAMOUS / James Warren

Mit seinem neuen Psychothriller “Trap: No Way Out” begeht der US-Regisseur M. Night Shyamalan (53) auf indirekte Weise ein bemerkenswertes Jubiläum. Der Kinostart am 1. August fällt nämlich fast genau auf den 25. Jahrestag seines Meisterwerks “The Sixth Sense”. Dieser Film mit Bruce Willis (69) kam in den USA am 6. August 1999 in die Kinos und verschaffte dem damals 28-jährigen Shyamalan den Ruf als neues Wunderkind der Filmindustrie. Seitdem hat sich viel verändert – und die größte Stärke des Filmemachers wandelte sich in den Augen vieler Kritiker zu seiner größten Schwäche.

Der Ikarus Hollywoods?

Fragt man einen Filmfan nach den größten Wendungen der Kinogeschichte, könnte eine Top-3 etwa so aussehen: Darth Vader aus “Star Wars” ist der Vater von Luke Skywalker. Norman Bates stellt sich als der frauenmordende “Psycho” heraus. Und Bruce Willis’ Charakter in “The Sixth Sense” war den ganzen Film über tot!

Der Erfolg des sechsmal für den Oscar nominierten Horror-Thrillers, in dem neben Willis auch der Nachwuchsstar Haley Joel Osment (36) und die Charakterdarstellerin Toni Collette (51) glänzten, war enorm. Wer den Film noch nicht gesehen hatte, wurde durch Mundpropaganda regelrecht ins Kino gezogen. Und wer ihn bereits gesehen hatte, kaufte sich sofort eine weitere Kinokarte – nur um festzustellen, dass die Hinweise auf den unglaublichen Twist eigentlich offensichtlich waren.

Mit den gestiegenen Erwartungen an Shyamalan erhöhten sich in den folgenden Jahren auch seine Budgets. Zwar erhielten “Unbreakable” (seine zweite Zusammenarbeit mit Willis) und der 2002 erschienene Alien-Film “Signs” noch gute bis sehr gute Kritiken. Doch konnten beide Filme bei Weitem nicht an den kommerziellen Erfolg des nur rund halb so teuren “The Sixth Sense” anknüpfen. Mehr noch, sie nährten eine Befürchtung, die sich in den kommenden Jahren verfestigen sollte – ist Shyamalan nur ein One-Hit-Wonder?

Es ist eine Tatsache: Budget und Erfolg seiner Filme gingen in entgegengesetzte Richtungen. Der 2006 erschienene Mysteryfilm “Das Mädchen aus dem Wasser” wurde zu einem finanziellen Desaster und konnte seine Kosten nicht wieder einspielen. Trotzdem wurden ihm für die Verfilmung “Die Legende von Aang” (2010) und den Sci-Fi-Film “After Earth” (2013) jeweils 150 Millionen bzw. 130 Millionen Dollar Budget zugesichert. Beide Filme schnitten im Verhältnis zu den Kosten mäßig an den Kinokassen ab und erhielten verheerende Kritiken.

Zurück auf Anfang

Spätestens mit dem Misserfolg von “After Earth” hatte der Filmemacher seinen “Sixth Sense”-Bonus endgültig verloren. Dies wurde bei seinem nächsten Projekt “The Visit” sehr deutlich: Die Zeit der großzügigen Geldgeber war vorbei, und er musste den Film mit nur fünf Millionen US-Dollar realisieren. Und siehe da: Ohne großen finanziellen Druck erhielt Shyamalan seit “Signs” wieder vermehrt positive Kritiken. Ebenso lange dauerte es, bis er im Finale von “The Visit” mit einem der obligatorischen Twists überraschte, der sich nicht wie ein langweiliger Taschenspielertrick anfühlte.

Wie eng Genie und Übermut bei M. Night Shyamalan beieinander liegen, wurde mit seinen folgenden Filmen “Split” und “Glass” sehr deutlich. Durch einen weiteren raffinierten Plottwist stellte sich der erstgenannte Film als Fortsetzung zu “Unbreakable” – und somit als Superheldenfilm – heraus. Schauspielerisch wie handwerklich stark, verschaffte “Split” seinem Regisseur neues Momentum – das er mit “Glass” sofort gegen die Wand manövrierte.

Der Film, der 2019 herauskam, stellte einen enttäuschenden Abschluss der Trilogie dar. Auch die guten Einspielergebnisse an der Kinokasse konnten nicht verbergen, dass sich der Regisseur zu sehr in künstlerischen Details verlor. Das Vertrauen des Publikums, das gerade erst wiedergewonnen worden war, schwand erneut. Seine darauf folgenden Projekte “Old” und “Knock at the Cabin” blieben weitgehend unbeachtet. Damit sind wir in der Gegenwart angekommen.

Ist es eine Falle?

Die Idee hinter “Trap” mit Josh Hartnett (46) in der Hauptrolle verspricht eine Mischung aus Thriller und Spannung. Kurz zusammengefasst: Hartnett spielt den angeblich liebevollen Familienvater Cooper, der mit seiner Tochter ein Konzert besucht. In Wirklichkeit ist Cooper jedoch ein grausamer Serienmörder – und die Veranstaltung ist eine Falle der Polizei, um ihn endlich zu fassen.

Dass Hartnett überzeugend den Wahnsinn darstellen kann, bewies er erst im letzten Jahr in der Serie “Black Mirror”. Doch am Cast eines Shyamalan-Films scheiterte es bisher ohnehin noch nie – an den Erwartungen an das Finale dafür umso mehr. Ein humorvoller Kommentar hat sich jedenfalls schon verbreitet: Der größte Twist in einem Film von M. Night Shyamalan wäre es, wenn es keinen gäbe.

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