Ridley Scott bittet rund 25 Jahre nach “Gladiator” wieder ins Kolosseum. Wohin zeigt am Ende der Daumen des Publikums – nach oben oder nach unten?
“Gladiator II”: Auch ohne Russell Crowe ein Spektakel?
“Mein Name ist Maximus Decimus Meridius, Kommandeur der Truppen des Nordens, Tribun der spanischen Legion, treuer Diener des wahren Imperators, Marcus Aurelius. Vater eines ermordeten Sohnes, Ehemann einer ermordeten Frau und ich werde mich dafür rächen, in diesem Leben oder im nächsten.” Es sind monumentale Worte einer monumentalen Figur eines monumentalen Films: Beinahe 25 Jahre ist es her, dass Russell Crowe (60) in “Gladiator” (2000) dem Römischen Reich im Alleingang den Kampf ansagte und dafür mit einer großen Hollywood-Karriere nebst Oscar belohnt wurde.
Ab dem 14. November wird “Gladiator II” in den deutschen Kinos zu sehen sein. Zwar ohne Crowe und Joaquin Phoenix (50) in seiner Rolle als großartig diabolischer Gegenspieler Commodus, aber dafür mit dem aufstrebenden irischen Schauspieler Paul Mescal (28), dem vielseitigen Hollywood-Star Pedro Pascal (49) und dem beständigen Denzel Washington (69) in bedeutenden und tragischen Rollen. Ein bekannter Name kehrt auf den Regiestuhl zurück: Auch im Alter von 86 Jahren bringt Sir Ridley Scott den antiken Pomp wieder auf die Leinwand. Worum handelt es sich in “Gladiator II” und was können Fans des ersten Films erwarten?
Eine neue Generation der Rache
Vor 14 Jahren wurde der junge Lucius (Mescal), Sohn von Lucilla (Connie Nielsen, 59), Zeuge des Todes von Maximus (Crowe) im Kolosseum. In der nordafrikanischen Region Numidien ist er inzwischen erwachsen geworden und muss einen schweren Verlust erleiden, für den er zunächst den römischen General Marcus Acacius (Pascal) verantwortlich macht. Entschlossen kehrt er als Gladiator ins Römische Reich zurück, um Rache zu üben. In Rom angekommen, begegnet er nicht nur seiner Mutter, sondern macht sich auch sofort mächtige Feinde.
Größer, schneller – und besser?
Diese kurze Zusammenfassung lässt es bereits vermuten: David Scarpa, der das Drehbuch zu “Gladiator II” geschrieben hat, wird wohl nicht auf den Oscar für das “Beste Drehbuch” hoffen dürfen. Im Wesentlichen präsentiert sich die Fortsetzung mit leichten Abwandlungen, bringt jedoch letztlich denselben Handlungsstrang wie der Vorgänger mit sich. Natürlich ist es verständlich: Wenn erneut monumentale Gladiatorenkämpfe im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind die erzählerischen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Die Entscheidung, dass Lucius aus genau derselben Motivation wie Maximus zum Gladiator wird, überrascht dann allerdings doch.
Um sich vom bekannten Film aus dem Jahr 2000 abzuheben, setzt “Gladiator II” auf die übliche, nicht immer erfolgreiche Strategie einer Fortsetzung: Die Schlachten sind noch beeindruckender, die Scharmützel noch unglaublicher. Bereits in den Trailern sieht man am Computer generierte Riesen-Paviane und berittene Nashörner, anstelle von angeketteten, aber echten Tigern. Für die Sicherheit der Schauspieler und das Wohl der Tiere ist das natürlich die richtige Entscheidung. Auf die Authentizität des Gezeigten wirkt sich das allerdings selbstverständlich nicht aus.
Im Kolosseum wird tatsächlich eine Seeschlacht inszeniert. Dieses Ereignis fand wirklich statt und wurde Naumachie genannt. Scott nimmt sich jedoch eine beträchtliche künstlerische Freiheit heraus, ähnlich wie er es bereits in Filmen wie “Napoleon” (2023) oder “Königreich der Himmel” (2005) getan hat.
Für wen eignet sich “Gladiator II”
Ridley Scott präsentiert mit “Gladiator II” einen Film, den man im Kino sehen muss, um seine volle Wirkung zu erleben. Der Film bietet viele beeindruckende visuelle Effekte, auch wenn diese manchmal offensichtlich aus der Trickkiste des Computers stammen. Es bleibt fraglich, ob der Film im Vergleich zum Vorgänger genug Neues bietet, um die Fans des Originals zu begeistern. Die Vorhersage: Die Fortsetzung wird nicht zu einem Klassiker wie “Gladiator”. Dennoch können Mescal und seine Gladiatoren-Kollegen für antiken Prunk im modernen Herbst sorgen.