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Kinds of Kindness: Drei Männer, eine Geschichte

In Giorgos Lanthimos’ neuem Film verschmelzen die Schicksale von Robert, Daniel und Andrew zu einer bizarren Erzählung. Jesse Plemons brilliert in allen drei Rollen.

Emma Stone und Jesse Plemons spielen in "Kinds of Kindness" mehrere zentrale Rollen, hier als Emily und Andrew im dritten Teil.
Foto: Atsushi Nishijima/Disney

Robert ist ein Geschäftsmann, der seinem Chef so treu ergeben ist, dass er ihm erlaubt, jedes Detail seines Alltags bis ins kleinste Detail zu kontrollieren – von der Zeit, zu der er ins Bett geht, bis zu der Zeit, zu der er morgens mit seiner Ehefrau schläft. Daniel ist ein Polizist, der seiner Ehefrau misstraut, nachdem sie nach einem Schiffsunglück zu ihm zurückgekehrt ist. Er ist überzeugt, dass sie durch eine Hochstaplerin ersetzt wurde, und fordert die vermeintliche Doppelgängerin auf, als Liebesbeweis immer absurdere Selbstverletzungen zu begehen. Andrew ist ein treuer Anhänger einer Sekte, der von seinen Anführern den Auftrag erhält, nach einem prophezeiten Mädchen zu suchen, das die Fähigkeit hat, Tote zu heilen.

Auf den ersten Blick haben diese Figuren nicht viel gemeinsam. In Giorgos Lanthimos’ “Kinds of Kindness” werden die Ähnlichkeiten zwischen den drei Männern jedoch so deutlich, dass es fast unmöglich ist, sie nicht als eine Person zu sehen – wären da nicht die unterschiedlichen Lebensumstände, Haarschnitte und Wohnsituationen. Es könnte auch hilfreich sein, dass alle drei Männer von Jesse Plemons (36) gespielt werden. Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Robert, Daniel und Andrew.

Wer ist der ominöse “R.M.F.”?

“Kinds of Kindness”, auf Deutsch etwa “Arten der Freundlichkeit”, ist in drei Handlungsstränge unterteilt, die wie Kurzfilme auch eigenständig funktionieren könnten, dann aber nicht viel Sinn ergeben würden – “The Death of R.M.F”, “R.M.F. is Flying” und “R.M.F. Eats a Sandwich”. Alle drei Episoden des einer Triptychon-Fabel ähnelnden Anthologie-Films zeigen erneut die für Lanthimos typischen Absonderlichkeiten der menschlichen Natur und ein Bedürfnis nach Liebe und Akzeptanz, das stark genug ist, unsere Realität zu beeinflussen.

Neben Plemons treten in jedem Teil weitere Schauspielerinnen und Schauspieler in unterschiedlichen Rollen auf: Die Oscarpreisträgerin Emma Stone (36) spielt Rita, die wie Robert von ihrem Chef kontrolliert wird, Daniels auf hoher See verschollene Ehefrau Liz und Emily, die mit Andrew nach dem prophezeiten Mädchen sucht. Willem Dafoe (68) stellt Robert und Ritas kontrollierenden Boss Raymond dar, George, den Vater der verschollenen Liz, und Omi, den Anführer der Sex-Sekte, für die Emily und Andrew arbeiten.

Margaret Qualley (29) spielt Raymonds Ehefrau Vivian, Martha, die Ehefrau eines Polizeikollegen von Daniel sowie Ruth und Rebecca, das gesuchte Mädchen und ihre Zwillingsschwester. Hong Chau (45), Joe Alwyn (33) und Mamoudou Athie (36) sind ebenfalls in drei Rollen zu sehen. Hunter Schafer (25) hat im dritten Teil eine Nebenrolle, ebenso Merah Benoit (12). Der Grieche Yorgos Stefanakos stellt den ominösen “R.M.F.” dar, der die drei Handlungsstränge verbindet.

Fazit

Giorgos Lanthimos (50) greift, wie in seinen früheren Werken, auf Motive wie Surrealität, Grausamkeit, Perversion, Sex und Kannibalismus zurück. Trotz einer beträchtlichen Länge von zwei Stunden und 45 Minuten und seiner Komplexität ist “Kinds of Kindness” keinesfalls langweilig.

Ähnlich wie in seinem vierfach Oscar-prämierten Film “Poor Things”, der im Vergleich zu “Kinds of Kindness” fast wie ein Disney-Film erscheint, hat Giorgos Lanthimos erneut Emma Stone und Willem Dafoe engagiert. Beide glänzen – ebenso wie Jesse Plemons – wieder in ihren kaum an Absurdität zu übertreffenden Rollen. Eine weitere Gemeinsamkeit: der Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farb-Aufnahmen.

Obwohl die drei Geschichten wiederkehrende Motive haben, ist es frustrierend schwer, eine zentrale These oder eine verbindende Idee zu erkennen. Jede einzelne Geschichte des Films fühlt sich an wie eine “Black Mirror”-Episode, bei der man jedoch nicht versteht, worum es geht. Eines ist klar: Jegliche Form von Freundlichkeit fehlt in allen drei Teilen auffallend.

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